Der Mensch Jens Söring
08.02.2022 um 10:40Man darf auch nicht vergessen, das Söring die längste Zeit seines Lebens im Knast sozialisiert wurde. Und das ist der Charakterbildung sicher nicht förderlich. :)
Rick_Blaine schrieb:Es ist schade, dass das Parole Board sich so hat über den Tisch ziehen lassen. Und er hat allen anderen Verurteilten damit auch noch einen Bärendienst erwiesen, denn je mehr bekannt wird, wie er sich benimmt, desto mehr werden Menschen - Wähler - hier in den USA darauf dringen, diese vorzeitige Entlassung endgültig abzuschaffen. Zum Nachteil derer, die sie im Gegensatz zu ihm, verdient hätten.und
Umstrittenes MachtmittelQuelle: https://www.srf.ch/news/international/trumps-begnadigungen-wenn-gnade-zum-himmel-stinkt
Trump ist nicht der erste US-Präsident, der seine Macht für zweifelhafte Begnadigungen nutzt. Bill Clintons Straferlass für den Steuerflüchtling Marc Rich sorgte ebenso für Kritik wie anno 1974 die Nachsicht von Präsident Gerald Ford für seinen Vorgänger Richard Nixon, der wegen des Watergate-Skandals zurückgetreten war.
blorgempire schrieb:Das Thema "Begnadigung" ist nun mal ein kontoverses Thema. Es wird ja damit geltendes Recht "überpinselt" - und zwar ohne jedes Verfahren von einer einzelnen Person, die dann logischerweise den begnadigt, der es ihrer eigenen Empfindung nach "verdient". JosephConrad weist zurecht darauf hin, dass dies Präsidenten immer wieder getan haben. Jetzt aktuell eben die Causa Trump, der in Aussicht stellt, die Kapitolstürmer zu begnadigen, falls er wieder gewählt wird (hätte er übrigens auch noch machen können, als er noch Präsident war, aber lassen wir den Punkt mal beiseite). Alle Präsidenten zuvor haben ebenfalls Begnadigungen erteilt, und immer wieder darf man fragen, warum ein einzelner Mann, der Präsident, einfach so geltendes Recht überschreiben darf.Sehe ich auch so. Den Rundumschlag seitens @JosephConrad gegen die USA hätte es trotzdem, oder auch, gerade weil sehr viele Länder das Begnadigungsrecht praktizieren, nicht gebraucht. Zumal es auch noch sachlich falsch ist, wenn dann handelt es sich hier nicht um ein Demokratiedefizit, sondern um ein Defizit an Rechtstaatlichkeit.
Ich persönlich finde Begnadigungen - auch hierzulande vom Bundespräsidenten - ein völlig überholtes Relikt aus feudalistischen Zeiten. Denn das ist es doch letztlich: Ein Präsident simuliert das alte Recht von Königen, die aufgrund des Gottesgnadentums dieses Privileg innehatten.
borabora schrieb:Begnadigungen ist ein Akt der Humanität, Menschlichkeit, finde ich.Weil es andere Wege gibt, die in der Justiz selbst offenstehen: Man kann bei guter Führung auf Bewährung freikommen - bei uns. In den USA ist das durch Parole ebenfalls möglich.
Warum sollte man sie einem Langzeithäftiling nicht zuteil kommen lassen.
blorgempire schrieb:In den USA ist das durch Parole ebenfalls möglich.Da ist Parole oftmals eher eine Farce, finde ich.
borabora schrieb:Da ist Parole oftmals eher eine Farce, finde ich.Aber das ist bei uns doch auch so: Bewährung kriegst du erst, nachdem du eine gewisse Zeit abgesessen hast (2/3? Oder die Hälfte? Weiß es gerade nicht). Und das ist ja auch richtig so. Wenn man zu 10 Jahren Haft veuruteilt wurde, sollte man dann doch erst mal einen Großteil dieser Haft absitzen, ehe man freikommt. Oder wäre das wünschenswert, dass z.B. ein Mörder wegen guter Führung und mehrfach geäußerster Reue nach einem Jahr rauskommen darf?
