alianus schrieb:Es gibt noch einen überschaubaren Kreis eingefleischter, verschwörungstheoretischer Söring-Anhänger und darüber hinaus ein großes passives Publikum, das die "Glanzleistungen" jahrelanger gründlichster deutscher investigativer Recherche geschluckt hat. Wir haben es hier mit einem unfassbaren Medienskandal zu tun!
Ich glaube, dass hinter alledem weit mehr, als ein Medienskandal zu bergen ist. Ich finde es insgesamt eher interessant und erhellend anhand des komplexen Geschehens rund um JS herum einen Einblick in diverse Mechanismen zu bekommen. Z.B. rund um die Entstehung von Meinungen (danke
@calligraphie für die Erläuterung zu den Abläufen in der Lokalpresse)
, Gruppendynamiken, verdrehen von Tatsachen oder auch die Erfahrung von Annabel H. (Podcast) sich plötzlich als eine Art Sektenaussteigerin wieder zu finden. Gruppendynamische Prozesse erkennen,etc. (auch im Podcast - Erläuterungen eines Experten z.B. die Erkenntnis, dass bei Druck von außen die Mitglieder einer eingeschworenen Gruppe quasi automatisch noch enger zusammenrücken)
blorgempire schrieb:Ich fand, dass man dem Podcast etwas die "angezogene Handbremse" anmerkt. Ich finde, dass sie vor allem mit Vetter und Steinberger sehr pfleglich umgehen (zu pfleglich). Ich hätte mir da etwas deutlichere Kritik gewünscht ...
gerade da finde ich schon, dass es nach dem Podcast ziemlich "unschön" für die beiden aussieht, also noch unschöner als schon zuvor. Im Podcast (Teil 6 ab 22:00) werden offensichtliche und überprüfbare Manipulationen aufgedeckt. Besonders brisant: Im Film das Versprechen wird, während EH aus London abfliegt ein Text eingespielt, der vor den Morden entstanden ist und darüber hinaus aus verschiedenen Briefen zusammengestückelt wurde. Ich kann mir jetzt einfach mal nicht vorstellen, dass KS und MV hier tatsächlich in dieser Form manipuliert haben könnten. Viel eher würde so ein Vorgehen zu JS höchstpersönlich passen, der hier vielleicht "freundlicherweise" seinen unterbezahlten Unterstützern gerne etwas Arbeit abnahm und diese es, warum auch immer nicht korrigierten, sondern einfach übernahmen.... nur man hätte ihn vielleicht in dem Fall korrekterweise dann auch als Co-Drehbuchautor im Abspann erwähnen müssen.
Wenn ich KS/MV wäre, würde ich jetzt die Flucht nach vorne antreten. Mit Wegducken (wovon ich im Übrigen glaube, dass es nicht funktionieren wird) vertut man die Chance gewisse Mechanismen für sich und Andere zu erkennen. Die ganze Geschichte hat soviel Potential und das ganz ohne, dass hier ein erhobener Zeigefinger nötig oder hilfreich wäre. Dinge die passiert sind sind passiert... aber wie geht man jetzt damit um, welchen Platz gesteht die Gesellschaft JS in Zukunft zu. Es sollte finde ich keiner sein, an dem er in irgendeiner Form Macht ausüben und auch zukünftig anderen Menschen schaden könnte.
Eine gewisse soziale Kontrolle wäre schon richtig finde ich. Aber nicht zu verstehen als verlängerte, gewissermaßen "ewige Einschränkung seiner Freiheit" sozusagen als weitere Strafe. Vielmehr als Konsequenz auf sein sich anscheinend unbeirrbares "Festbeißen" an seiner Erzählung. Er konnte offenbar, unabhängig von seinen charakterlichen Veranlagungen, nie lernen sich an grundlegende Regeln der Gesellschaft zu halten. Übermäßig zu Lügen ist einfach ein ein riesiges Problem im zwischenmenschlichen Miteinander.
Ich könnte mir vorstellen, dass KS und andere langjährige Freunde von JS sich in keiner schönen Situation befinden. Wie kann man ehrliche Konsequenzen aus den gemachten Erfahrungen und auch eigenen Fehlern ziehen, ohne JS, der ja am Ende, mal ganz nüchtern betrachtet, auch einfach der Mann ist, der ein furchtbares Leben hinter Gittern hinter sich hat, der bestimmt nicht so souverän ist, wie er es gerne wäre und der einer "medialen Hinrichtung" womöglich nicht stand halten könnte. Ich denke er braucht in (absehbarer ?) Zukunft mehr denn je echte Freunde/Unterstützer die ihm helfen und für ihn da sind, aber nicht weiter wie bisher in jeglicher Beziehung auf Augenhöhe mit JS, sondern ehrlich und eigenverantwortlich aber nicht weniger menschlich.