Der Mensch Jens Söring

@peterlee
Das ist tatsächlich eine Dreistigkeit. Dem parole Board wurden mE nach null neue Beweise von Söring vorgelegt. Die Begründung für seine Abschiebung incl Bewährung sind offen jedermann zugänglich. Das hatte nichts aber auch null Zero mit irgendwelchen „ neuen beweisen“ zu tun.
Das zeigt mal wieder deutlich, wie manche Journalisten arbeiten. Einfach 1:1 die Agenda vom Täter übernehmen und tausendfach als Geschichteverfälschung verbreiten.
Der Redaktion müsste man zur Richtigstellung einfach nur den genauen Wortlaut des parole boards zur Begründung senden. Am besten zwei sprachig in Fettschrift.
Hier nochmal ein paar Erklärungen zur Entscheidung, nichts da mit neuen Beweisen. Im Gegenteil, das Urteil konnte zu keinem Zeitpunkt erschüttert werden.

https://www.google.de/amp/s/wset.com/amp/news/local/parole-board-explains-decision-to-grant-parole-to-soering-haysom

ridgebackz schrieb:Hier sind noch weitere Erläuterungen von V zum Film, anlässlich der Premiere. Ab 15:00 + erklärt er, warum EH nicht für den Film interviewt wurde.
Wie ordnet ihr das ein? Ich finde, dass er sich da insgesamt sehr merkwürdig ausdrückt und würde jetzt tatsächlich davon ausgehen, dass man sie auch gar nicht dabei haben wollte...

Guter Fund! Das klingt in meinen Augen so: Vetter/Steinberger wollten ein Interview mit Elizabeth Haysom nur unter der Maßgabe, dass diese dabei an einen Lügendetektor angeschlossen wird. (Söring auch? Don't know.)
In Vetters Aussage auch wieder eine wesentliche Verfälschung: EH hat nicht den sexuellen Mißbrauch durch ihre Mutter "zugegeben" - sie sagte wohl aus, dass sie von der Mutter mißbrauch wurde, aber nicht sexuell/körperlich. (Gemeint ist wohl psychischer Mißbrauch, wenn z.B. Eltern ihre Kinder mit Informationen überschütten, die das Kind gar nicht verarbeiten kann ... Eheprobleme, Betrug, Geldprobleme etc..)
Also: Vetter singt hier Sörings Lied, und das macht er konsequent. Das merke man auch und gerade in dem Interview zusammen mit Zengerling. Er war (und ist) völlig von Sörings Unschuld überzeugt. Er konnte deshalb auch keinen neutralen Film machen.
Ein ehrhafter Journalist hätte dies erkannt und beschlossen, dass er nicht mehr als Regisseur eines solchen Projekts in Frage kommt. Er hätte sich selbst wegen Befangenheit zurückziehen müssen.

blorgempire schrieb:Ist eigentlich ganz einfach. Steinberger müsste nur zugeben, dass sie Sörings Story und seinen "Presse-Kits" blind vertraut und sich die eingehende Recherche gespart hat (wie man das von einer Journalistin erwarten könnte). Sie müsste auch zugeben, sein Narrativ im Film durch entsprechende Auslassungen nachgebetet zu haben - weil sie journalistisch schlecht gearbeitet hat.
Ja, dies wäre das Eingeständnis eines Scheiterns. Aber Steinberger wäre ja nicht die erste, die sich von Sörings Darstellung einwickeln ließ. Annabel H konnte auch eingestehen, dass sie sich - trotz Bauchschmerzen - beim Zusammenschnippeln der Presse-Kits und beim Diffamieren von Terry Wright "an der Wahrheit versündigt" hat.

