Warum denken depressive Menschen sie wären schlechter als andere?

@Anja-Andrea
kann ich voll und ganz verstehen! Es ist ja schon für Menschen die nicht mit ihrer Sexualität zu kämpfen haben recht schwer die Gefühle in andere Bahnen zu lenken und sich z. B. einfach mal nicht angegriffen zu fühlen oder sich weniger wert zu fühlen wie gesunde, denn man verfällt immer wieder in alte Verhaltensweisen zurück, dazu ist der Mensch einfach zu sehr Gewohnheitstier. Und für dich ist das natürlich dann noch schwieriger. Hast du deinen Arzt denn vielleicht mal gefragt, ob du es mit anderen Psychopharmaka probieren kannst. Es wirken ja nicht unbedingt alle so auf die Leber. Ich meine ein Versuch ist es auf jeden Fall wert. Dann hast du wenigstens ein wenig Entlastung wenn die Emotionen ein wenig gedämpft sind.

@Truenes
Ich möchte wenn es geht gar keine Psychopharmaka nehmen. Ich versuche es ja, in dem ich mit den Leuten rede, ihnen sage wie ich mich fühle und empfinde, und ich sage auch das es mich manches eben verletzt. Oft ist es aber dann so das man mir sagt, ich soll mich nicht so anstellen, das ist doch nicht so schlimm, etc.

@Anja-Andrea

Anja-Andrea schrieb: Und bei mir kommt hinzu das ich durch die Hormontherapie noch zusätzliche emotionale Veränderungen spüre. So empfinde ich alle Gefühle viel intensiver und vielfach stärker als früher, sowohl positive als leider auch negative Gefühle.

hahaha das finde ich doch mal klasse zu lesen.. es scheint dann das weiblich hormonen etwas anders sind als die männliche.. also haben wir schon mal ein unterschied... ;-)

@waterfalletje
Zumindest bei mir wirkt sich das Östrogen so aus. Aber ich habe von anderen Transfrauen in der Selbsthilfegruppe und im TS Forum genau das selbe über emotionale Veränderungen gehört. Und alle können wir uns das nicht einbilden.

@Anja-Andrea

Ach wenn ich meine Mann und mich so betrachte, ich habe eindeutig mehr tränen gelassen :D

@Anja-Andrea

Anja-Andrea schrieb:Die liegen hier zu Hause bei mir, eine fast volle 100er Packung,und ich bin oft so weit das ich mir manchmal sage ich nehme sie einfach weiter, aber das ist ja auch keine Lösung.

Bevor du auf die Idee kommst, ein gut gemeinter Rat in deinem Sinne:
Viele Antidepressiva senken den Endoxifenspiegel, was wiederrum kontraproduktiv mit deiner Hormongeschichte wäre. Daher NICHT einfach einschmeißen, sondern erst einmal mit dem Arzt besprechen welche Mittelchen sich NICHT gegenseitig im Wege stehen.

@MVirus
Ich werde sie gar nicht mehr nehmen, mir ist meine HRT wichtiger, auch für mein Empfinden. Ich werde da auch so irgendwie mit klar kommen. Ich hab es bisher geschafft, da schaffe ich es auch weiter.............

@Anja-Andrea

Anja-Andrea schrieb:Oft ist es aber dann so das man mir sagt, ich soll mich nicht so anstellen, das ist doch nicht so schlimm, etc.

Denen würde ich in deiner Stelle dann sagen, dass du dich so anstellen kannst wie du willst und das diese lapidaren Floskeln keinem weiterhelfen und sie mal mit konstruktiven Rat raus rücken sollen!

@Truenes
Das ist leicht gesagt, im Moment ist es eher so das mir dann eher die Tränen kommen.

