Smoover schrieb:Es gibt bestimmt noch mehr interessante Punkte, aber auch so merkt man schon, dass es mehr als lächerlich ist, das US-Strafsystem anzuprangern und das deutsche als überlegen darzustellen, ohne überhaupt Ahnung zu haben und zur Kenntnis zu nehmen, dass die Angeklagten in den USA teilweise bessere Rechte haben als hier und in entscheidenden Punkten auch die Transparenz größer ist als hier.
Es ist eigentlich unfassbar, was deutsche Politiker, Richter, Medien etc. sich insoweit anmaßen. Da reist das ehemalige Staatsoberhaupt mit weiteren Diplomaten in die USA und fordert eine Freilassung von JS, da wird er am Flughafen wie ein Star empfangen, durch Talkshows gereicht, ein deutscher Richter lässt ihn in einem Gerichtssaal einen Vortrag halten und prangert in einem Podcast sowohl die Verurteilung als auch die Ermittler und das gesamte System der USA an. Das ist die typische deutsche Überheblichkeit, die vom Ausland schon oft genug kritisiert wurde.
Wie fände man es wohl in Deutschland, wenn hier ein Amerikaner 2 Menschen ermordet, rechtmäßig verurteilt wird, und irgendwann steht Obama auf der Matte und erzählt uns, dass derjenige zu Unrecht im Knast säße und freigelassen werden müsse. Und als das dann passiert, würde er nach Rückkehr in die USA dort auch noch hofiert und wir würden von dortigen Funktionsträgern noch für unser System kritisiert.
Absurder und überheblicher geht es nicht. Ich hoffe den Amerikanern ist bekannt, dass das auch viele Deutsche ganz anders sehen.
Genau so ist es. Ich hatte schon vor Jahren hier im alten thread einmal minutiös aufgelistet, welche Revisionsmöglichkeiten und Wiederaufnahmemöglichkeiten er nach amerikanischem Recht hatte und das mit den deutschen verglichen. Ebenso habe ich darauf hingewiesen, aus meiner Fachkenntnis, dass der wesentliche Gehalt des amerikanischen Strafrechts, und auch des Strafprozessrechts, in den meisten Punkten in beiden Ländern gleich ist. Zum Beispiel das auch hier zitierte "beyond reasonable doubt" usw.
In meinem Jurastudium in den USA war ich verblüfft, wieviel mir aus Deutschland bekannt war.
Das muss jetzt nicht jeder unbedingt wissen, aber ein deutscher Richter, der hat davon sicherlich schon mal gehört. Und dann sind Kommentare, wie in diesem Fall, nicht aus reiner Unkenntnis, sondern reinem Antiamerikanismus entstanden. Fachleuten sollte so was eigentlich nicht anzumerken sein.