Auch Steinberger wäre dazu in der Lage. Letzten Endes ist ihr der Film doch eh schon auf die Füße gefallen. Es wäre an der Zeit für sie, umzukehren. Schon im eigenen Interesse. Letzten Endes hat Söring sie nur ja auch nur benutzt - wohl auch, um an Kerner und andere Medienleute heranzukommen. Das sollte ihr einfach mal klar sein: Für ihn war Steinberger nur ein Bauer auf dem Schachbrett

Ich glaube nicht, dass KS gesichtswahrend aus der Sache rauskommen kann, wenn sie inhaltliche Fehler eingestehen würde. Ich finde, man kann sie nicht mit, zum Beispiel Annabelle H., vergleichen. KS hat als Journalistin mit der Verbreitung von Unwahrheiten und nachlässiger Recherche gegen den Pressekodex verstoßen.
Dann wird es schwierig für sie, noch als Journalistin ernst genommen zu werden. Aber ich würde es trotzdem toll und mutig finden, wenn sie oder andere Journalisten ihre Fehler öffentlich eingestehen und richtig stellen würden.

ridgebackz schrieb:Aber ganz egal aus welchen Gründen, diesen Film hätte es einfach in dieser Form nie geben dürfen.

Korrekt. Schockiert bin ich über die letzte Folge des Podcasts: Da wird auf einen Pressetext (so meine Erinnerung) verwiesen, in dem Vetter auch 2022 die Lüge von der DNA verbreitet. Wie kann das denn angehen?

ElvisP schrieb:Wie kann das denn angehen?

Ganz einfach .... wie es immer abläuft bei Experten/Gutachter und Sachverständigen

3 Experten = 5 verschiedene Meinungen/Schlussfolgerungen

Und logisch pflückt jeder sich das raus was seine These stützt... Das ist ja Standard und kein Novum.....
.

Alianus schrieb (Beitrag gelöscht):Gut begründete Beschwerden führen da in der Regel schon zu Konsequenzen (z.B. aufarbeitende Berichterstattung, mehr Kontroversität bei zukünftiger Berichterstattung, Entfernung bestimmter Berichterstattungen aus den Mediatheken etc.)

Viel Erfolg, die Regel ist eher Schwamm drüber und weiter so

ElvisP schrieb:Korrekt. Schockiert bin ich über die letzte Folge des Podcasts: Da wird auf einen Pressetext (so meine Erinnerung) verwiesen, in dem Vetter auch 2022 die Lüge von der DNA verbreitet. Wie kann das denn angehen?

Hier sehe ich auch den Unterschied zu Karin Steinberger. Die Dame hat sich zwar sehr exponiert und das "System Söring" eigentlich erst so richtig in Gang gesetzt. ABER: Sie hat seit geraumer Zeit nicht mehr beim Söring-Zirkus mitgemacht. Wahrscheinlich, weil sie eben auch einiges an Kritik hat einstecken müssen.
Markus Vetter hingegen reitet das tote Pferd weiter. Er hat sich für die Netflix-Chose einkaufen lassen, er lässt nicht locker. Entsprechend sollte man ihm noch mehr auf die Pelle rücken. Denn das ist kein Journalismus, Herr Vetter. Das ist Abzocke.

Viel verspricht sich Vetter davon, dass „Das Versprechen“ mittlerweile vom Vorsitzenden des Bewährungsausschusses in Virginia und auch vom dortigen Gouverneur angeschaut wurde. Auch auf den großen Dokumentarfilm-Festivals in Denver, New York und Amsterdam wird er gezeigt. Und ganz wichtig: „The Promise“ wird als Hauptfilm auf dem Virginia Film Festival zwei Tage vor der US-Präsidentschaftswahl laufen. Möglich, dass sich bald ein Schlupfloch auftut. „Noch ist Jens stark“, sagt Vetter. Erstaunlich genug sei dies für einen Mann, der seit fast 30 Jahren einsitzt und seine Zelle mit Schwerverbrechern teilen muss. Zehn Bücher habe er in der Zeit geschrieben, nicht zuletzt über das Knastsystem, was ihm den Respekt seiner Mitinhaftierten einbrachte. Der Kontakt zu seiner ehemaligen und bisher einzigen Geliebten ist komplett abgebrochen. Und wie es aussieht, scheint sie nicht nur ein Verbrechen an ihren Eltern, sondern auch an Söring begangen zu haben.

