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Nein danke! Verweigerung als Gegengift

341 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeit, Konsum, Streik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Nein danke! Verweigerung als Gegengift

24.01.2014 um 01:11
@Koreander
Es liegt im Grunde daran, dass die Menschen Angst haben. Angst davor, abgelehnt zu werden, Angst davor, ausgeschlossen zu werden. Darum sagt keiner mehr seine eigene Meinung, sondern überlegt sich, welche Antwort denn möglichst gruppenkonform wäre und passt sich ständig, wieder und wieder an.

Es fehlt an Orientierung, es gibt kaum noch Vorbilder, nach denen man sich richten könnte. Die Leute ersticken an der "Freiheit aller Möglichkeiten".. Sie verlieren sich in der "everything is possible"-Mentalität unserer neuen Zeit..


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Nein danke! Verweigerung als Gegengift

24.01.2014 um 01:58
@Koreander

Ich danke Dir für Deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem letzen Beitrag :-)
Zitat von KoreanderKoreander schrieb:Ich würde nicht sagen Scheißleben. Sondern Scheißsystem.
Genau das isses. Scheißleben ist lediglich einer von vielen Ausdrücken gefrusteter Individuen die durch dieses System u.a. in die Depression getrieben werden.

@inspiratio
Zitat von inspiratioinspiratio schrieb:Es ist eigentlich leicht, aus dem System auszusteigen. Jeder könnte es hier und jetzt tun. Jeden Moment. Die meisten wollen aber nicht aussteigen, obwohl sie es schon sehen, dass vieles falsch läuft. Es gibt nämlich zu wenig eigenständige Menschen, die klar und offen ihre eigene Meinung vertreten.
Ich denke es liegt bei vielen Menschen weniger an mangelnder Eigenständigkeit, sondern eher an mangelndem Mut, alles was einem bisher lieb und teuer war loszulassen. Denn ein konsequenter Ausstieg aus diesem System würde das verlangen. Die Bereitschaft, sich von materiellen Dingen zu trennen, mag bei den meisten, die mit Aussteiger Gedanken spielen, vorhanden sein, aber dann scheitert es an moralischen Verpflichtungen. Da ist die Familie, Freunde, Menschen die uns was bedeuten und uns nahe stehen. Jeder von ihnen befindet sich auf einem anderen Erkenntnislevel, hat seine eigenen Idealvorstellungen für sein persönliches Lebensmodel. Die kriegt man nie alle unter einen Hut. Auszusteigen bedeutet sie alle "im Stich" zu lassen.
Das erzeugt schon im Vorfeld ein Schuldgefühl, welches einen geradezu zum Bleiben zwingt.

Und so stehen die meisten weiterhin an den Gitterstäben unseres Systemgefängnisses und schauen sehnsüchtig in die Freiheit, die theoretisch so nah liegt und praktisch so unerreichbar fern.

Singles und Einzelgänger ohne Anhang haben es da wohl am leichtesten.

Hierzu eines meiner absoluten Lieblingszitate von Arthur Schopenhauer:

Ganz er selbst sein darf jeder nur, solange er allein ist; wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: Denn nur wenn man allein ist, ist man frei.


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24.01.2014 um 11:34
@Warhead:
Zitat von WarheadWarhead schrieb: Am Leistungsdruck,am Zwang zum Konformismus,an Zukunftsängsten...und derer sind viele,die Angst nicht dazuzugehören,an der Angst unter der Brücke zu landen...oder im Arbeitslosen-KZ auf der grünen Wiese
Ja, wir leben in einer Angstgesellschaft. Sonst gäbe es keine Macht. ich habe mich vor zehn Jahren aus der Leistungsgesellschaft verabschiedet. Vorher war ich Schauspieler an einem Theater, war in 16 Rollen gleichzeitig besetzt und hatte kein Privatleben mehr. So bin ich mit Ende dreißig in eine fremde Stadt gezogen und lebe seitdem von Aufträgen als Trauerredner. Wenig Erwerbsarbeit, aber gut genug bezahlt.
Vielleicht 15 Stunden Arbeit pro Woche. Ich habe kein Auto, dafür habe ich Zeit. Paradox für die meisten, welche der Ansicht sind, ein Auto würde Zeit sparen. Dabei macht es nur abhängig.
Wer nicht gerade reich ist und sich das Auto quasi aus der Portokasse leisten kann, muss dafür unheimlich viel arbeiten. Um dann in seiner Blechbüchse im Stau zu stehen und sich über teure Werkstätten zu ärgern.
Die meisten unserer Wertvorstellungen stehen auf dem Kopf. Wenig Zeit zu haben, bedeutet, mehr Angst zu haben.


