Nein danke! Verweigerung als Gegengift
15.01.2014 um 12:11
Warnung laaaanger Text ;-)
Lieber Koreander,
in Foren gibt es nach meiner Erfahrung zwar nur wenige Freunde langer Texte und ich weiß nun nicht, zu welcher Sorte Du gehörst ;-), aber ich möchte Dir und Euch dennoch mal etwas aufs Auge drücken, von dem ich denke, dass es hier gut hineinpasst.
Jeder hat ja so seinen Plan zur Rettung der Welt und seine ganz eigene Vorstellung von den Ursachen all unserer Probleme. Jeder kennt den Spruch, für jedes Problem gibt es eine Lösung. Doch der Haken bei dieser Weisheit ist, sie ist ebenso richtig wie falsch, denn es gibt nicht nur eine Lösung, sondern Hunderte, Tausende, Millionen, nämlich für jeden Menschen eine andere.
Und so ist meine Ursachenforschung und mein Lösungsidee auch nur eine von Millionen. Und die schildere ich hier mal in einem Auszug aus einem noch viiieel längeren Taxt, den ich vor Jahren mal geschrieben habe:
„Jeder Mensch ist ein individuelles Einzelstück, mit individuellen Stärken, Schwächen und Bedürfnissen und hat instinktiv den Drang, diese auszuleben und zwar jeder auf seine ganz persönliche Weise. Und genau dieser natürliche Drang wird von unserem Gesellschaftssystem permanent unterdrückt, kaum dass wir auf der Welt sind.
Jeder von uns wird mit bestimmten Talenten und Begabungen geboren. Jeder!
Aber wir werden von Anfang an, ohne Rücksicht darauf in ein Korsett gepresst, dass im Laufe unseres Lebens immer enger gezogen wird und uns mehr und mehr die Luft zum Atmen nimmt.
Das Beginnt oft schon damit, dass viele Eltern eine genaue Vorstellung davon haben, was aus ihrem Kind einmal werden soll, meistens schon bevor es überhaupt geboren wird. Der Vater ist Arzt, klar dass der Sohn auch einmal Arzt wird und die Praxis übernimmt. Die Mutter wollte studieren, was ihr aus irgendeinem Grund verwehrt wurde, klar dass nun der Sohn oder die Tochter studiert, schließlich sollen es die Kinder einmal besser haben. Oder der Landwirt, für den klar ist, dass sein Sohn einmal den Hof übernimmt u.s.w..
Sicher sollen unsere Kinder es einmal besser haben, aber sie werden es nicht automatisch dadurch besser haben, indem sie die Wünsche und Vorstellungen ihrer Eltern erfüllen. Der Sohn des Arztes ist vielleicht ein Naturbursche und will lieber Landschaftsgärtner oder Förster werden...........“das kommt ja überhaupt nicht in Frage“ .Die Tochter will lieber Frisöse werden, weil ihr das einfach Spaß macht, während der Sohn des Landwirts vielleicht gern studieren möchte, was der Vater für Zeitverschwendung hält, für die Arbeit auf dem eigenen Hof braucht er kein Studium.
Na ja, ihr wisst sicher was ich meine.
Dann ist da unsere Schulzeit, in der auf besonders brutale Art an unserem Korsett herumgezogen wird. Sicher müssen wir etwas lernen, um im Leben weiter zu kommen. Aber nicht so.
Mindestens die Hälfte unserer gesamten Schulzeit wird sinnlos vergeudet, weil unser Schulsystem keine Rücksicht auf die persönlichen Stärken und Schwächen des Einzelnen nimmt.
Lesen, schreiben, rechnen, das ist das was wir wirklich lernen müssen und alles was darüber hinausgeht, werden unsere Kinder mit Leichtigkeit lernen, verstehen und begreifen, wenn sie es wollen und sie lernen es nicht, wenn sie es nicht wollen, denn wenn man mit Druck und Zwang versucht, ihnen Dinge einzutrichtern, die an ihren persönlichen Interessen, Begabungen und Talenten vorbeigehen, kommt letztlich bestenfalls nichts weiter dabei heraus, als dass sie sich vielleicht dem Druck fügen, irgendwelche auswendig gelernten Texte dahersagen oder schreiben um sie dann, wenn alles überstanden ist wieder zu vergessen. So etwas nenne ich schlichtweg verschwendetes Potential und vergeudete Zeit.
Es gibt den schönen Werbespruch von Herrn Hipp, „Man muss die Natur einfach machen lassen“. Und die Potentiale, die in jedem von uns stecken sind auch naturgegeben, sozusagen. Und sie würden naturgemäß auch zum Vorschein kommen, wenn man sie nur lassen würde. Jeder hat den natürlichen Drang, sein Potential auszuleben, aber unser System lässt die Natur nicht machen.
Unsere Geschichte ist voll von positiven Beispielen was passiert, wenn Menschen das lernen dürfen, was ihren individuellen, naturgegebene Begabungen und ihrem natürlichem Wissensdrang entgegenkommt«.
