Venice2009 schrieb:Soweit ich weiß, ist es nicht einmal erwünscht, wenn man die Seite seiner Unterstützer liest.
In der Tat hat der Unterstützerkreis wiederholt davor gewarnt, auf eigene Faust irgendwelche Aktionen zu unternehmen. Wobei ich nicht glaube, dass diese Mails an Gouverneur McAuliffe einen großen Unterschied machen. Ich glaube nämlich inzwischen, dass der Mann nach den Wahlen eine Entscheidung zugunsten von JS fällen wird, und zwar aus politischen Kalkül. Terry McAuliffe hat Ambitionen, Präsidentschaftskandidat bei den Wahlen von 2020 zu werden. Ich vermute, dass vernünftige und besonnene Köpfe unter den Demokraten sich schon jetzt Gedanken über außenpolitische Schadensbegrenzung machen. Immerhin hat der jetzige Präsident so ziemlich alles in seiner Macht getan, um das internationale Ansehen der USA nachhaltig zu schädigen.
Wenn McAuliffe besonnen und vernünftig ist - wovon ich mal ausgehe -, könnte seine Überlegung in etwa so aussehen: Nach dem Bekanntwerden der DNA-Ergebnisse und der öffentlichkeitswirksamen Unterstützung für JS durch zwei Gesetzeshüter mit langjähriger Berufserfahrung bestehen starke Zweifel an der Schuld des Verurteilten. Und jetzt macht sich auch noch die deutsche Regierung für JS stark und lässt über den Botschafter und einen ehemaligen Bundespräsidenten verkünden, dass sie inzwischen von Sörings Unschuld überzeugt ist. Da vernünftige Köpfe in den USA sich heute schon überlegen, wie sie in Zukunft das angeschlagene Verhältnis zur internationalen Gemeinschaft reparieren können (so etwas in der Art äußerte neulich Ex-Verteidigungsminister Guttenberg bei einer Wahlkampfveranstaltung der CSU), wäre eine Begnadigung von JS und anschließende Überstellung nach Deutschland eine möglicherweise wirksame Geste.
Ich vermute, dass es in den nächsten Monaten folgendermaßen weitergeht: Das Parole Board wird die Entlassung auf Bewährung auch dieses Mal ablehnen, wahrscheinlich unter Berufung auf die ihm vorgegebenen engen Parameter. In verständlichem Deutsch: Das PB wird argumentieren, es sei nicht seine Aufgabe, über Schuld oder Unschuld zu entscheiden. Was für das PB einzig und allein zählt, ist die Schwere der Tat und die mangelnde Reue des Verurteilten. Nach der Ablehnung durch das PB und den Wahlen am 7. November - whatever comes first - wird Gouverneur McAuliffe oder sein Amtsnachfolger (vorausgesetzt, der Kandidat der Demokraten gewinnt) ein "conditional" oder "unconditional pardon" beschließen und JS unverzüglich abschieben lassen.