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24.01.2014 um 11:43
@inspiratio:
Zitat von inspiratioinspiratio schrieb: Es liegt im Grunde daran, dass die Menschen Angst haben. Angst davor, abgelehnt zu werden, Angst davor, ausgeschlossen zu werden. Darum sagt keiner mehr seine eigene Meinung, sondern überlegt sich, welche Antwort denn möglichst gruppenkonform wäre und passt sich ständig, wieder und wieder an.
Es fehlt an Orientierung, es gibt kaum noch Vorbilder, nach denen man sich richten könnte. Die Leute ersticken an der "Freiheit aller Möglichkeiten".. Sie verlieren sich in der "everything is possible"-Mentalität unserer neuen Zeit..
Ich fühle mich eher zunehmend angenommen mit meiner Lebensart. So fragte mich unlängst meine Tochter: "Was muss ich machen, um einmal so cool wie du zu leben? Du stellst dir fast nie den Wecker und fährst mehrmals im Jahr in den Urlaub..." Nun, ich verzichte auf Vieles, was anderen selbstverständlich ist. Ich repariere Vieles, was andere wegschmeißen. Und ich habe meine berufliche Nische gefunden, die mir ein bescheidenes Leben- bis auf die Reisen ist es sehr bescheiden- ermöglicht. Meine Möbel habe ich zum größten Teil selbst gebaut. Echtholz, das nicht nach einigen Jahren ausgetauscht werden muss.
Und: ich kann allein sein. In letzter Zeit werde ich wiederholt gefragt, woher ich meine innere Ruhe hätte. Eine der möglichen Antworten darauf: ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich muss nicht ständig Zeit sparen.
Nicht wissen, was der neueste Zeitungstratsch meldet. Nicht die neuesten Klamotten tragen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich dem Angstsystem weitgehend zu entziehen.


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24.01.2014 um 11:48
@Emze:
Zitat von EmzeEmze schrieb: Schopenhauer: "Ganz er selbst sein darf jeder nur, solange er allein ist; wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: Denn nur wenn man allein ist, ist man frei."
Das Zitat kenne ich auch. Ich verstehe es allerdings nicht als Absolutum. Mehr als Gegengewicht zur allgemeinen Über- Vergesellschaftung. Ständige Erreichbarkeit, volle Terminkalender, zu Hause läuft immer das TV usw. Nach ein bis zwei Tagen Einsamkeit packt mich Gesellschaftslust. Dann bin ich aber auch tatsächlich gesellschaftsfähig. Das heißt, ich höre anderen zu. Wobei Vieles, was sie sagen, zwischen den Zeilen steht.
Echte Mitteilsamkeit erlebte ich etwa im letzten Sommer im gebiet der Senftenberger Seen. Auf den Dörfern scheinen die Menschen einen regelrechten Hunger auf Kommunikation mit Fremden zu haben. Die meisten Einheimischen haben wenig Geld und verlassen ihren Ort kaum. Unter Ihresgleichen haben sich die meisten Themen rasch erschöpft. Man ist sich mehr oder weniger einig und schweigt deshalb viel. Daraus entsteht der Wunsch nach Neuem, oder nach anderen Meinungen zum Alten. Ganz anders als bei Stadtbewohnern, die täglich mit einer Vielzahl von Meinungen konfrontiert sind und daher eher das Bedürfnis haben, sich abzugrenzen. Falls sie nicht dem üblichen Geschwätz über ewig Gleiches anheimgefallen sind. Einen Schopenhauer würden sie nie lesen, da schlafen sie schnell darüber ein. Stattdessen üben sie sich in Diskussionen, die ihre Unsinnigkeit aus den üblichen Zeitungen beziehen. Beispiel National- Stolz: Angst vor "Überfremdung".
Schopenhauer: "Jeder kleine Tropf, der nicht weiß, worauf er stolz sein soll, ergreift das letzte Mittel- die Nation, der er zufällig angehört, um darauf stolz zu sein."