Quelle: https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Der-Tuebinger-Filmemacher-Marcus-Vetter-recherchierte-einen-Justizskandal-in-den-USA-307189.html (Archiv-Version vom 16.05.2022) (vom 8.10.2016)

Apropos Wikipedia: Der Artikel zum Film "Das Versprechen" ist bislang ja auch sehr freundlich ... Hammels Kritik wird zwar erwähnt, aber die vielen Unwahrheiten der märchenhaften Doku werden nichtmal angesprochen.

Wikipedia: Das Versprechen (2016)

Eine Frage in die Runde: Das Video aus dem Jahr 2007 mit Johannes B. Kerner ist aktuell nirgendwo mehr online, oder? Ich konnte es leider nicht mehr finden. Hätte es mir sehr gerne aus heutiger Perspektive nochmal angeschaut. Ich meine, mich zu erinnern, dass Kerner damals sehr kritisch nachgefragt hat.

@Lesende
Dieses 70 Minuten Interview wirst du nicht mehr finden nach knapp 15 Jahren.
Es gibt nur ein paar Berichte und Zusammenfassungen dazu auch den Printmedien. Kärner hat Söring dann ja hier beim Kölner Treff nochmal getroffen. Dazu findest du Videos.
Er (Kärner) hat ihn ja damals nicht alleine interviewen können. Es waren ein Seelsorger, Ein RA, sowie die Rechtsanwältin (aus dem Berufungsverfahren) dabei.
Eine Zusammenfassung dazu findest du hier.
https://www.google.de/amp/s/m.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/faz-net-fernsehkritik-kommissar-kerner-im-knast-1460691.amp.html

Es gibt zwei interessante Sätze mE nach. Einmal der seltsame Satz der Anwesenden Rechtsanwältin als Begründung für seine Unschuld „ so ein junger Mensch ist nicht fähig zu so einer brutalen Tat“
Was eine höchst merkwürdige Aussage einer gestandenen Rechtsanwältin ist. Sie sollte es besser wissen, anhand der unzähligen Beispiele junger Extremtäter.
( s. Amokläufe an US Schulen usw).
Desweiteren der bedeutungsvolle Satz des FAZ Autors „ vielleicht fiel auch er (Kärner) wie so viele Zuschauer“ auf Söring rein“.
Söring behauptete damals zb, er hätte keinerlei Beziehung zu den Haysoms gehabt ( seine Logic : keine Beziehung ergo kein Grund für Mord). Konträr dazu seine verstörenden Gewalt Phantasien in seinen Briefen auch zu den Haysoms.
Er hat also in dem Interview damals nur seine bekannten Narrative dargelegt. Allerdings mit tatkräftiger Unterstützung seiner anwesenden Gäste.

@calligraphie
Ja, schade, dass das Video nicht mehr online ist.. vor ein paar Jahren hatte ich es gesehen und mir ist so dunkel in Erinnerung, dass Kerner zum einen auch detaillierter gefragt hat als es sonst der Fall ist bei Söring-Interviews.. Uhrzeiten usw... Zum anderen dass Kerner Söring fragte, ob dieser EH nicht genauer nach dem Tatgeschehen gefragt hätte - woraufhin er sinngemäß meinte, dass er das nicht wissen wollte... (erstaunlich, wenn man ihm glauben soll, woher er das Täterwissen hat ;-))

Das Kerner-Interview ist gegen eine Bezahlung von €53 zu erwerben. Die Bestellung ist in Gang. Ich werde später berichten.

@Lesende
Gut, dass du dieses Interview ansprichst. Ich war damals noch eine Weile auf YT verfügbar - und es war wirklich sehr interessant. Anders als im Artikel, den @calligraphie verlinkt, bin ich nämlich der Meinung, dass Johannes B. Kerner keineswegs "auf Söring hereingefallen ist". sondern als einziger (Boulevard)-Journalist da sehr spektisch und offen an das Interview mit Söring heranging. Er "nervte" Söring geradezu mit Detailfragen und traute sich sogar, anzumerken, dass Söring ja "vielleicht auch schuldig sein könnte". Worauf Söring ihn geradezu anschnauzte: "Also bitte!" (nach dem Motto: wie kannst du, JBK, es wagen, mir sowas zu unterstellen!). Und zwar in einem krass aggressiven Tonfall.