@Anja-Andrea
ist bei Depressionen nachvollziehbar. Denn du fühlst dich in dem Moment wahrscheinlich hilflos, überfordert und unverstanden. Ich weiß ja nicht inwiefern dir das möglich ist wegen der Hormonumstellung, aber es wäre gut wenn du irgendwann dahin kommst, dass du denen so etwas sagst, damit sie aufhören dich mit guten (aber nicht brauchbaren) Ratschlägen voll zu schütten. Es ist aber auch völlig ok, dann so wie du es jetzt machst zu weinen.

was bin ich froh, dass mir Meinungen anderer, über meine Person, so furchtbar egal sind. Ich habe in dem Bezug so ein dickes Fell, dass ich mit nem nackten Hintern ein Gletscher runter rodeln könnte, ohne Frostbeulen zu bekommen ;)

Mich würde aber ernshaft interessieren, wie man sich als emotionaler Mensch am sinnvollsten ein Fell wachsen lässt. Müssen die Angriffe auf mich erst zu Routine werden, damit ich abstumpfe oder wie gehe ich damit um? Ich kann mir nicht erklären warum mir sowas nichts ausmacht und daher weiß ich auch keinen Rat der Abhilfe schaffen könnte. Ich war nie in der Situation mich von anderen innerlich verletzt zu fühlen. Ich weiß wie sich Wut anfühlt, und das mehr als genug. Für mich ist das gerade unvorstellbar.

@MVirus
Das ist schwer, sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Wenn ich meine Gefühle unterdrücken würde hätte ich das Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein. Da nehme ich es lieber in Kauf verletzt zu werden......

Wer seine Gefühle auf dem Silbertablet serviert muss damit rechnen verletzt zu werden. Gefühle schützt man im Alltag durch gewisse Regeln des Umgangs, genauso wie ein Zahnnerv durch den Zahn geschützt ist. Wenn der Nerv offen liegt, kann alles zur Pein werden.

Depression entsteht auch dann, wenn dauerhaft Wunsch und Wirklichkeit kollidieren. Ein Verhaltenstherapeut wird Strategien aufzeigen, die es einem ermöglichen sich zu schützen, und dem Ursprung der Depressionen zu begegnen. Seine Gefühle zeigen zu können ist gut und richtig, aber man sollte trotzdem Kontrolle über sie haben können. Ansonsten verhält sich der erwachsene Mensch dann wie ein Kind, dass sich ohne Vernunft den Gefühlen wie Traurigkeit, Zorn, Trotz und übermut hingibt. Dieses Chaos quittieren die wenigsten mit Verständnis. Wozu auch, auch sie haben Probleme und Befindlichkeiten. Man kann zwar auf Schonung hoffen, sie aber niemals einfordern.

Sry Leute, ich war ne Weile nicht mehr hier weil mein Zugang gesperrt war.

Gehört bei Manchen einfach zum Krankheitsbild dazu. Aber nicht bei allen. Eine Depression ist ziemlich umfangreich zu beschreiben.

@Anja-Andrea
Fakt ist nunmal auch, dass dein Wesen als Mensch, was nichts anderes ist als die Art und Weise deines Gehirns auf bestimmte Situationen in deiner Umwelt zu reagieren, durch die Biochemie der Hormone modifiziert wird. Es ist doch klar, dass Östrogene wesensverändernde Wirkungen haben, da sie offenbar an Rezeptoren in menschlichen Gehirnzellen ihre Wirkung auf genetischer Ebene entfalten können und damit grundlegende molekukalanatomische Veränderungen herbeiführen.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21851428

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DeadPoet schrieb:Wer seine Gefühle auf dem Silbertablet serviert muss damit rechnen verletzt zu werden.

So sieht das aus , im normalen Alltagsgeschäft sind Gefühle eher nicht gefragt und kontraproduktiv.
Da hat man eher andere Dinge zu erledigen als sich mit dem Gefühlsleben der anderen zu befassen .

Und Menschen die ständig mit ihren Gefühlsduselein oder ausbrüchen um die Ecke kommen fangen irgendwann mal an zu nerven und wundern sich wenn sie eher auf Ablehnung stossen als das sie ernstgenommen werden .

@Heijopei
also hat @MVirus ja gute Karten, so wie du das schreibst.

negative gedanken -> negative gefühle. sie sehen das glas halb leer statt halb voll. sie müsstn ihre ansicht durch positive erlebnisse wieder grade rücken

@Truenes

Nicht, dass ich es gut finde, aber die Beschreibung von @Heijopei triffts schon.