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24.01.2014 um 22:54
@Koreander
Ein krisensicherer Job,gestorben wird immer
Hach,ich liebe Schopenhauer,leider ist das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen,wer sich in Gesellschaft begibt der macht sich nicht nur gemein,der wird oft genug auch gemein.
Was war denn das für ein Verheiztheater das sein Ensemble ins Burnout inszeniert??


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25.01.2014 um 00:55
@Koreander
emze: Schopenhauer: "Ganz er selbst sein darf jeder nur, solange er allein ist; wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: Denn nur wenn man allein ist, ist man frei."
Zitat von KoreanderKoreander schrieb:Das Zitat kenne ich auch. Ich verstehe es allerdings nicht als Absolutum. Mehr als Gegengewicht zur allgemeinen Über- Vergesellschaftung.
Ja, Gegengewicht klingt auch für mein Empfinden sehr treffend.
Ich selbst bezeichne mich als geborenen, sozusagen als Vollblut-Einzelgänger, denn schon von kleinauf, seit ich bewusst denken kann, fühle ich mich nur dann wirklich frei, wenn ich allein bin, ohne mich dabei je einsam zu fühlen.
Trotzdem könnte ich es mir nicht vorstellen z.B. auf einer einsamen Insel zu leben
Weil....mir dort mein „Gegengewicht“ fehlt.
Zitat von KoreanderKoreander schrieb:Nach ein bis zwei Tagen Einsamkeit packt mich Gesellschaftslust. Dann bin ich aber auch tatsächlich gesellschaftsfähig. Das heißt, ich höre anderen zu. Wobei Vieles, was sie sagen, zwischen den Zeilen steht.“
Da geht es mir ähnlich wie Dir, allerdings packt mich meine Gesellschaftslust nur alle paar Wochen oder Monate. Dann muss ich mal raus, unter Menschen.

Ich denke, alles, was auf unserem Planeten lebt/ existiert, braucht ein solches Gegengewicht. Es/so ist unsere Natur, man nennt es/sie auch Polarität ;-)

Solange alles ausgewogen ist, herrscht Harmonie. Doch sobald in irgendeinem Bereich ein Übergewicht entsteht, beginnen Unbehagen, Unwohlsein, Unzufriedenheit, zu wachsen und sich wie eine ansteckende Krankheit auszubreiten.

Das gilt für jede Art von Ungleichgewicht, denn selbst ein Übergewicht an Glück und Erfolg, lässt dieses anfangs positive Empfinden, dann zu vermeintlichem Glück und Erfolg schrumpfen, wenn dieses scheinbare Glücksempfinden aus einer Anhäufung materieller Dinge erwachsen ist.

Man braucht sich nur mal umzuschauen, um zu sehen, wie viele unglückliche und unzufriedene Menschen es unter denen gibt, die sich alles leisten können, scheinbar alles haben, denen alles in den Schoss zu fallen scheint.

Auch hier kann ein „Nein danke“ ein Schlüssel zu innerer Zufriedenheit sein.
„Nein danke“, ich will nicht alles geschenkt haben, denn nur auf das, was ich mir selbst erarbeitet und auf meinem eigenen Entscheidungsweg erlangt habe, kann ich wirklich stolz sein. Hier gilt, weniger (Geschenke) ist mehr, schafft mehr Selbstwertgefühl und letztlich mehr innere Zufriedenheit.

