@kalimba Hervorragender Post! Gerade dein Hinweis auf dieses furchtbaren Mordfall im Bekanntenkreis zeigt noch mal, wie dünn das Argument ist, dass ein Täter allein niemals zwei Menschen hätte umbringen können. Eine einfache Googlesuche mit den Begriffen "Doppelmord Messer" zeigt viele, sehr viele Fälle, in denen ein Täter mit einem Messer zwei Menschen "erledigt" hat.
Man darf eines nie vergessen: Die Opfer rechnen ja nicht mit solch einer Tat. Wer, bitte, kommt auf die Idee, dass jemand plötzlich ein Messer zückt und wirklich zusticht? Das geht rasend schnell, und dann herrscht erstma Schock, Adrenalinfeuer, Chaos. Vor allem, wenn man arglos von hinten das Messer über die Kehle gezogen bekommt. Der anschließende Kampf (der auch den Mörder völlig ins Chaos, in den Überlebenskampf etc. versetzt) sorgt dann für wechselnde Positionen, Ausrutschen im Blut, Schläge, Rangelei. Wo sich Söring dann genau seinen Kopf verletzt hat - ob Kamin, Tisch, wo auch immer - kann doch niemand genau wissen, auch Söring selbst nicht. Wie will er das in so einem Kampf um Leben und Tod "fotografisch" im Gedächtnis festhalten? Das kann niemand. Wer einmal einen Unfall erlebt hat, hat vielleicht selbst erlebt, wie fragmentarisch die Erinnerung danach ist. Einerseits ist die Zeit verlangsamt (Zeitlupeneffekt), andererseits blendet der VErstand vieles aus. Und das muss er auch: Der Körper konzentriert sich bei existentieller Gefahr nur auf das unmittelbare Überleben.
Ob Söring z.B. den Kamin nur gestreift hat, eine Kante, was auch immer, ist unklar. Ein Steinkamin wird auch nicht erschüttert, so dass - wenn man ihn streift - keine Fotos oder sonst irgendwas umfallen kann. Das ist ja kein unbefestigter Holztisch.
Punkt 2 ist natürlich auch, dass Söring ganz klar im Geständnis aus taktischen Gründen Sachen verschweigt oder erzählt, von denen er glaubt, sie könnten ihm schaden bzw. nützen. Gut belegt in Sachen Messer. Auch beim Alkohol sehe ich das so. Ob er überhaupt etwas getrunken hat und wenn ja, wieviel, kann niemand wissen. In meinen Augen ist das eine klare Schutzbehauptung, um sich (nach deutschem Recht) verminderte Schuldfähigkeit zu attestieren.
WIchtig auch der Aspekt im Geständnis gegenüber Bernd König: Diese komische Verrenkung "Vielleicht folgte sie mir in einem zweiten Auto, war aber vor mir wieder in Washington", was ja in keinem möglichen Szenario Sinn macht. Auch hier ganz klar der Versuch, die Möglichkeit offenzuhalten, dass nach dem Mord "jemand anderes" (nämlich EH) die Leichen zugerichtet hätte . Taktik pur.
dwt schrieb:Ja ich finde das eine super Sache denn wer liest schon ein über vierhundert seitigen trockenen Bericht ...das machen nur eine handvoll Leute
Ja, das ist einer der größten Vorteile des Podcasts - der auch langfristig Wirkung zeigen wird.