synthia schrieb:Zum Sockenabdruck kommt heraus, dass der Abdruck genauso gut zu Haysom passen könnte. Also ein Unentschieden für Beweislast.
Das kann man nicht so sagen.
Letztlich erfolgt ein Urteil in den USA wie auch hier nicht aufgrund einer bloßen
Summe von Indizien. Da mag jedes isoliert betrachtet auch andere Möglichkeiten offen lassen. Trotzdem können sie nicht auf ein "non liquet" (unentschieden) geschaltet und "neutralisiert" werden.
Sondern ein Schuldspruch beruht fast immer auf einer spezifischen
Kombination von Argumenten (Indizien). Das sind hier: Geständnis, Erkenntnisse aus Elizabeths Prozess und ihre belastenden Aussagen vor Gericht, der "Brief", Tagebuchaufzeichnungen, das Nachtatverhalten (Flucht usw.), der merkwürdige Washington-Trip, die Blutgruppe 0 usw. In der Gesamtschau wiegen die schon schwer. Vielleicht hätte es ohne einen tatortnahen Befund aber nicht gereicht, das halte ich für gut möglich. Wobei es auch Verurteilungen ohne Tatortbefunde gibt (z.B. wenn Leichen erst nach langer Zeit aufgefunden werden).
Trotzdem ist die Socke nüchtern betrachtet müßig. Auch wenn das Söring anders empfindet und darstellt. Die visuelle Darstellung des Staatsanwalts hatte zwar eine große Suggestivkraft und mag für ein Jury-Mitglied im Nachhinein als persönlich ausschlaggebend betrachtet worden sein. Da gibt es eine entsprechende eidesstattliche Erklärung. Die ist auch von den Anwälten Sörings (erfolglos!) vor den oberen Gerichten geltend gemacht worden. Die konnten keinen Verfahrensfehler sehen. Und ein anderes Votum der Jury ist auch eine sehr hypothetische Sache. Und warum die Verteidigung nicht richtig darauf reagiert hat, steht auch als Frage im Raum.