:-)


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Doors ehemaliges Mitglied

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25.01.2014 um 17:10
Wer sich in Gesellschaft begibt, kommt darin um. Niemand ist gezwungen, bei irgendeiner Gesellschaft mitzumachen. Allerdings sollte man sich über die Konsequenzen schon im Klaren sein. Man kann kein Omelette haben, ohne Eier zu zerschlagen.


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25.01.2014 um 18:44
@Warhead: Alle deutschen Theater mit festen Ensemble stehen unter Quotendruck. Mehr Zuschauer kriegt m,an mit einem breiteren Angebot. Und das bei sinkenden Staats- Zuschüssen für die Theater. Also müssen Schauspieler härter ran.
Bei mir war es zuletzt das Theater in Bautzen. Dort wurde alles für die Quote getan.
Das gilt mehr oder weniger für alle Theater bei uns. Jürgen Flimm, einst Regisseur in Hamburg, sagt einst: "Natürlich arbeiten wir zu 80% für die Quote. Sonst dreht uns der Staat den geldhahn zu." Das bedeutet, man kriecht dem meist bürgerlichen Publikum in den Allerwertesten, beutet die Angestellten weitestgehend aus und hat vornehmlich Schrott auf dem Spielplan.
Der Massengeschmack ist durch das Fernsehen zerstört. Einen guten Shakespeare gucken sich nur Wenige an. Dafür Stücke, die ihren Anspruch nach TV- Seren zu richten scheinen. Und eben da kann und will ich nicht mehr mitmachen.


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25.01.2014 um 18:47
@Emze: Neben dem "Nein" brauchen wir auch ein starkes "Ja" für das, was uns begeistert.
Bei mir ist das Lesen und Schreiben, Holz- Handwerk und Sport. Bei Dir?


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25.01.2014 um 18:51
@Doors:
Zitat von DoorsDoors schrieb: Wer sich in Gesellschaft begibt, kommt darin um. Niemand ist gezwungen, bei irgendeiner Gesellschaft mitzumachen.
Die Masse der Erwerbsfähigen ist sehr wohl gezwungen, ständig in Zwangsgesellschaften mitzumachen. Oder haben wir schon ein BGE?


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Zeo ehemaliges Mitglied

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25.01.2014 um 18:56
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wer sich in Gesellschaft begibt, kommt darin um. Niemand ist gezwungen, bei irgendeiner Gesellschaft mitzumachen.
Doch. Bei einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung... wie @Koreander schon sagt.


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Doors ehemaliges Mitglied

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25.01.2014 um 20:25
@Koreander

Was hält Dich davon ab, aus der Gesellschaft auszusteigen? Die Angst? Die Bequemlichkeit?


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25.01.2014 um 23:39
@Koreander
Peter Stein hat sich immer einen Scheiss für Quote interessiert,interessanterweise wurde alles was er anfasste zu Gold.Dafür haben sich alle zerrissen,für Peter zu arbeiten ist einfach geil,von Peter zur Sau gemacht zu werden ist eine Erfahrung die man mal gemacht haben muss,bei Peter lernt man Selbstkritik,wenn nicht bei ihm,bei wem dann??
Nagut,er hatte in Strauss einen exellenten Zuarbeiter,aber seine Tschechowkreationen waren auch geil,und erst Philoktet,mit Michael König der drei Stunden einbeinig über die Bühne hopste.
Luc Bondy ist aus einem ähnlichen Holz geschnitzt,aber Schaubühne war ja auch ein einmaliges Ensemble,alle die spielten waren auch in der Lage Regie zu führen


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26.01.2014 um 01:30
@Koreander
Zitat von KoreanderKoreander schrieb:Neben dem "Nein" brauchen wir auch ein starkes "Ja" für das, was uns begeistert.
Bei mir ist das Lesen und Schreiben, Holz- Handwerk und Sport. Bei Dir?
Ich sehe mal wieder, dass wir in die gleiche Richtung denken :-)

Ein starkes Ja, als Gegengewicht zu den vielen Neins, die uns umgeben, bedrängen und die wir uns oft nicht auszusprechen trauen.
Wie „Doors“ hier sagte, „man kann kein Omelette haben ohne Eier zu zerschlagen“. Und so bleibt uns, die wir ja nun mal hier leben, nichts anderes übrig, als uns irgendwie mit diesem System zu arrangieren.

