Ist diese Liste wirklich eine Smoking Gun?
Sie wurde tendenziös zusammengestellt und ist von daher schon in Ihrer "Komposition" zu hinterfragen.
Daneben steht jetzt das unverückbare Faktum, dass zwei andere Männer am Tatort waren!
1. Briefwechsel EH mit JS mit mehr oder weniger konkreten Äußerungen, dass die Eltern aus dem Leben von EH verschwinden sollten. Söring schrieb sogar, dass es in der Gegend der Eltern von EH ja in letzter Zeit mehrfach Überfälle gegeben hätte, dieses Mal könnte es ja auch die Hausherren selbst treffen.
2. Flucht aus den USA, als er Finger- und Fußabdrücke geben soll. Abbruch des Studium, Verzicht auf Stipendiatsgelder.
3. Kriminelle Karriere in Asien und Europa mit Pass- und Scheckfälschungen, dabei sogar verkleidet/mit falschem Bart
4. Kleinbetrügereien (z.B. Unfall mit Mietwagen)
5. Rechtfertigung der Tat von EH immer mit ihrer Lügenkarriere/Borderliner. Seine einschlägigen psychiatrischen Diagnosen aus GB erwähnt er selten bzw. nicht (z.B. psychische Abhängigkeit von EH, Psychose, ...).
6. Mehrfache Geständnisse in GB gegenüber GB-Polizisten und auch gegenüber Gardner/Updike aus den USA, Geständnisse auch gegenüber den Psychiatern, die ihn ärztlich untersuchten und entsprechende Diagnosen stellten
7. Wird als Täter der Tötungen in den Urteilen des Europ. Gerichtshof für Menschenrechte in 1989 genannt, obwohl EH schon 1987 verurteilt wurde, daher sein ominiöse Versprechen, sie vor dem elektr. Stuhl zu bewahren, erfüllt war. Spätestens nach ihrem Urteil hätte er widerrufen müssen, um glaubhaft zu bleiben.
8. EH hat ihn als Täter in ihrem Prozess und später auch in seinem Prozess belastet, sie hat sich nicht gegen die Auslieferung gewehrt und im Verfahren von vornherein für schuldig bekannt. "First come - first choice", damit ist sie objektiv glaubhafter. EH sitzt auch immer noch im Gefängnis, hat daher für die Aussage gegen ihn in seinem Prozess kein Agreement mit der Staatsanwaltschaft getroffen, die ihr eine frühere Entlassung ermöglichten.
9. Tatort war quasi perfekt sauber gemacht, obwohl die Polizei mit allen Möglichkeiten und sogar technischen Innovationen gearbeitet hat. In dem geführten Indizienprozess war das allerdings für ihn nicht von Vorteil, da durch sein Geständnis alles gegen ihn sprach, aber keine Indizien für seine Abwesenheit unmittelbar dafür sprachen, dass er nicht am Tatort war. Der gefundene Fingerabdruck von EH auf der Wodkaflasche kann alt sein, die Eltern tranken Gin und Scotch. Ein Fingeradruck auf dem Glas von DH kann daher kommen, dass das Glas nicht ordentlich gespült war, das Haar im Waschbecken kann von sonst wem stammen, danach waren auch etliche Leute am Tatort (Vermutung von Englade, dass Geld gestohlen wurde, bevor die Polizei verständigt wurde).
10. Präsentation des Sockenabdrucks: Soweit dieser Beweis überraschend vorgelegt wurde, geht der Punkt an die Staatsanwaltschaft durch den Überrumpelungsmoment. Jedoch ist auch im Gutachten, das JS für seine Revision anfertigen ließ, nicht von Manipulation der Folien die rede. Vielmehr erweckt es den ersten Eindruck, dass das gut passen könnte. Wenn seine Anwälte von dem Beweismittel schon früher wussten, ist auch ihm die schlechte Verhandlungsführung der Anwälte zuzurechnen - da hätte er darauf bestehen können/müssen. Sein Anwalt Neaton hat die Bedeutung des Sockenabdrucks in seinen Ausführungen nach der Sockenabdruckpräsentation und in seinem Schlussplädoyer allerdings gewürdigt bzw. dessen Beweiswert bestritten. Für ein Sachverständigengutachten fehlte ggf. Geld oder die Einsicht, dass das unbedingt gemacht werden müsste, möglicherweise wurde die Bedeutung im Prozess von Söring und seinen Anwälten nicht erkannt. Eine Anfechtung erst im Revisionsverfahren war daher von vornherein aussichtslos.
