@shionoro shionoro schrieb:Ich sagte, dass der Satz 'Frau Schmidt ist Bäcker' und der Satz 'Herr Schmidt ist Bäckerin' sich um nichts unterscheiden, als dass man hier einmal das generische maskulinum und ein anderes mal das generische femininum benutzt.
Ob und welches man benutzen möchte obliegt in jedem Fall dem demjeniegen, der spricht.
Das ist nicht schwer zu verstehen.
Es entstehen jedoch durch die jeweilige Verwendungsform unterschiedliche Probleme, die ich noch einmal verdeutlichen möchte.
Beim gen. M. müsste es lauten:
a) Frau Schmidt ist Bäcker.
b) Frau Schmidt und Herr Kuhn sind Bäcker.
Beim gen. F. müsste es lauten:
c) Herr Schmidt ist Bäckerin.
d) Frau Schmidt und Herr Kuhn sind Bäckerinnen.
Bsp. a) gilt mittlerweile weitestgehend als veraltet, Bsp. b) ist noch immer die Regel, Bsp. c) hat sich im Moment noch nicht durchgesetzt, Bsp. d) hat sich im Moment noch nicht durchgesetzt.
Was sich jedoch durchgesetzt hat:
e) Frau Schmidt ist Bäckerin
Ein generisches Femininum gilt im Moment als noch nicht existent, was darauf schließen lässt, dass weibliche Endungen noch immer als markiert gelten.
Im Singular geht man mittlerweile jedoch konsequent dazu über, Berufsbezeichnungen geschlechterspezifisch zu unterscheiden, ein Vorgang, der im Plural nur sehr selten vorkommt, hier gilt Satz b) noch immer als gängige Praxis, während Satz d) als stark markiert wahrgenommen wird.
Würde nun ein gen. M. parallel zu einem gen. F. existieren (jeder soll schreiben und sprechen, wie er möchte), wobei ich glaube, dass das eine das andere ausschließt, müssten weibliche Endungen nicht mehr als markiert betrachtet werden.
Ohne Restriktionen könnte dies zu großer sprachlicher Verwirrung führen, da sehr viele unterschiedliche Formen nebeneinander existieren dürften, deren inhaltlicher Gehalt nicht mehr klar erkennbar wäre.
Folgende Aussage wäre dann ohne Kontextbezug richtig:
- Gestern haben die Niederländerinnen gegen die Spanier bei der WM gewonnen.
Das Problem besteht darin, dass es im Moment kein gen. F. gibt, was dazu führt, dass weibliche Endungen an Berufsbezeichnungen redundante Informationen liefern können. (siehe Satz e) )
Es wurde nun darüber gesprochen, dass Satz a) als diskriminierend wahrgenommen werden kann, was für Satz b) im Moment noch nicht gilt.
Das halte ich für eine Inkonsistenz.
Die Folge daraus wäre nun eine generelle Abkehr vom gen M. hin zum gen. F., was im Moment noch nicht erkennbar ist, oder eine Beibehaltung und Akzeptanz des gen. M.
Auch eine Mischform wäre denkbar, wobei im Singular strikte Unterscheidungen vorgenommen werden in Bezug auf das Geschlecht, die wiederum für den Plural irrelevant sind.
Konstruktionen wie in f) gelten weiterhin als schwerfällig und holprig:
f) Frau Schmidt ist Bäckerin und Herr Kuhn ist Bäcker.
Doch warum sollte sich Frau Schmidt in Satz a) diskriminiert und in Satz b) nicht diskriminiert fühlen? Das ergibt keinen Sinn und diesen Missstand wollte ich aufzeigen.
:)