Unsere Muttersprache liefert mir zwei Lieblingsbegriffe: Individuum und Polarität.
Als Individuum treffe ich allein verantwortlich meine Entscheidungen, welches „Brot“ mit dem die Herde gefüttert wird und welche „Spiele“ mit denen die Herde „unterhalten“ (bzw. von der Selbstfindung abgehalten) wird, ich annehme oder ablehne.
An gut gemeinten oder „gut gemeinten“ Ratschlägen, Tipps und Vorschlägen mangelt es sicher nicht. Sie strömen aus allen Ecken und Enden auf uns ein, doch das letzte alles entscheidende Ja oder Nein, kann nur aus m/einem Mund kommen.

Und die Tatsache, dass wir in der Polarität leben, macht mir immer wieder bewusst, dass nichts und niemand nur gut oder nur schlecht ist. Und so finde ich in jedem noch so schwarzen Loch, also auch in unserem Systemknast immer ein paar, in ein dickes Ja eingewickelte Rosinen.

Und einige sehen so ähnlich aus, wie Deine, Koreander. Schreiben z.B., bei meinen i.d.R. langen Texten wohl unverkennbar. Ich könnte allein zu diesem Thema endlos weiterschreiben ;-). Holzhandwerk ebenso. Auch ich hab mir schon so manches Möbelstück selbst gebaut. Sport, hin und wieder phasenweise. Bei mir hängt ein Sandsack, denn ich ab und zu traktiere. Meine Leidenschaft gilt kreativen Dingen. Wenn ich z.B. als Hobbygrafiker an einem Entwurf arbeite, kenne ich weder Hunger noch Durst noch Müdigkeit und schon gar keine Systemsorgen :-)
Derzeit habe ich gerade eine Nähphase. Ich kreierte mein Outfit manchmal selbst, weil ich mich nicht gern von irgendwelchen Modetrends knechten lasse. Vor einigen Jahren gefiel mir die damalige Schuhmode nicht. Drei Jahre lang sagte ich NEIN zu dieser Mode und kaufte mir keine neuen Schuhe. Nun ja, jenen frauentypischen Schuhtick hatte ich ohnehin nie.

Aber worauf ich eigentlich hinaus will und was Du vermutlich auch meintest ist, wenn man mit Leib, Seele und Begeisterung an einer Sache dran ist, vergisst man alles andere drumherum, auch unser Scheißsystem in dem wir nun mal festhängen.

Die beste Empfehlung als Ausgleich zu systembedingtem Frust ist deshalb ein Hobby das einem wirklich Freude macht. Denn Freude schafft gute Laune und macht das Leben um einiges erträglicher. Zudem wirkt gute Laune auch oft ansteckend aus Umfeld.

:-)


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26.01.2014 um 12:47
@Warhead: Dass es einzelne Theaterprominente schaffen, weitgehend selbstbestimmt zu arbeiten, streite ich nicht ab. Nur, es sind eben Einzelne. Schön, wenn Privilegien und tatsächliche Kompetenz zusammen kommen.
Mir geht es jedoch eher um unser Theatersystem, um die grundsätzliche Quotenverpflichtung. Das Theater ist Teil eines auf quantitative Effizenz getrimmten Gesamtsystems der Gesellschaft.
Da fällt Qualität meist unter den Tisch. Die meisten Theater sind kleine bis mittlere. Selbst die großen Staatstheater haben Auflagen, die von Bürokraten vorgegeben werden. Der Bildungsauftrag kann da nur vernachlässigt werden. Zugunsten der Unterhaltung, der Volksbespaßung. Und der elitären bürgerlichen Relativierung echter sozialer Probleme. Im antiken Girechenland gab es viele Tragödien, hier als Genrebegriff im Theater gemeint. Heute sehen wir hauptsächlich seichte Komödien. Die Stärke einer Gesellschaft kann man jedoch auch daran erkennen, wieviel Kritik sie sich öffentlich leistet. Umgekehrt: auf der Titanic spielte die Kapelle bis zuletzt. Man denke auch an die wirtschaftlich katastrophalen 20er Jahre oder die letzten Monate des NS- Regimes: seichte Unterhaltung als Kompensation einer mörderischen Realität.
Unsere Realität heute hat meist nichts mit den theatralisch verhandelten Stoffen zu tun.


