@calligraphie Was die Frage betrifft, ob ich noch etwas verfolge von J.S. - nein, nur wenn hier etwas erwähnt wird, was mich neugierig macht, schaue ich kurz herein, sofern es mich interessiert.
Ich verfolge Andrew Hammel mit seinem Blog und werde sein Buch, wenn es auf Deutsch erschienen sein wird, noch lesen, das Buch von Siegfried Stangl hatte ich kürzlich zufällig in der Hand. Andrew Hammel möchte ich einfach unterstützen in seiner Tätigkeit, sonst würde ich das Buch nicht kaufen.
Da ich den Fall JS verfolge, seitdem er - als er noch, wie es schien, für immer - im Gefängnis war und durch seine Unterstützer im Internet mit seinen Berichten, seinen Newslettern und seiner Flaschenpost regelmäßig präsent war - das ist vermutlich jetzt 20 Jahre her - gibt es da auch gar nicht so viel Neues.
Interessant finde ich noch die Frage, ob ein Gouverneur eines Staates in den US eigentlich einfach ein bestehendes Urteil umwerfen kann, indem er - wie JS es ja gerne sagt - eine vollständige Unschuldserklärung in den Raum wirft.
Bei Debbie Milke, ein Fall, den hier sicher viele kennen, hat es dafür eines neuen Prozesses bedurft, was ja auch eigentlich logisch ist. D.h. erst ein weiteres Gerichtsverfahren konnte damit enden, dass ein Urteil revidiert wird.
Dass JS uns allen gegenüber erklärt, die Regierung von Virginia zweifle vollständig an der Richtigkeit seines Urteils und wolle es nur nicht zugeben, stimmt vermutlich weder formal noch inhaltlich nicht. Aber ich bin kein Jurist, und ich kenne mich schon gar nicht mit der US-amerikanischen Rechtsprechung aus. Aber die Gewaltenteilung ist eine wichtig Säule der Demokratie.
Einzig der Präsident der USA begnadigt traditionellerweise verurteilte Gefangene am Ende seiner Amtszeit, das ist mir bekannt, aber er spricht sie damit nicht frei von aller Schuld, er begnadigt sie nur. Und JS ist auf Bewährung entlassen, das ist ja nichts Neues.
Im übrigen mit der ausdrücklichen Erklärung der Behörden aus Virginia, dass er weiterhin als schuldig gilt.
JS scheint sich immer recht sicher dabei zu fühlen, dass wir alle der englischen Sprache so wenig mächtig sind, dass wir sowieso alles nicht verstehen und er das Blaue vom Himmel herunter behaupten kann.
Und seine eigene Show?
Das habe ich so erlebt: Er ist in Deutschland gelandet, hat einen glitzernden Start als Tiger hingelegt und ist jetzt als Bettvorleger gelandet.
Wie glitzernd seine Show eigentlich war, kann ich gar nicht sagen, weil ich das Format "Talkshow" nicht ansehe, egal welche. Da habe ich seine Auftritte gar nicht gesehen.
Aber mein Eindruck ist: Ohne Andrew Hammels Intervention hätte er schon als berühmter und ehemals unschuldig Inhaftierter weiterhin bessere Chancen gehabt, ein interessanter Gesprächspartner zu sein und zu bleiben, als das jetzt der Fall ist.
Der E-mail Verkehr mit Karin Steinberger, der veröffentlicht wurde, hat seiner Selbstinszenierung ganz sicher auch sehr geschadet, sozusagen das Sahnehäubchen auf all den seriösen und kritischen Berichten, so habe ich es jedenfalls empfunden.
Jetzt bleiben ihm, wie es mir scheint, nur noch eher kurzlebige Kanäle wie youtube - und da schreibt ihr hier, dass kritische Kommentare schnell gelöscht sind, ich wusste gar nicht, dass das geht - oder tiktik toktok, und da bin ich überhaupt nicht unterwegs.
Die ganze nach außen zelebrierte Anpreisung seiner Person steht und fällt mit dem Angelpunkt: "Ich war unschuldig in Haft."
Stimmt das nicht, ist er einfach nichts als ein zu Recht verurteilter Mörder und Betrüger, der seine damalige Mittäterin heute mit Beleidigungen überzieht, und das alles sind keine guten Voraussetzungen, um sich als Lebensberater für ein gelingendes Leben zu inszenieren. Es ist ein instabiles Kartenhaus, das aus meiner Sicht gar nicht mehr da ist. Nur ein Kartenhaufen.
Im übrigen ist es mit Intelligenz so wie mit Muskulatur: Wird sie nicht genutzt, verkümmert sie allmählich. Daher finde ich dieses Gerede von seiner Schlauheit etwas fade. Der Mann hat überhaupt nichts gelernt, keinerlei Berufserfahrung, er hatte mal Potential, aber das hat er nicht genutzt.
Jetzt strampelt er sich nur noch auf Ebenen ab, wie sie seit den Zeiten der social media zu Hunderttausenden genutzt werden. Allein,
wenn ich an die ganzen "digitalen Nomaden" denke, die mit Reiseblogs überleben wollen, das sind ja schon Tausende, wenn man alle englischsprachigen einbezieht. Und jeden Tag kommen neue dazu. Da ist JS nur ein ganz, ganz kleiner Fisch mit begrenzter Lebens- und Wahrnehmungsdauer.
Euch allen einen schönen Sonntag noch!