Die Schönste Zeit unseres Lebens

@Mondbein

Mondbein schrieb:Kann ich bestätigen, bin ü60. Für meinen Mann gilt dasselbe, die Altersteilzeit steht vor der Tür und er erwartet die beste Zeit seines Lebens.

Ich wünsche viel Freude an der Zeit.

Ichfinde es allerdings immer etwas übermütig, wenn Leute alles Schöne in die Rentenzeit hineinprojizieren. Erstens muss da die Gesundheit mitmachen. Da gibt es keine Garantie für.

Und man muss sich mit dem Thema Altersvorsorge auseinandergesetzt haben. Wenn dank unserer erbärmlichen Rentenquote dann plötzlich 'Fleischwurst im Sonderangebot' das Highlight der Woche wird, hält sich die schönste Zeit auch in erkennbaren Grenzen.

sacredheart schrieb:Ichfinde es allerdings immer etwas übermütig, wenn Leute alles Schöne in die Rentenzeit hineinprojizieren. Erstens muss da die Gesundheit mitmachen. Da gibt es keine Garantie für.

Und man muss sich mit dem Thema Altersvorsorge auseinandergesetzt haben. Wenn dank unserer erbärmlichen Rentenquote dann plötzlich 'Fleischwurst im Sonderangebot' das Highlight der Woche wird, hält sich die schönste Zeit auch in erkennbaren Grenzen.

Meine Gesundheit hat leider auch nicht mitgemacht, deshalb bin ich schon zu Hause und nicht mehr berufstätig. Trotz schwerer Einschränkungen kann ich mein Leben dennoch genießen. Das Schönste ist, wenn die Kinder gut ins Leben gekommen sind und man sich darum keine Sorgen (mehr) machen muss.

Zum Finanziellen: ich gebe dir voll recht in deinen Ausführungen, wobei mein Mann und ich dieses Problem als Beamte nicht haben (bitte nicht schimpfen, dass das ungerecht ist, ich kann auch nichts dafür. Nachdem ich meine ganze Kindheit und Jugend als Tochter eines kleinen Freiberuflers quasi von der Hand in den Mund leben musste, war das Beamtenverhältnis mein festes Ziel).

@Mondbein

Warum sollte ich denn mit Dir schimpfen? Glückwunsch und viel Freunde daran.

Schimpfen kann man nur mit unseren Polit Darsteller Aushilfen, die eine Rentenquote von ca 45% erzeugt haben und diese mal eben versteuern, um Ländern wie Italien mit einer Rentenquote um die 100% dabei zu helfen, weiterhin ein insuffizientes Steuersystem am Leben zu erhalten und vielleicht ihre Retenquote auf 110% zu erhöhen zulasten deutsche Rentner. Italien mache ich da auch keinen Vorwurf, die müssten ja bescheuert sein, sich das Geld aus dem Merkel-Macron-Plan nicht aufdrängen zu lassen.

Für mich war immer das "jetzt" die schönste Zeit meines Lebens. Nicht, weil ich so sehr im jetzt lebe, sondern weil ich bis jetzt glücklicherweise in der Position war, dass mein Leben progressiv immer besser geworden ist.
Hoffentlich bleibt das so.

Meine schulzeit war in Ordnung, aber eher durchwachsen und ich konnte nicht ich selbst sein.
In meinem ersten Studium probierte ich mich aus, machte dabei aber vieles falsch.
Dann in meinem zweiten studium und später im Arbeitsleben hab ich die Freunde, die innere Gewissheit und auch einfach die Schönheit im Leben gefunden, für die ich (alles drei) wirklich dankbar bin.

Es gibt Zeiten, die ich ganz gern nochmal durchleben würde, phasenweise. Aber es gab keinen Shionoro, der ich lieber wäre, als der ich jetzt bin und hoffentlich sage ich das in zehn Jahren auch von mir.

shionoro schrieb:gibt Zeiten, die ich ganz gern nochmal durchleben würde, phasenweise. Aber es gab keinen Shionoro, der ich lieber wäre, als der ich jetzt bin und hoffentlich sage ich das in zehn Jahren auch von mir.