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27.01.2014 um 15:57
Mit einem breiten Schmunzeln habe ich etwas gelesen, auf das ich gerade im Web gestoßen bin.
Und da ich denke, dass das hier ganz gut herpasst, kann ich Euch vielleicht mit meinem Schmunzeln anstecken ;-)

>>Eine weltweite Epidemie verbreitet sich mit rasender Schnelligkeit

Die WHO befürchtet – selbst schon ganz aufgelöst und verwirrt – , dass Milliarden Individuen in den nächsten 10 Jahren infiziert werden könnten– mit unabsehbaren Folgen für unsere so kostbare Konsumgesellschaft!
Hier folgen die Hauptsymptome dieser schrecklichen Krankheit:
1. Die Neigung sich durch seine eigene Intuition leiten zulassen, anstatt unter dem Druck von Ängsten, aufgezwungenen Ideen und Verhalten, das in der Vergangenheit konditioniert wurde.
2. Totaler Mangel an Interesse, andere oder sich selbst zu beurteilen, oder sich mit etwas zu beschäftigen, das Konflikte verursachen könnte.
3. Totaler Verlust der Fähigkeit, sich Sorgen zu machen – das ist eines der allerschlimmsten Symptome.
4. Eine konstantes Wohlgefühl beim Wertschätzen von Menschen und Dingen so wie sie sind, was zur Folge hat, dass man Andere nicht mehr verändern will.
5. Das Bestreben, sich selbst zu ändern, um für die eigenen Gedanken, Gefühle, Emotionen, Körper, das materielle Leben und die Umgebung auf eine positive Art zu sorgen, so dass unser Potential an Gesundheit, Kreativität und Liebe voll entwickelt wird.
6. Rezidivierende (wiederholte) Anfälle von Lächeln: einem Lächeln, das “Danke” sagt und das ein Gefühl von Einheit aufbaut mit allem was lebt.
7. Ein stets weiter wachsende Empfänglichkeit für Einfachheit, Lachen und Freude.
8. Stets häufigere Momente in welchen man kommuniziert mit seiner Seele in Non-dualität, was ein angenehmes Gefühl von Zufriedenheit und Glück verursacht.
9. Befriedigung darin finden, dass man sich wie ein Mensch verhält, der Fröhlichkeit und Freude bringt anstatt Kritik oder Gleichgültigkeit.
10. Die Fähigkeit, alleine, im Paar, in einer Familie und Gemeinschaft auf eine flotte und gleichberechtigte Art zu leben, ohne Opfer, TäterIn oder RetterIn spielen zu wollen.
11. Ein Gefühl von Verantwortlichkeit und Glückseligkeit, dass man der Welt seine Träume von einer harmonischen und friedlichen Zukunft und einer Welt im Überfluss schenken will.
12. Totale Akzeptanz der eigenen Anwesenheit auf der Erde, und der Wille, sich jeden Moment zu entscheiden für das, was schön, gut, wahr und lebendig ist.
Wenn Sie weiterhin in Angst, Abhängigkeit, Konflikten, Krankheit und Konformismus leben wollen, vermeiden Sie dann um jeden Preis den Kontakt mit Menschen, welche diese Symptome zeigen. Denn dieser Zustand ist äußerst ansteckend.
Falls sich bei Ihnen schon erste Symptome zeigen, müssen Sie wissen, dass Ihr Zustand wahrscheinlich hoffnungslos ist. Medizinische Behandlungen und legale/illegale Suchtmittel können für kurze Zeit einzelne Symptome unterdrücken, aber das unausweichliche Fortschreiten der Krankheit kann nicht aufgehalten werden.
Es gibt nämlich keinerlei Impfung gegen Glück.
Weil diese Glückskrankheit den Verlust der Angst vor dem Tod mit sich bringt, einer der zentralen Pfeiler, auf den sich der Glaube der materialistischen modernen Gesellschaft stützt, kann eine große soziale Veränderung entstehen, die sich äußert im Verlust der Neigung Krieg führen zu wollen, in der Neigung Recht haben zu wollen, im Entstehen von Ansammlungen von glücklichen Menschen, die singen, tanzen und das Leben feiern; im Auftreten von Gruppierungen, die ihre körperliche und seelische Heilung feiern, die Lachanfälle und kollektive Glücksgefühlsausbrüche haben.