Auch darüber hab ich mal einen langen Text geschrieben. Ich hatte mir als Beispiele 5 bedeutende Erfinder des 19.Jhd ausgesucht, die unser heutiges Leben entscheident beeinflusst haben. Uind ich hatte diese gewählt, weil sie alle etwas gemeinsam hatten.
Sie alle mussten auf ihre Weise auch gegen das System ihrer Zeit kämpfen. Sie mussten Unglauben, Ignoranz und Intoleranz überwinden, um ans Ziel zu kommen.
Aber eines blieb diesen fünf großen Männern der Geschichte erspart. Sie kamen allesamt aus ärmlichen Verhältnissen und dort gab es noch kein Schulsystem, das sie in ein enges Korsett aus starren Lehrplänen zwängte. Sie haben, wenn auch unter schwierigen Umständen, gelernt, was sie wollten. Das was ihren Interessen und Begabungen entsprach. Sie konnten ihre innere Natur ausleben und sie selbst sein, Und ich denke, das machte sie stark und gab ihnen die Kraft alle Not und die widrigen Umstände ihrer Zeit zu überstehen und das Beste daraus zu machen.
Natürlich muss man nicht zwangsläufig aus ärmlichen Verhältnissen stammen und in Not und Elend aufwachsen um ein großer Mensch der Geschichte zu werden. Es gab auch viele „Träumer und Fantasten“, die aus sehr guten Verhältnissen stammten.
Leonardo da Vinci war zum Beispiel einer von ihnen. Aber ob nun arm oder reich, der Unterschied zur großen Masse mag der sein, dass sie von Natur aus auch etwas wissbegieriger und neugieriger waren als der Rest der Welt. Sie hatten den Drang, den Dingen die sie interessierten auf den Grund zu gehen.
In jedem von uns schlummern ungeahnte Fähigkeiten und Kräfte. Und die Betonung liegt hierbei auf >schlummern< Jeder von uns könnte ein paar verborgene Reserven hervorholen. Er bräuchte sich nur einige Fragen zu stellen.
Woher, wohin, warum und wie?
Um unser geistiges Potential zu aktivieren müssen wir uns auf die Suche begeben. Goethe sagte einmal, „Erfinden ist der Abschluss des Gesuchten“.
Doch die meisten von uns suchen nicht und stellen sich diese Fragen nicht. Wir nehmen die Dinge so wie sie sind. Uns genügt das was da ist. Uns fehlt der Antrieb uns den Kopf darüber zu zerbrechen, was sein könnte oder was überhaupt möglich wäre. Unser Denken ist mit den „kleinen“ Dingen des Alltags völlig ausgelastet. Wir wählen unseren Beruf nicht aus dem Antrieb heraus, hinter irgendwelche Dinge zu schauen, sondern allein mit dem Gedanken, welche Vorteile und welchen persönlichen Profit er uns bringt. Unsere natürliche, kindliche Neugier haben wir während unserer Schulzeit in den unendlichen Weiten starrer Lehrpläne längst verloren.
Wenn jeder Erwachsene mal darüber nachdenkt, was von all dem, was ihm während seiner Schulzeit eingebläut wurde am Ende hängen geblieben ist, wird er feststellen, dass es nur ein Bruchteil von dem ist, womit er sich jahrelang herumgequält hat. Und dieser Bruchteil umfasst genau das, was seinen persönlichen Interessen und Begabungen entspricht.
Allgemeinbildung hin oder her, sicher nützlich........, für eine Quizshow ;-). Aber wenn ich mich entschieden habe Elektriker zu werden, wozu muss ich dann wissen, wer, wann im dreißigjährigen Krieg wo gegeneinander gekämpft hat. Hilft mir das bei der Reparatur irgendwelcher Geräte oder dabei meinen Lebensunterhalt in meinem gewählten Beruf zu verdienen? Ich habe lesen gelernt, und wenn mich die Geschichte irgendwann interessiert, dann hole ich mir die entsprechenden Bücher und lese. So einfach ist das. Große Männer der Geschichte haben es vorgemacht. Und wenn ich Arzt werden will, wozu muss ich dann wissen, wie die Taiga hinterm Ural beschaffen ist und was da alles kreucht und fleucht. Ich kann lesen, und wenn mich das irgendwann wirklich interessiert....
Natürlich soll in den Schulen Erdkunde, Geschichte, Biologie, Physik, Chemie u.s.w unterrichtet werden, aber jeder Schüler sollte neben dem Pflichtprogramm Deutsch und einfache praxisnahe Mathematik, selbst wählen können was er darüber hinaus lernen will. Und was er selbst gewählt hat, das wird er mit Interesse und Freude in sich aufnehmen, weil es seinen persönlichen Begabungen und Bedürfnissen entspricht und er ausleben kann, was wirklich in ihm steckt. Und was man mit Freude macht, macht man automatisch gut und das ohne Druck und Zwang. Und eigene gute Leistungen steigern das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl und machen zufrieden.
