Venice2009 schrieb:Im Grunde genommen ist es doch so. Eigentlich müssten die Haysoms gar nicht tot sein. Denn es gibt, bis auf die Blutgruppe 0, die niemandem zugeordnet werden kann, da nicht auswertbar, nicht Konkretes was auf einen/zwei/drei Täter hinweisen würde.
Wir wissen, dass die Haysoms ermordet wurden. Wir wissen, dass Jens Söring und Elizabeth Haysom damit zu tun haben.
Darüber hinaus wissen wir recht wenig - weil beide sich nicht an der Aufklärung der Tat beteiligt haben. Keiner von beiden hat ausgepackt - auch wenn es bei Elizabeth Haysom den Anschein hatte.
Wir wissen, dass beide eine gewisse morbide Grundhaltung hatten. Es scheint so, dass zumindest Elizabeth Haysom diese Morbidität auch gegenüber ihrer Mitbewohnerin hat durchblicken lassen ("Ich glaube Jens ist der Mörder" - obwohl sie ihn mit auf die Beerdigung nahm und weiterhin Kontakt zu ihm hatte. Mit einem Mörder zu tun zu haben schien für sie nicht gänzlich abwegig zu sein.) Inwieweit andere Personen im Umfeld der beiden von den düsteren Fantasien wussten und vielleicht ähnlich fasziniert davon waren, wissen wir nicht.
Wir wissen, dass die beiden bereit waren, beim Geldverdienen eine Abkürzung zu nehmen: die Betrügereien auf ihrer Flucht bezeugen das eindrucksvoll. Und zumindest Söring schien sich in der Rolle eines "Assassin" zu gefallen (wenn es stimmt, was Elizabeth zu berichten weiß, und dass bei ihnen ein "Soldier of Fortune"-Heft gefunden wurde). Das könnte auch der Grund sein, warum er sich als Täter darstellte - nicht weil er irgendjemanden vor irgendetwas retten wollte. Aber das würde auch die Glaubwürdigkeit des Geständnisses trüben. Vermutlich wussten beide irgendwann nicht mehr so genau, was ist Realität, was Fiktion.
Irgendwo darin verborgen muss das Motiv für die Morde liegen - die Motiv-Varianten die die beiden anboten, erscheinen mir nicht so zwingend. Jemand, der bereit ist Betrügereien im großen Stil zu begehen, und damit auf die Meinung der Allgemeinheit pfeift, sieht sich durch die Meinung eines alten Mannes in seinem Leben beeinträchtigt? Weiß nicht.
Am wahrscheinlichsten scheint mir als Motiv der Wunsch, schnell an Geld zu kommen - ein Wunsch, der sich ja auch in den Betrügereien widerspiegelt. Mir scheint, dass die beiden mit ihrem Leben unzufrieden waren und neu anfangen wollten. Unzufriedenheit würde zumindest zu den morbiden Gedanken passen.
Wir wissen auch, dass dieses Wochenende für einen Mordplan nicht ganz so geeignet war: wenig später hätten sie das Auto von Söring nutzen können, dann wäre das mit den überschüssigen Meilen nicht aufgefallen. Insofern kann es auch eine eher spontane Tat gewesen sein - so wie es Richter Sweeney zu sehen scheint - eine Tat, ohne nachvollziehbarem Motiv, die sich irgendwie entwickelt hat.
Was das konkret für den Ablauf der Tat bedeutet, weiß ich nicht.