Bitte weiterverbreiten und dadurch – soweit wie noch möglich – verhindern, dass diese Seuche die mühsam errungenen heiligen Werte unserer so heiß geliebten kapitalistischen Konsumgesellschaft weiter in Schutt und Asche legt … Wir sind hier! Du auch?
Autor unbekannt<<

:-)


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30.01.2014 um 09:51
@Emze:
Zitat von EmzeEmze schrieb: Die Neigung sich durch seine eigene Intuition leiten zulassen, anstatt unter dem Druck von Ängsten, aufgezwungenen Ideen und Verhalten, das in der Vergangenheit konditioniert wurde.
Dazu fand ich einen Dialog über Institutionen, die Intuition zerstören:

A: >>ich behaupte schon lange, dass die Schule die Intelligenz zerstört.
Die Konzentration auf einen bestimmten Leistungs- und Ökonomiebegriff zerstört die Intelligenz, Kreativität und die Leistungsfähigkeit.<<

B: >>Diese pauschale Urteil ist natürlich totaler Unsinn. Nach dieser Bewertung wird z.B. in Europa seit 1000 Jahren, Intelligenz, Kreativität und die Leistungsfähigkeit vernichtet. Während Afrika das Paradies für all diese Eigenschaften sein müsste.
Wollen wir einmal über die Leistungsfähigkeit afrikanischer Staaten reden?<<

Meine Antwort:

Es kommt darauf an, was man unter "Intelligenz, Kreativität und die Leistungsfähigkeit" versteht. Welcher Europäer kann noch selbst nützliche Dinge herstellen?
Wir haben gelernt, Automaten zu bedienen. Tabellen und Gebrauchsanweisungen zu verstehen. Geld hinzulegen und Waren nach Hause zu schleppen.
Können wir Socken stopfen? Wer, außer einigen Kleingärtnern, kann Kartoffeln anbauen? Wer kann einen Rucksack nähen? Ein Paar Schuhe herstellen?

Und wie feiern wir? Sitzen wir nicht nur herum, tratschen und trinken? Können wir tanzen, ohne vorher einen Kurs besucht zu haben?
Klar, manchmal tanzen wir. Doch wer wagt es, neben einem Afrikaner zu tanzen, der noch nicht völlig "zivilisiert" wurde?
Selbst unser Lachen ist eingefroren. Neben dem groben, meist alkoholisierten Gegröhle von Fussball- Fans prusten und gickern halbverschämt Frauen vor sich hin.
Können wir singen? Im Kirchenchor vielleicht. In Kneipen und Stadien- doch immer erst dann, wenn uns der Alkohol enthemmt.
Wir kennen ja noch nicht einmal mehr unsere Volkslieder. Vielleicht die ersten paar Zeilen.
Und dann reisen wir in "unterentwickelte" Länder, geradten mit etwas Glück in ein Dorf und erleben ein Fest der "Wilden".
Wieso wirken ihre Bewegungen, ihre Gesten und ihr Lachen so natürlich? Weshalb kann dort fast jeder singen? Warum tragen sie keine Wohlstandsbäuche vor sich her?
Und weshalb haben sie nicht solche Haltungsschäden und Verspannungen wie wir? Sind wir nicht die Weiterentwickelten?
Hauptsache, das Wirtschafts- Wachstum stimmt?
Das alles bedeutet, daß der radikale Humanismus jeden Gedanken und jede Institution dahin in Frage stellt, ob sie die Fähigkeit des Menschen zu mehr Lebendigkeit und Freude fördern oder behindern.
Ivan Illich, "Schulen helfen nicht"