Zumal Gefangene perse erstmal eine bestimmte Zeit abgesessen haben müssen, bevor sie Parole in Anspruch nehmen können, sie im Endeffekt, trotz Anhörung, weiter sitzen müssen.
blorgempire schrieb:Oder wäre das wünschenswert, dass z.B. ein Mörder wegen guter Führung und mehrfach geäußerster Reue nach einem Jahr rauskommen darf?Sicher nicht u. ich mein, das die diesbezüglichen Strafen in Deutschland zu niedrig angesetzt sind, während ich sie in den USA für zu hoch halte.
blorgempire schrieb:Weil es andere Wege gibt, die in der Justiz selbst offenstehen: Man kann bei guter Führung auf Bewährung freikommen - bei uns. In den USA ist das durch Parole ebenfalls möglich.Ja genau, das ist das Rechtsstaatsprinzip. Gnadenrecht ist ein Überbleibsel der Monarchie.
Das Gute an der Bewährung ist, dass sie an Auflagen geknüft ist. Verstößt du gegen die Auflagen, musst du den Rest deiner Strafe eben absitzen.
Das finde ich fair - für die Gesellschaft und den Häftling ebenso.
blorgempire schrieb:Was sollen solche absurden Strafen wie "vier mal lebenslänglich" oder "127 Jahre Haft" bringen? Oder wie gerade bei dem 80jährigen João Teixeira de Faria (Der göttliche Joao (Seite 2) (Beitrag von blorgempire)): Zu recht verurteilt, aber verurteilt für 68 Jahre Haft. Die wird er sowieso nie absitzen können. Was soll das also?Ich denke, im Falle eines Justizirrtums (z.B eine der Taten wurde nicht begangen) gilt dann noch immer die Verurteilung für die anderen Taten.
calligraphie schrieb:Die Kraft und Dimension solcher Urteile liegt in der Symbolik, man wird jedem einzelnen Opfer gerecht und damit auch den berechtigten Forderungen der Opferangehörigen nach Sühne.In Deutschland ist das mit der Menschenwürde nicht vereinbar. Das hat das BVG schon 1977 erkannt.
Einem Verurteilten muss die grundsätzliche und gesetzlich festgeschriebene Möglichkeit eingeräumt werden, irgendwann die Freiheit wiederzuerlangen. Allein die Möglichkeit der Begnadigung nach z. B. 30 oder 40 Jahren Haft reicht dazu nicht aus. Dies gebieten nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 21. Juni 1977 das Rechtsstaatsprinzip und die Menschenwürde (BVerfGE 45, 187). Die lebenslange Freiheitsstrafe ist nach Maßgabe der Entscheidungsgründe mit dem Grundgesetz gerade noch vereinbar, jedoch nie als absolute Strafe im Sinne einer von vornherein feststehenden Strafverbüßung bis zum Tode. Die Forderung nach einer Volksabstimmung über die Wiedereinführung lebenslanger Freiheitsstrafen, welche eine von vornherein feststehende Strafverbüßung bis zum Tode darstellen, wurde 2017 vom Bundesverfassungsgericht, in seinem Urteil zum zweiten NPD-Verbotsverfahren, als verfassungsfeindlich eingestuft.Quelle:Wikipedia: Lebenslange Freiheitsstrafe
blorgempire schrieb:Galileo döringt ... aber auch das hier kündigt sich an:ProSieben ist die große Bühne perfekt geeignet für ihn.... Keine gefährlichen Fragen und der durchschnittliche unterbelichtete Zuschauer frisst ihm aus den Händen....
Encomium schrieb:Er ist wieder 100% unschuldig!Ich zitiere aus der Vorankündigung:
https://www.prosieben.de/tv/galileo/themen/thema-u-a-33-jahre-unschuldig-im-knast
Jens Söring erscheint unscheinbar und gepflegt. Auf den ersten Blick kann man sein Schicksal nicht erahnen: Söring war im Knast. 33 Jahre lang - und das unschuldig! Weil er für seine Freundin lügt, wird er Mitte der 1980er-Jahre in den USA fälschlicherweise wegen Mordes verurteilt und erst Ende 2019 aus dem Gefängnis entlassen. "Galileo" hat Jens Söring besucht und ihn gefragt, wie man nach so langer Zeit im Gefängnis wieder im Leben zurechtkommt.Also das sind ja direkt Fake News von PRO 7. Er kann behaupten, er sei unschuldig und PRO 7 kann ihm auch eine Bühne bieten, um seine Sicht der Dinge darzustellen.
equinoxx schrieb:Aber darf PRO 7 das so schreiben? Als wäre es eine Tatsache? Es wundert mich, dass das möglich ist.Kommt drauf an, wieviele Leute nun Pro 7 schreiben und sich beschweren ...