11. Schlechtes Alibi in Washington ohne Zeugen. Wenn es wenigstens noch ein Museum/Restaurant/öffentlicher Ort o.ä. gewesen wäre, es hätte auch schon gereicht, wenn er seine vorhandene Kreditkarte irgendwo für eine Anschaffung genutzt hätte, dann wäre mit dem Beleg das Alibi wasserdicht gewesen
12. Umschwenken nach der Auslieferung nach Virginia darauf, dass vsl. EH bzw. EH mit Komplizen bzw. gar nicht EH, sondern die bereits erwähnten beiden Landstreicher die Eltern getötet hätten. 2 Täter Hypothese, obwohl er in den Vernehmung doch sogar eine mögliche Notwehrsituation als Einzeltäter genannt hatte. Eltern hatten >2 Promille Alkohl, waren schon älter, daher sehr gut denkbare Möglichkeit, dass die Tat von nur 1 Täter durchgeführt wurde
13. Unzutreffendes Argument, dass die Eltern ihn nicht ins Haus gelassen hätten, er als Täter ausscheide. Dafür hatte er den Hausschlüssel von EH bekommen können, da er mit ihr bereits 2x in Abwesenheit der Eltern ein WE dort verbracht hatte
14. Äußerung gegenüber Gardner, nochmals auf Socken zum Haus zurückgekommen zu sein (kongruent mit dem gefundenen Sockenabdruck, es wurde noch ein halb verwischter Schuhabdruck gefunden). Wieso sollte der/die Täter nach der Tat ihre Schuhe ausziehen und wenn doch, warum sollten sie diese ungewöhnliche Vorgehensweise auch noch der Polizei schildern, da diese Aussage selbst bei einer später behaupteten Falschaussage ein starkes Indiz ist, dass man tatsächlich doch an der Tat beteiligt war.
15. JS hat den Außenlichtschalter im Master Bedroom bei seiner Rückkehr nicht gefunden, obwohl er das Licht ausmachen wollte (das schreibt Gardner an den Gouvernei McDonnel, Sörings Anwälte bestreiten allerdings in ihrer Antwort auf den Brief, dass Söring das damals so ausgesagt hätte, er wäre mit der Haustechnik durch den 2maligen Besuch vertraut gewesen).
16. Bisher Verweigerung eines Lügendetektortests.
17. Geständnis der Tat auch gegenüber seinem Freund Matthias, der das nach seinem Prozess an das Parol Board schrieb. And, according to Matthias, Soering not only confessed but bragged. He was proud of what he'd done. auf deutsch: Und, nach Angaben von Matthias, hat Söring nicht nur gestanden, er prahlte sogar damit. Er war stolz darauf, was er getan hat.
18. Absolut ungewöhnliche Reaktion auf der angebliche Geständnis der Freundin - er informiert nicht die Strafverfolgungsbehörde, er deckt sie einfach und lebt völlig unberüht seinen Alltag weiter. Wie viele "normale" 18 Jährige schaffen das?
19. Absolut unglaubwürdige "Cover story" - wie er in Washington bleibt und angeblich drei Filme anschaut. Allein die Tatsache, dass der letzte Film um Mitternacht beginnt (bei einer "normalen" Kurierfahrt wäre EH zu der Zeit schon wieder dagewesen) = all das macht keinen Sinn.
20. Weglügen des Motivs. Während er sich als "neuen Schwiegersohn" präsentiert, war er bei den Haysoms ja nicht gerade populär.
21. Die Kilometerzahl auf dem Mietwagen, die ja irgendwer drauf gefahren haben muss. Jemand, der einen Autoschlüssel zu dem Wagen hatte.
22. Das Fehlen von Wut & Verzweiflung ... wenn du wirklich unschuldig einsitzt, dann bist du doch wesentlich emotionaler, v.a., wenn du seit 29 Jahren dort bist. Dein ganzes Leben rauscht da vorbei ...
23. Das konstante Vertuschen der Fakten. Er behauptet Dinge, die nicht stimmen (z.B. dass es nach der 21 Tage Regel gelungen war, den Kinokartenverkäufer zu finden). Wenn du doch jemand hast, der nach deiner Verurteilung als absoluter Entlastungszeuge für dich dient, dann redest du doch nicht so um den heißen Brei herum. Buchanan wird doch auch immer wieder namentlich genannt.
24. Die ganzen "Red Herrings" - z.B. die Buchanan Geschichte, die ist so unglaubwürdig. Dann die Landstreicher ...
25. Der Tagebucheintrag von EH über die Fingerabdrücke von JS
26. Der Zeitpunkt der Flucht
27. Fortwährende Verunglimpfung von EH, beispielsweise als Prostituierte
28. Punkt 19 müsste dahingehend ergänzt werden, dass die Kurierfahrt an sich ja auch keinen Sinn macht.
29. Punkt 17 müsste dahingehend ergänzt werden, dass JS auch gegenüber einem Mitglied dieses Forums die Tat gestand.
30. Punkt 24 ist ja hier im Thread ausreichend auseinander genommen worden. Müsste noch ausgeführt werden (auch hier fehlende Kreditkartenbelege, unglaubwürdig weil kein Mörder 3 Monate das blutige Messer im Auto liegen lässt).
@Rick_Blaine
Die Liste zeigt sehr gut, dass es eigentlich keine 250 Seiten hier braucht, um festzustellen, dass vermutlich der Richtige in Virginia einsitzt.
Du giltst ja hier im Forum als Meinungsführer: Nur „vermutlich“ der Richtige? Nein, tut mir leid, das ist mir zu wenig!
„in dubeo pro reo“