MissMogwai
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Die Kunst der Verführung
01.05.2016 um 00:43Hey,
eigentlich wollte ich in diesem Thread etwas vollkommen anderes behandeln, welches jedoch auch auf den Titel passt. Während des Schreibens der Einleitung kamen mir jedoch Dinge in den Kopf, die ich als deutlich wichtiger erachte.
Ich beschäftigte mich im Moment sehr ausgiebig mit dem Thema "Verführung". Wozu dient sie? Sicherlich um Begierde, welche aufgrund eines Mangels entsteht, zu stillen - das muss sich bestimmt nicht nur auf sexuelle Interaktionen beziehen. Habe ich keinen Durst trinke ich ja auch nichts. So kam ich also zu dem Schluss, dass jemand der nicht das Bedürfnis nach einem heißen Flirt, einer Zigarette, oder Alkohol hat, auch nicht danach dürstet und nicht darauf zurück greift.
Kann ich nur auf gewisse Suchtmittel verzichten, wenn ich einen gewissen Ersatzstoff erhalte? Ein Beispiel: Über viele Jahre hinweg (eigentlich mein ganzes bisheriges Studium) verbrachte ich meine Abende im Suff. Abends mindestens ein Bier trinken, mehrfach die Woche Trinkeskapaden inkl. Abstürze, dafür eine, in meinen Augen, spannende Zeit mit vielen interessanten Erlebnissen...die Fatalität des Alkohols sah ich erst, als ich meine alte Beziehung beendete, die ich erst nach 3,5 Jahren Fernbeziehung als vollkommen hoffnungsloses Desaster erkannte, und zufällig einen anderen Mann kennen lernte, der mich über das Problem bzgl. Verführung unterrichtete, und mir neue Perspektiven aufzeigte. Warum verführte mich der Alkohol immer wieder aufs Neue? Möglicherweise aufgrund der Tatsache, dass er mir die Kontrollillusion gab mein Leben im Griff zu haben, obwohl dem nicht so war. Seit einem halben Jahr habe ich keinen Tropfen Alkohol angerührt, komischerweise weil ich mich zu anderen Dingen hinreißen lasse, vielleicht gerade weil ich auf einmal jemanden habe, der mich auch mal in den Arm nimmt, und mich im richtigen Leben unterweist... Aber ist das nicht auch nur eine neue Verführung? Ein Ersatzstoff? Bin ich nicht diejenige die abends in ihrem Bett weint, wenn er mal wieder über die zahlreichen heißen Frauen gesprochen hat, die ihn schon verführt haben? Kleide ich mich deswegen auffallend aufreizend, um diesem Mann (und somit auch ziemlich vielen anderen, die mir hinterherpfeifen - wohlgemerkt, weil auch diese eine Begierde haben die ungestillt ist?) zu gefallen. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes ernüchtert.
Betrachtet man die Tatsache, dass unglaublich viele Menschen den sinnlichen Genüssen verfallen sind, nach ihnen geiern wie ein Baby nach der stillenden Brust seiner Mutter, ist es unglaublich, wie viele Menschen einen gewissen Mangel verspüren müssen, der gleichsam offensichtlich ist. Der Obdachlose, der zum Handtaschendiebstahl verführt wird weil er hungrig ist, der Mann, der nicht mehr von seiner Ehefrau beachtet wird und deswegen ins Bordell geht, die Schüler die ein anderes Kind mobben, weil es eben nicht im Wohlstand lebt, dafür mit dem Herz auf der Hand durch die Welt geht: Das sind nur drei Beispiele, die mir spontan einfallen. Diese Handlungen werden in der Regel verteufelt, sind evtl. strafbar, und es gibt ein klares Täter-Opfer-Konzept. Aber kann ich jemanden verurteilen, der aus einer offensichtlichen Notsituation heraus agiert hat, der leidet wie jeder andere auch?
Ich komme nach dieser simplen Betrachtung zu dem Fazit, dass die oft verteufelte aber dennoch notwenige Verführung ein temporäres Heilmittel von Schmerz und Leid darstellt, welches häufig mit Konsequenzen einhergeht, die den Täter in weitere Schwierigkeiten bringt. Die Verführung lässt doch vielmehr auf ein Problem hindeuten, welches möglicherweise tiefer gehend ist, und demnach bekämpft werden muss, um Wiederholung zu vermeiden, oder etwa nicht?
Haltet ihr ein Verständnis für den Täter ebenso angebracht wie für das Opfer?
Sind Lösungsansätze überhaupt möglich (etwa so was wie Grundeinkommen, vom Staat finanzierte Wohnräume, verbesserte Kindererziehung die Wert auf Mitgefühl legt)?