Das hast du wunderbar auf den Punkt gebracht.
Die Erfahrung, das Bewusstsein von heute, ist einfach nicht ersetzbar, egal durch welche Situationen.

Ich denke, jede "Phase" des Menschseins hat Vor- und Nachteile. Ebenso wie gute Zeiten, an die man sich gern erinnert. Sei es an unbeschwerte KiTa-Tage im Vorschulalter, tolle Sporterlebnisse im Grundschulalter, die erste Liebe (und Liebeskummer...) im Oberschul- und Pubertätsalter, erste eigene (verantwortliche) Wohnung mit Beginn des Studiums/Ausbildung, das (hart erarbeitete) erklimmen der Karriereleiter im Job, Familiengründung mit ersten eigenen Kindern und und und...

shionoro schrieb am 05.06.2022:Es gibt Zeiten, die ich ganz gern nochmal durchleben würde, phasenweise. Aber es gab keinen Shionoro, der ich lieber wäre, als der ich jetzt bin und hoffentlich sage ich das in zehn Jahren auch von mir.

Das kann ich bei mir auch sagen, dass ich für mich als Persönlichkeit in meiner Entwicklung immer Fortschritte machte und deshalb nicht zurück will, auch wenn ich nicht unbedingt behaupten kann, dass ich jetzt am glücklichsten bin. Faktisch gesehen nicht unbedingt, aber aus meiner Persönlichkeitsreifung heraus schon irgendwie. Ich kann mit weniger glücklich sein.

Ehrlich gesagt bin ich jetzt ganz zufrieden. Als Kind wuchs ich in einem sehr kalten Elternhaus auf und war von Selbstzweifeln und Zukunftsängsten geplagt.

Dann bin ich ausgezogen und habe 10 Jahre unter dem Existenzminimum gelebt - was echt bescheuert war. Es ist so Schade, wenn man viele Pläne hat und keinen umsetzen kann, wegen des Geldes.

Dann wurde ich im Studium noch ungeplant schwanger - ich hatte zwar Geld, aber keine Zeit mehr. Jetzt ist es zum ersten Mal, dass ich mitunter einfach durchatmen kann - Kind #1 ist ausgezogen, Kind #2 und #3 sind jetzt groß. Das genieße ich - ich muss allerdings noch an dem Problem arbeiten, dass ich dazu tendiere, zu viel zu arbeiten. Von daher - jetzt.

Ich habe nun geblickt, wie das Leben spielt. Ich bin wesentlich selbstsicherer und zuversichtlicher, was meine Zukunft angeht.

MissMary schrieb:Ehrlich gesagt bin ich jetzt ganz zufrieden. Als Kind wuchs ich in einem sehr kalten Elternhaus auf und war von Selbstzweifeln und Zukunftsängsten geplagt.

Meine Eltern waren liebevoll, aber zu wenig stark, um insgesamt 7 Kinder ausreichend auf das Leben vorzubereiten und sie zu führen. Wir wuchsen recht verwildert auf. Das hatte Vor- und Nachteile. Einerseits waren wir vielen Versuchungen ausgesetzt (bei meinen Brüdern die Drogen), andererseits erhielten wir auch mehr Freiheiten. Zumindest ich hatte große Träume und Zukunftsvisionen. Einiges davon habe ich realisiert, aber ich bin heute schon nicht mehr so visionär drauf wie in meiner Jugend. Eigentlich schade. Ich möchte es wieder lernen.

... ist immer JETZT. :)

Obwohl ich jetzt nicht total unzufrieden bin, hoffe ich schon, dass noch eine bessere Zeit kommen wird. Ich genieße es jetzt zwar sehr, mit meinem lieben Neffen im gemeinsamen Haushalt zu wohnen. Aber schöner wäre, wenn ich dies auch für die Zukunft haben könnte, unter besseren finanziellen und gesundheitlichen Vorzeichen. Wir kommen halt immer nur so knapp durch in allem. Es gibt auch so viele Unsicherheiten. Vor allem besorgt mich, ob ich gesundheitlich wieder auf die Beine komme oder es schlimmer wird mit meiner chronischen Krankheit.

