@dulciwww Ich denke die Formulierung müsste eher lauten: Langzeitinsassen bleiben womöglich zeitlich eingefroren am Ausgangspunkt, dem Zeitpunkt der Tat.
Wen wundert das? Wann wurde er inhaftiert in UK und wann wurde er abgeschoben? Dazwischen liegen Jahrzehnte. Jahrzehnte in denen, bzgl Sozialisierung sozusagen eine Riesenlücke entstanden ist. Da nützt es eben nichts, dass er nun auf einmal ein i phone bedienen kann, oder YT und Tik tok content produziert. Das ist nicht die Frage. Es fehlen einfach sehr wichtige Jahre, in denen Menschen sich üblicherweise sozialisieren. Kontakte zur Außenwelt hatte er ja, wie man hinlänglich weiß. Aber zu wem oder was? Normalerweise machen Menschen in jedem Lebensjahrzehnt, Quantensprünge an Erfahrungen. Job, Familie, Beziehungen, Reisen, Bewältigung von Krisen, Trennungen, Liebe, Krankheit, Verluste. Immer in Interaktion mit Freunden oder Familie oder Chef, Kollegen usw. Das nennt man Entwicklung und damit sammelt man Erkenntnisse. Man spiegelt sich in den anderen, wird sogar korrigiert usw. Bei ihm war das alles nur rudimentär gegeben und immer focussiert auf ein Thema. Seine Tat ( oder wie er behauptet keine Tat) und sein fight.
Schon möglich, dass er nun, nach vier Jahren und bei vollem Tageslicht, die Welt, als nicht so nett zu ihm empfindet. Er mag zwar anderes behaupten ( zb erfülltes Leben glücklich usw) aber seine online und Medien Aktivitäten sprechen eine andere Sprache. Die Jahre fließen dahin und er versucht etwas nachzuholen, was er nicht nachholen kann. Die schönsten Jahre sind futsch. Auf was kann er zurückblicken? Familienbande? Kinder? Echte Freunde ( ich rede nicht vom Freundeskreis oder Trittbrettfahrern) sondern gewachsene Freundschaften. Mit bald 60, ist so was schwer zu beschaffen. Zusätzlich hängt er traurigerweise immer noch in den Achtzigern fest. Egal was er der Welt erzählt, seine Worwahl spricht Bände. Wut und eine unvollendete Love Story sind keine guten Zutaten, für einen Neustart in seinem Alter.
Natürlich wird er wütend sein, man hat ihm ja, nach seiner Lesart Jahrzehnte gestohlen. Dazu die ganzen unverarbeiteten Enttäuschungen.Elizabeth war eine davon, dann sein Vater und sein Bruder, dann hat ihn zwischendurch Deutschland enttäuscht, weil er dachte, man hätte ihn vergessen. Und so zieht sich das hin. Die nächste Enttäuschung? Keine Gr Karriere in Deutschland bewerkstelligt, keine Millionen $ aus Virginia. Erbe futsch, Omas Villa in der Nähe vom Friedhof in Bremen futsch, Gutenberg Bibel futsch. Und dann noch diese lauten Kritiker hierzulande und am Ende diese Netflix Doku. Da kann man schon verbittert sein.
Da hoffen wir mal, dass er das ( ihm zuliebe) irgendwann mal verdaut hat. Denn es gibt nichts traurigeres, als ältere Herrschaften, die nicht loslassen können.