Für manche Europäer ist eben die Todesstrafe oder das Strafmaß der Amerikaner ungerecht, antisozial oder wie auch immer...wieso soll man da den Mund halten?
Stimmt. Es gibt keinen Grund, hier den Mund zu halten. Das sehen übrigens nicht nur viele Europäer so. In Südamerika ist die Todesstrafe komplett abgeschafft, in Kanada, Mexiko und Mittelamerika weit überwiegend. Sogar Kuba scheint seit langem nicht mehr zu vollstrecken. Das sollte doch zu denken geben. Die USA scheinen zudem der einzige Staat auf der Welt zu sein, die zur Tatzeit Jugendliche zu einem Leben hinter Gittern verdammen. Das Fass "Guantanamo" und "Black Sites" etc. möchte ich jetzt nicht aufmachen...
Deshalb reise ich trotzdem gerne in die USA
Ich nicht. Und ich werde es im Leben wohl auch nicht mehr tun. Bereits mit den Einreisebedingungen bin ich nicht einverstanden. Das ist unnötig zickig. An der Grenze werden prozentual zwar nur wenige Mitteleuropäer abgewiesen. Aber allein die Prozedur und die Befugnisse der Grenzbeamten (z.B. Möglichkeit des Durchforstens von Smartphones / Laptops ohne richterliche Anordnung) vermitteln einreisenden Menschen das Gefühl, per se erstmal verdächtig zu sein. Kein gutes Aushängeschild. Vielleicht so gewollt. Eigentlich sollte die EU es umgekehrt genauso machen. Kanada z.B. gefiel mir deutlich besser. Kanadier vernachlässigen nicht den Sicherheitsaspekt, aber bei ihnen herrscht ein anderer Geist.
Das Land ist technologisch einerseits führend, mindestens auf dem Papier. Aber andererseits auch marode. Bei mir überwog der Eindruck des Letzteren. Für ein auf dem Papier hoch entwickeltes Land ist das schon verwunderlich. Das Justizsystem ist wohl weder das beste noch das schlechteste auf dieser Welt, z.B. das Jurysystem hat Vor- und Nachteile, wird aber von US-Bürgern, die dafür ausgewählt werden oft als Belastung empfunden. Generell ist die Strafjustiz politischer und aufgestellt als bei uns und man kann schon von einem gewissen "Bühnencharakter" sprechen. Aber für das drakonische Rechts
verständnis besonders im Strafrecht (aber auch "punitive damages" aus dem Zivilrecht und Bußgelder gegenüber wirtschaftlichen Einheiten sind ein Thema) habe ich wenig Verständnis. Eine (wohl langsam schrumpfende) Mehrheit der US-Amerikaner will es offenbar so. Sie glaubt daran.
Ich ziehe für mich die Konsequenz und reise dort weder ein noch betätige ich mich wirtschaftlich dort.
Im Fall Söring geht es vielen Unterstützern wohl auch nicht wirklich um die Schulfrage. Ihnen geht es darum, diesem Menschen einen Lebensausklang in Würde zu ermöglichen. Es ist absolut legitim, sich dafür einzusetzen.