Ich finde den aktuellen Zeitungsartikel der Augsburger Allgemeinen zum Diner mit JS auch diskussionswürdig. Wollte das gerade noch mal nachlesen, aber er ist inzwischen hinter einer Bezahlschranke verschwunden. Deshalb noch mal die Zitate daraus, welche
@blorgempire ursprünglich geteilt hatte
In einem Salongespräch bei Jockl Kaiser auf Meyers Keller in Nördlingen stellte sich Söring als reflektierter Mensch vor, der niemand als sich selbst für sein bewegendes Schicksal verantwortlich macht: „Ich bin selbst schuld. Ich habe ein falsches Geständnis abgelegt, ich habe die Polizei mehrmals belogen. Ich habe aus Liebe gehandelt, ich wollte meine damalige Freundin schützen und ein Held sein.“ (...) Und so entspann sich ein teilweise fassungslos machender Dialog um Schuld und Sühne, um Lügen, befangene Richter, unterdrückte Beweise und die schrecklichen Details eines amerikanischen Rechtssystems, das aus deutscher Sicht in großen Teilen nur als unmenschlich bezeichnet werden kann. (...) Ein genauso bedrückender wie informativer Abend mit unglaublichen Erkenntnissen, der mehr Zuhörer verdient hätte. „Nicht nur aus Kreisen der hiesigen Justiz hätte ich mir mehr Interesse gewünscht“, sagte ein anwesender Anwalt, „sie haben nicht nur ein Lehrstück Recht verpasst, sondern auch die Möglichkeit zu sehen, wie aus scheinbar unverrückbaren Tatsachen neue – echte – Wahrheiten entstehen können.“
Also ich kann es nicht nachvollziehen, wie so ein Bericht abgedruckt werden kann. Denn insgesamt habe ich schon den Eindruck, dass öffentliche Medien es nicht so gerne haben, als Transportmittel für Märchen herzuhalten.
Also angenommen der Moderator der Veranstaltung/Autor des Textes hat sich von JS selbst, dessen Pressepaket oder einem Fürsprecher von dessen "Wahrheit" einlullen lassen.... Schön und gut, dann schreibt man halt vielleicht so nen Text. JS sind offenbar sehr viele Menschen, vor allem in der Vergangenheit auf den Leim gegangen, damit ist er nicht alleine. Aber wird so ein Artikel nicht "faktengecheckt" heutzutage, kann ein Journalist einfach alles abdrucken lassen? Oder wieso informiert man sich nicht über eine Person die man moderieren wird? Wenn ich den Namen JS bei Google eingebe, stoße ich als erstes auf seinen Wikipediaeintrag, erst danach auf seine Webseite.
Nach dem Lesen des Wikipediaeintrags müssen(!) eigentlich bei jedem, der halbwegs seine Sinne noch zusammen hat, zumindest Zweifel an JSs Unschuldsgeschichte entstehen. Dann kann ich so einen Artikel eigentlich nicht mehr schreiben, oder veröffentlichen.
Ich bin der Meinung, dass es auch dieser Eintrag auf Wikipedia (den JS ja offensichtlich nicht in seinem Sinne unter Kontrolle bekommen bzw. halten kann) ist, der für ihn das größte Hindernis darstellt, bei einem größeren Publikum jemals wieder landen zu können. Wer sich irgendwie jetzt oder in Zukunft für diesen Fall interessiert und möglicherweise nach dem Schauen der geplanten, möglicherweise in seinem Sinne gedrehten Netflixserie über die vermeintlich, unglaubliche Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren ist, entrüstet, weiter informieren will, wird direkt darauf stoßen .... und schon ist seine Geschichte massiv entzaubert. Kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Netflix das gefallen würde. "Leichte Unterhaltung" hin oder her, wer eine Doku schaut möchte eher nicht einseitig informiert und schon gar nicht von A-Z von einem zweifelhaften Protagonisten, der alle Strippen zieht belogen werden, weder bei Netflix, noch sonst wo.
Das würde mich doch sehr wundern, wenn da nicht zumindest ein Kapitelchen dabei sein wird, welches dafür sorgt, dass Netflix nicht hinterher auch zu den auf den Leim gegangenen "Opfern" von JSs Unschuldsgeschichte zählt.
Ach ja, ob der "anwesende Anwalt", der beim Diner das Wort ergriff, wohl von JS sicherheitshalber mitgebracht wurde? Ich denke schon
;)Zumindest beruhigend, dass die ganze Veranstaltung, wie sich auch hier im Artikel bestätigt, offensichtlich nicht den gewünschten Anklang fand.