Erkennt ihr euch in diesem Text möglicherweise selbst wieder?
eigentlich wollte ich in diesem Thread etwas vollkommen anderes behandeln, welches jedoch auch auf den Titel passt. Während des Schreibens der Einleitung kamen mir jedoch Dinge in den Kopf, die ich als deutlich wichtiger erachte.
Ich beschäftigte mich im Moment sehr ausgiebig mit dem Thema "Verführung". Wozu dient sie? Sicherlich um Begierde, welche aufgrund eines Mangels entsteht, zu stillen - das muss sich bestimmt nicht nur auf sexuelle Interaktionen beziehen. Habe ich keinen Durst trinke ich ja auch nichts. So kam ich also zu dem Schluss, dass jemand der nicht das Bedürfnis nach einem heißen Flirt, einer Zigarette, oder Alkohol hat, auch nicht danach dürstet und nicht darauf zurück greift.
Kann ich nur auf gewisse Suchtmittel verzichten, wenn ich einen gewissen Ersatzstoff erhalte? Ein Beispiel: Über viele Jahre hinweg (eigentlich mein ganzes bisheriges Studium) verbrachte ich meine Abende im Suff. Abends mindestens ein Bier trinken, mehrfach die Woche Trinkeskapaden inkl. Abstürze, dafür eine, in meinen Augen, spannende Zeit mit vielen interessanten Erlebnissen...die Fatalität des Alkohols sah ich erst, als ich meine alte Beziehung beendete, die ich erst nach 3,5 Jahren Fernbeziehung als vollkommen hoffnungsloses Desaster erkannte, und zufällig einen anderen Mann kennen lernte, der mich über das Problem bzgl. Verführung unterrichtete, und mir neue Perspektiven aufzeigte. Warum verführte mich der Alkohol immer wieder aufs Neue? Möglicherweise aufgrund der Tatsache, dass er mir die Kontrollillusion gab mein Leben im Griff zu haben, obwohl dem nicht so war. Seit einem halben Jahr habe ich keinen Tropfen Alkohol angerührt, komischerweise weil ich mich zu anderen Dingen hinreißen lasse, vielleicht gerade weil ich auf einmal jemanden habe, der mich auch mal in den Arm nimmt, und mich im richtigen Leben unterweist... Aber ist das nicht auch nur eine neue Verführung? Ein Ersatzstoff? Bin ich nicht diejenige die abends in ihrem Bett weint, wenn er mal wieder über die zahlreichen heißen Frauen gesprochen hat, die ihn schon verführt haben? Kleide ich mich deswegen auffallend aufreizend, um diesem Mann (und somit auch ziemlich vielen anderen, die mir hinterherpfeifen - wohlgemerkt, weil auch diese eine Begierde haben die ungestillt ist?) zu gefallen. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes ernüchtert.
Betrachtet man die Tatsache, dass unglaublich viele Menschen den sinnlichen Genüssen verfallen sind, nach ihnen geiern wie ein Baby nach der stillenden Brust seiner Mutter, ist es unglaublich, wie viele Menschen einen gewissen Mangel verspüren müssen, der gleichsam offensichtlich ist. Der Obdachlose, der zum Handtaschendiebstahl verführt wird weil er hungrig ist, der Mann, der nicht mehr von seiner Ehefrau beachtet wird und deswegen ins Bordell geht, die Schüler die ein anderes Kind mobben, weil es eben nicht im Wohlstand lebt, dafür mit dem Herz auf der Hand durch die Welt geht: Das sind nur drei Beispiele, die mir spontan einfallen. Diese Handlungen werden in der Regel verteufelt, sind evtl. strafbar, und es gibt ein klares Täter-Opfer-Konzept. Aber kann ich jemanden verurteilen, der aus einer offensichtlichen Notsituation heraus agiert hat, der leidet wie jeder andere auch?
Ich komme nach dieser simplen Betrachtung zu dem Fazit, dass die oft verteufelte aber dennoch notwenige Verführung ein temporäres Heilmittel von Schmerz und Leid darstellt, welches häufig mit Konsequenzen einhergeht, die den Täter in weitere Schwierigkeiten bringt. Die Verführung lässt doch vielmehr auf ein Problem hindeuten, welches möglicherweise tiefer gehend ist, und demnach bekämpft werden muss, um Wiederholung zu vermeiden, oder etwa nicht?
Haltet ihr ein Verständnis für den Täter ebenso angebracht wie für das Opfer?
Sind Lösungsansätze überhaupt möglich (etwa so was wie Grundeinkommen, vom Staat finanzierte Wohnräume, verbesserte Kindererziehung die Wert auf Mitgefühl legt)?
Erkennt ihr euch in diesem Text möglicherweise selbst wieder?