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Mordfall Claudia Wilbert

2.062 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Auto, Wald ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mordfall Claudia Wilbert

27.02.2025 um 23:10
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Der Hauptermittler im Fall Wilbert, Kriminalhauptkommissar Franz Wirges, erklärt immerhin vieldeutig: „Ich glaube sehr wohl, dass eine Menge von Tätern zuhause in ihrem Wohnzimmer sitzen, sich ganz viele Gedanken machen und immer damit rechnen müssen, dass ihnen die Polizei vielleicht doch noch auf die Schliche kommt. Und da wäre natürlich so eine Möglichkeit, mal nachzufragen: Was hat denn die Polizei gegen mich?“.
Das hat Franz Wirges sehr schön gesagt. Ich glaube ihm sofort, dass eine Menge von Tätern zuhause in ihrem Wohnzimmer sitzen und nachdenken: Was hat denn die Polizei gegen mich?

Es ist bezeichnend, das Wirges nur sagt: "mal nachzufragen". Das Objekt, wer gefragt wird vom Täter, nennt Wirges nicht. Wirges sieht das nur so als eine Möglichkeit, die ein Täter in seinem Geist bewegt, in etwa so: "Am liebsten würde ich direkt mal nachfragen, was die Polizei weiß über mich; aber das lass ich lieber!"

Falls es im Mordfall Claudia Wilbert nicht so sein sollte und der Täter die Polizei einschaltet, um herauszufinden, ob sie etwas gegen ihn an Beweisen hat, wäre es wohl das erste Mal, dass so etwas von einem Täter getan wurde.

Ich finde das doch sehr unwahrscheinlich. Denn der Täter hat sich 45 Jahre lang die Frage selbst beantwortet. Sicher gab es immer mal wieder Situationen, die ihn zittern ließen, z. B. zwei unbekannte Männer klopften an seine Tür und er dachte, nun würde er abgeholt werden. Und dann war doch nichts. Oder er steht im Supermarkt und jemand guckt ihn dermaßen schräge an, dass ihm ganz mulmig wird. Oder er entdeckt ein Mädchen, dass Claudia Wilbert ähnlich sieht. Vielleicht denkt er dann in solchen Momenten, der Geist von ihr sei wiedergekehrt. Dieser Täter lebt 45 Jahre mehr oder weniger in Frieden und inmitten der Menschen, die ihm vertrauen, und er hat alle Widrigkeiten weggesteckt.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Vielleicht, das wurde hier ja bereits mehrfach gesagt, lebte er ein nach außen unauffälliges Leben, es gibt Menschen, die ihn lieben, und die ihm vertrauen - das hängt nun alles wortwörtlich von ein wenig Desoxyribonukleinsäure ab. Ob es DNA gibt, oder eben nicht.
Ein wenig Desoxyribonukleinisäure wirft ihn vermutlich nicht aus der Bahn. Sein Name ist auf keinem Fahndungsplakat zu lesen. Insofern hat er nichts zu befürchten.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 08:05
Ich muss gerade an K.-W. