Seps13 schrieb:Jetzt steht für uns wieder die Überlegung an, was ist wahrscheinlicher:
1. Er hat diese Lüge einfach aufs Geratewohl erzählt, in der Hoffnung, Elizabeths Blut wird nicht gefunden bzw. sie hat die gleiche Blutgruppe wie er. EH hat zwar nicht die gleiche Blutgruppe, aber ihr mordender Drogenfreund, von dem JS zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht wusste. Zufall.
2. Er war am Tatort, hat geblutet, hat die Wahrheit gesagt und sein Blut wurde passend dazu auch gefunden. Kein Zufall.
Das bedarf noch einer kurzen Antwort, here we go:
Es geht hier ja um brisante Blutspuren des Täters (stark blutend), die auch außerhalb der eigentlichen Crime-Szene (also auch im Flur, im Bad, am Eingang, vor dem Haus, im Auto) potenziell auffindbar waren.
Als unschuldiger JS ist es kompletter Unsinn, ein falsches Geständnis mit einer frei erfundenen Geschichte eines blutenden Täters (mit der eigenen Blutgruppe) plausibler machen zu wollen. Das Gegenteil ist der Fall, so eine Lüge musste lange nach Abschluss der SpuSi-Arbeiten praktisch sofort auffliegen. Besonders weil die Täterin (EH) solche Blutspuren nicht verursacht haben konnte, was JS ganz genau wusste.
EH hat ihre Blutproben direkt nach der Tat freiwillig bei der Polizei abgegeben, war nicht verletzt und hat Derartiges auch nicht berichtet, denn sonst hätten sie bereits vor EHs Blut-Abgabe flüchten müssen oder JS wäre auf Mr. X aufmerksam geworden.
Nachdem EH ihr Blut abgeben hatte, waren sie sogar auf Urlaub in Europa und sind nach Virginia zurückgekehrt, ohne diese beste aller Fluchtmöglichkeiten auszunutzen.
Aus JS angeblicher Unschuld-Sicht war es also auszuschließen, dass am Tatort Blutspuren des Täters (EH) existieren. Dennoch erfindet er dieses Täterblut-Märchen? Und es wurden auch tatsächlich Blutgruppe 0 Spuren gefunden, genau da, wo man es nach JS Märchen vermutet:
- Eingangstüre 2FE, 4FE, 5FE, 6FE
- Bad 1B
"I noticed that I was bleeding too profusely to be able to return to Washington. ... That is why I drove back once more."
"I was once in the bathroom and got something to bandage my hand."
[ auf Socken zur Tür raus - mit dem Auto zum Müllcontainer - unsicher ob er nen leicht touchierten Hund verletzt hatte - weil Finger zu stark blutet zurück zum Tatort - Tür rein - im Bad Hand verbunden - Tür raus - erneut zum Müllcontainer und Tat-Kleidung etc. entsorgt - dann zurück nach Washington DC ]
Zugegeben, im Auto wurden scheinbar keine Blutspuren gefunden. Das heißt aber nichts, wenn man sich von der bildlichen Vorstellung befreit, JS hätte sich mit nassem Blut überströmt ins nicht präparierte Auto gestürzt.
Ok und nun soll es plötzlich EHs Drogenkumpel Mr. X gewesen sein, der JS Blutgruppe an den Tatort blutete, an den von JS genannten Bewegungspunkten, wo JS mit blutender Wunde rumlief (in der Vision)?
:shot:Beim Thema Tatwaffe windet sich JS wie ein Aal, trotz unzähliger Ansprechversuche durch die Ermittler. Er will keine Indizien für Vorsatz und Planung liefern, so gesehen als Täter verständlich, dieses Ziel erreicht er aber mit wohlüberlegtem Schweigen. Er saugt sich also keine falsifizierbare Märchengeschichte aus den Fingern, wie angeblich bei den blutenden Täter.
Ähnliches Taktieren zeigte JS bereits, als er aufgefordert wurde, sein Blut sowie seine Fuß- und Fingerabdrücke abzugeben. Zuerst verweigert er die Abgabe aus fadenscheinigen Gründen, dann verschiebt er den Termin wegen angeblichem Uni-Stress und dann flüchtet er 3 Tage vor dem letzten Abgabetermin nach Europa. Zuvor verwischte er in seiner Wohnung und im Auto Fingerabdrücke. Auch hier verlässt er sich nicht wie ein Unschuldiger auf falsifizierbare Blut- und Abdruckspuren, sondern flüchtet Hals über Kopf.