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30.01.2014 um 11:11
@Koreander
Zitat von KoreanderKoreander schrieb:Es kommt darauf an, was man unter "Intelligenz, Kreativität und die Leistungsfähigkeit" versteht. Welcher Europäer kann noch selbst nützliche Dinge herstellen?
Wir haben gelernt, Automaten zu bedienen. Tabellen und Gebrauchsanweisungen zu verstehen. Geld hinzulegen und Waren nach Hause zu schleppen.
Können wir Socken stopfen? Wer, außer einigen Kleingärtnern, kann Kartoffeln anbauen? Wer kann einen Rucksack nähen? Ein Paar Schuhe herstellen?
Ja, das ist das Dilemma. In unserer sog. zivilisierten Wohlstandsgesellschaft werden die Notwendigkeit und jeglicher Antrieb etwas selbst zu tun/erschaffen weggezüchtet, weil uns alles bereits vorgebaut und vorgekaut serviert wird.
Bequemlichkeit auf Kosten der Lebendigkeit.

:-)


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Rao ehemaliges Mitglied

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30.01.2014 um 13:02
"Muß" denn jeder lernen, wie man Kartoffeln anpflanzt oder Schuhe herstellt? Wenn jeder seine Lebensmittel etc. selber produzieren müßte, bliebe keine Kapazität mehr für andere Dinge, erst die Arbeitsteilung in Familie, Kultur etc. sorgt dafür, daß für "höhere" Dinge, die über die unmittelbaren Bedürfnisse hinausgehen, überhaupt noch Zeit bleibt. Niemand hindert Euch daran, Kartoffelbauer oder Schuster zu werden, nur wird Euch halt dadurch dann die Zeit für viele andere Dinge fehlen. Der Tag hat nun mal nicht mehr als 24 Stunden und die Woche nicht mehr als 7 Tage, und eine menschliche Lebensdauer ist bekanntlich begrenzt. Das Wissen, wie man etwas tun kann (kann!) ist eine Sache, das kann vermittelt werden und führt vielleicht zu dem Ergebnis, daß der eine oder andere sich darauf spezialisiert, wenn er Gefallen daran findet. Das heißt aber eben nicht, daß es dann jeder machen müßte (müßte!). Eine gute Schule vermittelt Wissen in dem Sinne, "das da gibt es, das andere ist möglich, das funktioniert so, und das da hat es mal gegeben, und deshalb hat sich das dann so und so entwickelt..." so daß den jungen Leuten dann die Möglichkeit gegeben ist, nach den eigenen Vorlieben und Bedürfnissen aus der Myriade von Möglichkeiten das Beste für das eigene Leben auszuwählen, und da hat nun mal nicht jeder ein Interesse an einem Kartoffelacker. Was dem einen wie ein Käfig erscheinen mag, ist für den anderen vielleicht gerade die ideale Nische, in die er sich gerne zurückzieht. Der eine kann minimalistisch leben, der andere stürzt sich in die Vielfalt. Solange "Verweigerung" nicht darauf hinausläuft, daß man verkappt als Schmarotzer auf Kosten anderer lebt, ist sie okay. Mal ausprobieren, wie man "ohne" (wasauchimmer) auskommt - okay. Mal drei Wochen als Kartoffelbauer arbeiten - okay. So ziemlich alles ist okay, solange es freiwillig geschieht und kein anderer dadurch geschädigt wird. Erst wenn Zwang ins Spiel kommt, gibt es ein Problem. Der Thread versucht imho darauf hinauszulaufen, daß die meisten Leute sich viel zu viel aufzwingen lassen und sich nicht bewußt sind, wie einfach es manchmal sein kann, sich von einem Zwang zu befreien, und das geht manchmal (aber nicht immer...) indem man einfach "nein" sagt.


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