Aber leider sieht die Realität anders aus. Niemand schert sich darum, was wir wirklich wollen oder können. Leistungsdruck bestimmt von Anfang an unser Leben und eine bekannte Tatsache ist, Druck erzeugt Gegendruck. Das weiß jeder, auch wenn er sich nie für Physik interessiert hat.
Allgemeinbildung entsteht ganz von selbst, wenn wir den Kopf frei haben und mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen.
Und, wie äußert sich der Gegendruck, den unser System verursacht, indem es unsere natürlichen Bedürfnisse unterdrückt und einschränkt. Wir rebellieren dagegen, instinktiv, jeder auf seine, seinem Wesen entsprechende Weise, laut oder leise.
Wie gesagt, werden schon in unserem Schulsystem die Begabungen und Talente des Einzelnen völlig außer acht gelassen. Es gibt einen starren Lehr- und Zeitplan und wer nicht mitkommt, hat Pech gehabt. Unsere Kinder werden entweder über- oder unterfordert. Die Brutstätte einer perspektivlosen Null-Bock-Generation in der Potentiale unbeachtet verkümmern.
Und wer hört ihnen zu Hause zu, wenn ihre Kinderseele verzweifelt um Hilfe schreit und mit bunten Haaren oder Springer Stiefeln oder flegelhaftem Benehmen oder, oder, oder um Aufmerksamkeit bettelt?
Wo gibt es heute noch Eltern, die diese Zeichensprache verstehen, verstehen wollen? Und was ist mit all den anderen Menschen drum herum, die immer nur vermeintliches Fehlverhalten kritisieren und verurteilen ohne sich Gedanken über die Hintergründe zu machen.
Wie sollen junge Menschen sich dagegen wehren.
Scheißleben, wozu. Frust, Ohnmacht Unzufriedenheit. Die einen reagieren aggressiv, schlagen um sich, verbal oder mit Fäusten oder Waffen, andere depressiv, sie verkriechen sich oder benebeln sich mit Alkohol und Drogen, oder fressen sich fett oder essen gar nichts mehr, oder verfallen in Kaufrausch. Oder sie suchen sich andere Ersatzbefriedigungen indem sie sich mit einem Berg von Statussymbolen umgeben. Mein Haus, mein Auto, mein Pferd, größer, besser, schöner als der Nachbar.
Übrigens gab es bei den fünf großen Männer der Geschichte noch eine interessante Gemeinsamkeit. Sie hatten Ruhm und Ansehen erlangt und sind dennoch alle bescheiden geblieben. Sie konnten ihre Potentiale ausleben und mussten sich keine Ersatzbefriedigungen schaffen, denn die sind das Ergebnis von innerer Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit, weil unsere Gesellschaft dem Einzelnen zu wenig Raum und Möglichkeiten bietet ER selbst zu sein und seine angeborenen Potentiale zu entfalten. Wir haben kaum die Möglichkeit, sie überhaupt erst zu erkennen, weil wir viel zu sehr damit beschäftigt sind uns um Regeln, Gesetze Konventionen und dergleichen zu kümmern und darum, es allen recht machen zu wollen, zu müssen und jaa nicht anzuecken. Wer es zu etwas bringen will, muss sich fügen, anpassen, im konventionellen Sinne immer schön funktionieren.
Die permanente unterschwellige Frage, was ist richtig, was ist falsch, was sagen die Leute, bestimmt unser Leben im Alltag, in der Familie, im Beruf, sogar in der Freizeit. Natürlich rennen wir nicht den ganzen Tag mit dieser bewussten Frage im Kopf herum, aber sie ist immer irgendwie präsent, sowie unsere Ohnmacht, keine Antwort auf diese Frage zu finden. Und das ist kaum verwunderlich, denn wir stellen uns die Frage nach richtig oder falsch gut oder böse immer nur im Hinblick darauf, was andere von uns denken, wie andere uns be- oder verurteilen, wenn wir dieses oder jenes tun. Und unter diesem Gesichtspunkt können wir wohl kaum eine Antwort finden, denn ganz egal was wir tun, es wird immer Leute geben, die es richtig finden und solche die an unserer Stelle ganz anders gehandelt hätten.
Wer will bestimmen, was für jeden einzelnen von uns gut und richtig ist, ganz abgesehen davon, dass sich die Maßstäbe hierfür im Laufe der Zeit ständig ändern. Was z.B. vor fünfzig Jahren verwerflich oder undenkbar war, ist heute ganz normal und selbstverständlich. Woran sollen wir uns orientieren?
Natürlich muss es gewisse Richtlinien, Regeln und Gesetze geben. Aber vor allem Kompromissbereitschaft, die Bereitschaft Zugeständnisse zu machen, gerade weil die Menschen so verschieden sind, sonst ist das Leben in einer Gemeinschaft nicht möglich. Aber die Notwendigkeit von Regeln muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass diese im Gegensatz zu den unterschiedlichen Bedürfnissen des Einzelnen stehen müssen.
;-)