Das alles lege ich in Gottes Hand. Ich weiß um Gottes Führung. Ich vertraue darauf und werde mein Bestes geben, um meinen Teil beizutragen, damit es bergauf geht.

Laura_Maelle schrieb am 14.12.2022:Zumindest ich hatte große Träume und Zukunftsvisionen. Einiges davon habe ich realisiert, aber ich bin heute schon nicht mehr so visionär drauf wie in meiner Jugend.

Ich merke eben bei meinen Kindern, wie hilfreich ein gutes Netzwerk ist. Als ich 16 war, hatte ich einen (wesentlich älteren) Freund mit einem recht berühmten Vater - es war absolut der Hit, was für Praktikas er alleine bekam, weil sein Vater ein hervorragendes Netzwerk hatte und mit was für Leuten er Kontakt hatte.

MissMary schrieb:Ich merke eben bei meinen Kindern, wie hilfreich ein gutes Netzwerk ist. Als ich 16 war, hatte ich einen (wesentlich älteren) Freund mit einem recht berühmten Vater - es war absolut der Hit, was für Praktikas er alleine bekam, weil sein Vater ein hervorragendes Netzwerk hatte und mit was für Leuten er Kontakt hatte.

Ja, ein gutes Netzwerk hätte ich heute schon, das ich auch nutzen könnte für meinen Neffen und meine Nichte. Aber die Vision muss halt schon da sein, etwas Produktives zu machen. Ich hätte das für mich selbst, aber durch meine Schmerzkrankheit bin ich leider stark eingeschränkt. Dadurch wird der Glaube, die eigenen Visionen noch realisieren zu können, bescheidener. Die Vision muss an die Realität angepasst werden.

@Cherymoya
Naja, früher dachte ich bis 40 ist geil und dann willste sterben!
Jetzt wo ich inzwischen bald 43 bin, muss ich sagen, das das Leben eigentlich immer besser wird.
Man lernt über die Jahre durch Lebenserfahrungen und Fehler, man wird smoother. Weiß besser wann es sich auch mal lohnt ein Auge zuzudrücken usw. Der Umgang mit dem eigenen Körper und seinen Abläufen ist einem vertrauter und bewusster. Früher wollte ich wenig Schlafen weil ich es für vergeudete Zeit hielt, jetzt plan ich mir meine Schlaf- und Entspannungsphasen richtig ein. Dadurch funktionierst du einfach viel besser, seelisch und körperlich.
Ich gehe viel relaxter durchs Leben. Also alles in allem, sind die Lebensjahre ein Plus, weil du mit der Zeit alles viel besser verstehst und im Griff hast. Finde selbst das ältere reifere Aussehen an mir besser, als diese halbrohe Wurst die ich früher war.
Weiß jetzt nicht ob ich das in 10 oder 20 Jahren immer noch so empfinden werde, aber bisher bin ich sehr dankbar und zufrieden.
Glaube jedes Alters hat sein Schönes.

Mahatma schrieb:Jetzt wo ich inzwischen bald 43 bin, muss ich sagen, das das Leben eigentlich immer besser wird.

Ich persönlich fand auch, dass die Zeit zwischen 40 und 50 eigentlich am schönsten und interessantesten war. Ich habe mich gar nicht alt gefühlt, und es war auch eine Zeit, in der ich viele Leute kennengelernt und neue Partnerschaften begonnen habe.

Auch oberhalb der 50 wird es nicht automatisch schlechter, allerdings bemerke ich sowohl bei mir selbst, als auch bei meinen Altersgenossen, dass nach und nach die Zipperlein und körperlichen Beschwerden zunehmen. Wobei das bei jedem anders aussehen kann: der eine hört schlechter, der nächste bekommt Gelenkprobleme, viele werden weitsichtig und brauchen eine Lesebrille, und so weiter.

martenot schrieb:Auch oberhalb der 50 wird es nicht automatisch schlechter, allerdings bemerke ich sowohl bei mir selbst, als auch bei meinen Altersgenossen, dass nach und nach die Zipperlein und körperlichen Beschwerden zunehmen. Wobei das bei jedem anders aussehen kann: der eine hört schlechter, der nächste bekommt Gelenkprobleme, viele werden weitsichtig und brauchen eine Lesebrille, und so weiter.

@martenot
Ja klar, mit den Lebensjahren werden körperliche Beschwerden usw. wahrscheinlicher. Aber solange die Kerngesundheit passt und es nichts ernsteres ist, hat es wenig Einfluss auf die Lebensqualität denke ich.
Krankheit, Unfälle usw. sind ein Thema für sich, das kann dich natürlich jeder Zeit ausknocken, ob mit Achtzehn oder mit Achtzig!
Hab vier gute Freunde in jungen Jahren verloren, alleine nur durch Unfälle.

1. arbeitete in einer Chemiefabrik und hat dort chemische Gase eingeatmet und daran gestorben(23 Jahre)

2. Autounfall bei Glätte, gerade neuen Führerschein(18 Jahre)

3. Unfall auf der Baustelle, nur gestolpert und direkt auf den Hinterkopf gefallen (20 Jahre)

4. Autounfall (27 Jahre) das tat mir besonders weh, war mein Kindheitsfreund der ersten Stunde, aber kann man nicht ändern

Das Leben kann verdammt schnell vorbei sein und unerwartet kurz, in diesem Sinne: Carpe Diem!! Carpe Diem!! und sei dankbar für jeden Moment

Mahatma schrieb:Das Leben kann verdammt schnell vorbei sein und unerwartet kurz, in diesem Sinne: Carpe Diem!! Carpe Diem!! und sei dankbar für jeden Moment

So sehen es auch die antiken Stoiker wie Seneca oder Marc Aurel. Und es stimmt: Daran denke ich auch oft. Gerade wenn ich über etwas traurig bin, hilft mir dieser Gedanke, meine Zeit nicht mit Selbstvorwürfen zu verschwenden, sondern die Situation zu akzeptieren, auch wenn es nicht leicht ist. Es könnte immer noch viel schlimmer sein.

Laura_Maelle schrieb:So sehen es auch die antiken Stoiker wie Seneca oder Marc Aurel. Und es stimmt: Daran denke ich auch oft. Gerade wenn ich über etwas traurig bin, hilft mir dieser Gedanke, meine Zeit nicht mit Selbstvorwürfen zu verschwenden, sondern die Situation zu akzeptieren, auch wenn es nicht leicht ist. Es könnte immer noch viel schlimmer sein.

Daran muss ich jetzt gerade intensiv denken. Meine Gefühle sind dieses Jahr sehr gemischt, was die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester angeht. Bin nicht wirklich zufrieden mit mir und habe gerade auch heute eine schmerzhafte Enttäuschung erlebt. Aber wie gesagt: Es könnte auch noch viel schlimmer sein. Deshalb versuche ich, das Gute bei all den Schatten zu sehen. Das Licht im Tunnel.

Das Glück, sogar das menschliche Leben ist eine äusserst flüchtige Sache. Eben noch da - und in Sekundenbruchteilen schon weg. Für immer. Dessen bin ich mir stets bewusst und kann damit trotzdem gut leben.

Ich hoffe, dass noch mal eine schönere Zeit für mich kommen wird. Aber die schönste war für mich bisher mit Auszug aus dem Haus der Pflegeeltern und Aufnahme meines ersten Wunschstudiums. Das waren zwei tolle Semester, ich habe mich so frei gefühlt.

Dann habe ich meinen jetzigen Mann und Vater meiner Kinder kennengelernt. Warum habe ich mich nur jedes Mal überreden lassen? Hätte ich ihn ziehen lassen, dann wäre ich jetzt sicher eine glückliche Frau mit Karriere in der Wissenschaft und kein Heimchen am Herd ohne Ausbildung im 50er-Jahre-Modell.

Meine Entscheidungen bereue ich also ;)