JBK hat auch in einem Bild-Interview nach Sörings Freilassung deutlich gemacht, dass ihn die Unschuldsdarstellung nicht überzeugt habe. Sein wichtigstes Argument dafür: Er fand Sörings Behauptung seltsam, das Täterwissen seiner Geständnisse habe er in einem einzigen Gespräch mit der "wahren Täterin" erlangt, und auf der Flucht hätten beide nie wieder über die Tat gesprochen. Das kam JBK sehr spanisch vor. Eine gute Menschenkenntnis hat er wohl.

Im jüngsten Aufeinandertreffen in einer Talkshow frass Kerner erneut Söring nicht aus der Hand. Er sagte sogar (ungefähr): "Ich hatte nach dem Besuch im Gefängis, ehrlich gesagt, mehr Fragen als Antworten." Und er macht deutlich, dass er sich deshalb für die Publikmachung des Falls eingesetzt habe, weil er die lange Haftdauer für einen jungen Menschen schrecklich fand ... aber nicht, weil er an Sörings Unschuld glaubte.
Interessant ist, wie Söring dann erneut blitzschnell Kerner das Wort abschnitt und ihn "schulmeisterte": Damals, als Kerner ihn besuchte, sei ja der DNA-Beweis noch gar nicht bekannt gewesen. Er selbst, Söring, hätte nicht gewusst, dass man mit der DNA-Anallyse endlich beweisen konnte, dass das Blut BG 0 nicht von ihm gewesen wäre. "Das konnten Sie damals nicht wissen, Herr Kerner."
Kerner hört sich das an ... und sagt keinen Ton. Sein Gesicht spricht aber Bände ...

Schade, dass niemand Kerner mal zu dem BEsuch befragt hat. Ich nehme an, er würde nicht seine Kollegin Steinberger in die Pfanne hauen wollen und eher schweigen. Aber ich nehme stark an, dass er einer der wenigen Journalisten ist, der eben nicht Sörings Räuberpistole geglaubt hat.

@Encomium
Danke, darüber hatte ich vorhin auch schon nachgedacht, dass man gegen Cash fast jede „Konserve“ der TV Sender erwerben kann. Wir haben das mal in der Familie wegen einer Sequenz vom Tag der Grenzöffnung 89‘ angefordert.
Vor ein paar Jahren, waren solche archivierten Berichte allerdings noch erheblich preisgünstiger.

@blorgempire
Genauso habe ich das auch empfunden.
Ich war als ich das Video vor einigen Jahren sah noch ganz unter dem emotionalen Eindruck, den die 37 Grad Doku erzeugt hatte. Inzwischen sehe das Ganze deutlich anders und war deshalb auch an dem Video interessiert - es aus meiner heutigen Sicht anzusehen. Ich meine auch, dass man im Interview zumindest eine Ahnung davon bekam, wie die unfreundliche Seite von JS aussieht.

@Lesende
@calligraphie
@Encomium
Im "Kölner Treff" trafen Söring und Kerner wieder aufeinander ... kann man auf FB noch ansehen. Sehr bezeichnend. Man hat den Eindruck, dass Kerner sehr aufpasst, die Distanz zu wahren. Er will Söring nicht in die Pfanne hauen, sich aber nicht einen Millimeter in mögliche "Unschuldsannahmen" bewegen. Auch die Moderatorin fuchtelt wild mit den Händen: "Wir können hier die Frage der Schuld oder Unschuld nicht klären". Söring nickt betrübt ... und sendet unsichtbare Flüche gen Düsseldorf an Andrew Hammels Adresse.

@blorgempire
Obwohl es für ihn dahingehend gut gelaufen ist, dass in der Runde keiner seinen DNA-Aussagen widersprechen konnte oder wollte. Für Zuschauer, die keine näheren Infos haben, sieht es dann fälschlicherweise so aus als gäbe es Beweise für seine Unschuld.