Bei den 3 Sachverhalten (Entziehung Erkennungsdienst / Flucht, Tatwaffe, verletzter Täter) und in ganz Mortal Thougths sehe ich einen wohlüberlegten 18/19-jährigen JS, der zwar intelligent taktiert (auch lügt), aber niemals leichtfertig an wichtigen Punkten mit falsifizierbaren Geschichten operiert. Berücksichtigt man JS intellektuellen Background, verhielt er sich bei einer lebensnahen Betrachtung durchgehend wie der Täter.
Wie oben begründet, sieht die Wahrscheinlichkeit, dass JS mit der stark blutenden Verletzung Täterwissen preisgab, über meinen Stochastik-Daumen gepeilt so aus: p(JS Täterwissen) = 0.99
;)Ich denke, bei der Erwähnung des Täter-Blutes war es JS ganz einfach egal, dass er damit beweiskräftiges Täterwissen preisgab, denn er wollte ja sowieso für eine "versehentliche Doppeltötung im Affekt mit Bodenmalerei" nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, was für EH nicht möglich war.
Der Deal bzw. die rationale Überlegung zwischen den Gemeinschaftstätern EH und JS bestand meiner Überzeugung nach nämlich darin, dass JS die mit am Tatort befindliche EH vor einer Mordanklage schützen wollte. So wären beide im Worst Case nach 5-10 Jahren wieder frei gewesen, EH musste dafür nach Washington DC gelogen werden und JS blieb wahrheitsgemäß am Tatort. Eine Win-Win-Strategie, bis Updike die EH mit einem (scheinbar) besseren Kronzeugen-Angebot verführte, was JS bis heute nicht verkraftet hat.
Damit wendete sich o.g. Deal, JS eigener Plan und seine Freundin als Kronzeugin mit voller Breitseite gegen ihn. Er hatte zwar sorgfältig und überlegt gestanden, also nur Täterwissen preisgegeben, das sein Ziel einer Verurteilung für eine Affekt-Tat nicht gefährdete, aber eine Unschuld-Story war unter diesen Voraussetzungen mehr als ambitioniert. Deshalb kam er mit der "Das Versprechen"-Story auch erst 4 Jahre später raus, als feststand, dass er keinen Prozess in D bekam, womit er bis nach dem 89er EGMR-Urteil noch fest rechnete.
Unabhängig von seinem Auslieferungskampf hatte JS in dieser misslichen (aber verdienten) Lage nur 2 Optionen, auf die er sich in den knapp 4 Jahren akribisch vorbereiten konnte: Entweder den Deutschen die abgeschwächte Wahrheit erzählen oder den Amis eine gerichtsfeste Lügenstory (fast unwiderlegbar aber unglaubwürdig). Man kann sich vorstellen, was mehr Arbeit war und was er hier ausgebrütet hat:
I did not know this person called Elizabeth Roxanne Haysom. How could she tell such horrible lies about me, the man who had saved her life?
[ Wie kommt JS eigentlich retrospektiv in den 90ern auf das schmale Brett, dass er EH das Leben gerettet hat? Sein Prozess hätte ihm doch zeigen müssen, dass EH an seiner Stelle von der Mord-Tat freigesprochen worden wäre, da neben dem fehlenden Geständnis weder der Sockenabdruck noch das 0-er Blut gepasst hätten.
Hätten JS und EH in vertauschten Rollen agiert, weil JS aufs nicht zu reinigende Fliegengitter der Eingangstüre blutete, also wenn sie ihm das ominöse Versprechen gegeben und JS den Deal mit Updike gemacht hätte, dann säße JS 90 Jahre ein und EH würde frei rumlaufen.
:D ]
To answer that question and to explore all the other mysteries of our relationship I wrote a document entitled "Legal Notes and Arguments" between 1987 and 1989. Over hundreds and hundreds of pages I listed evidence and explanations and arguments in strict outline format, refining and rewriting countless times. It was a sad and futile undertaking, but it kept me sane: all those cold, hard facts left no room for feelings. As long as I kept writing, kept building and re-building that dike of scribbled paper, plugging holes in the sea wall whenever they opened up, the dark oceans of pain could not flood into my cell and drown me. My pen kept me safe.
Mortal Thougths, Kapitel 9
Für mich ist ganz eindeutig, dass JS dem US-amerikanischen Gericht 1990 sein erstes Märchenbuch auftischte (Mortal Thoughts) und seit 32 Jahren selbst in genau dieser POT-Welt - Perversions of the truth gefangen ist, die er der 20-jährigen EH einst attestierte. Leute, JS verarxxxt euch ... (EH auch, damals)