@oxayotelMit Sprache und Kommunikation lagst du garnicht so falsch
:)Baby-Sprache fördert Gedächtnis
Manche Menschen haben ihren ersten Schultag noch gut im Gedächtnis. Doch für die ganz frühen Jahre der Kindheit fehlt das Erinnerungsvermögen.
Wie neuseeländische Wissenschaftlerinnen jetzt zeigen, hat diese Gedächtnislücke ihren Ursprung im Fehlen von Sprache. Entwicklungspsychologen vermuten seit längerem, dass Spracherwerb und die Bildung von Gedächtnisinhalten ursächlich zusammenhängen, denn beide entstehen etwa im gleichen Zeitraum.
Um diese Hypothese zu testen, machten die Psychologinnen Gabrielle Simcock und Harlene Hayne von der University of Otago Experimente mit zweijährigen Kindern.
Sie besuchten ihre Probanden zu Hause und brachten eine "Zauberkiste" von Kommodengröße mit, die mit einigen Kurbeln, Hebeln und Knöpfen versehen war.
In die Kiste wurde oben der Lieblings-Teddybär hineingesteckt, und nach einigem Kurbeln, Hebelziehen und Knopfdrücken öffnete sich unter Klingeltönen und dem Leuchten von Blinklichtern eine Klappe, aus der ein stark verkleinerter Teddy herausfiel. Ein für Kinder beeindruckendes Erlebnis.
Ein Jahr später erfolgte der zweite Besuch mit einer Befragung nach den damaligen Erlebnissen.
Die Kinder konnten sich an vieles noch gut erinnern, aber nur solche Ereignisse und Dinge beschreiben, die sie bereits ein Jahr zuvor verbal benennen konnten - obwohl ihre Sprachfähigkeiten inzwischen viel weiter fortgeschritten waren. Andrew Meltzow von der University of Washington (Seattle) ist von der Arbeit der Neuseeländerinnen stark beeindruckt: "Die Untersuchung zeigt deutlich: Hat man einmal angefangen, in sprachlichen Begriffen zu denken, dann kann man nicht mehr auf das nicht verbale Gedächtnis zurückgreifen und das zuvor dort Abgelegte in Worten beschreiben.
" Spracherwerb und Langzeitgedächtnis sind demnach eng miteinander verknüpft und entwickeln sich gemeinsam.
Beide Hirnleistungen sind offenbar auch eng an die anatomische Ausdifferenzierung des Gehirns geknüpft, die sich bis ins zehnte Lebensjahr und darüber hinaus erstreckt.
Das ergibt sich aus Versuchen, die Bradley Schlaggar von der Washington University (St. Louis) mit Hilfe der Kernspinresonanz-Tomografie an Kindern und Erwachsenen durchführte.
Die Versuchsteilnehmer hatten einfache Aufgaben zu erfüllen, zum Beispiel zu einem Begriff das sprachliche Gegenteil zu benennen. Es zeigte sich, dass Kinder andere Hirnteile zur Lösung der Aufgabe einsetzen als Erwachsene; das jugendliche Gehirn unterliegt vermutlich sehr lange einem Strukturierungsprozess.
Mit der Baby-Sprache, die Mütter instinktiv gegenüber ihren Säuglingen gebrauchen, fördern sie unbewusst die Sprachentwicklung ihrer Kinder - und damit vermutlich auch die Hirnentwicklung.
Wie australische Linguisten herausfanden, sind es vor allem die lang gezogenen und besonders betonten Vokale beim Ansprechen eines Säuglings, die den Kindern die allerersten Eindrücke von ihrer Muttersprache vermitteln. Diese Hervorhebung der Vokale tritt in allen Sprachen von Englisch über Russisch bis zu Japanisch auf, und die Mütter sind sich der Eigentümlichkeit gar nicht bewusst.
Interessanterweise zeigen "Unterhaltungen" Erwachsener mit einem Haustier ähnliche Charakteristika wie die Baby-Sprache, aber es fehlt die Vokalbetonung. Offensichtlich liegt bereits hier der Beginn des kindlichen Spracherwerbs
http://www.welt.de/daten/2002/06/02/0602ws335609.htx (Archiv-Version vom 12.02.2005)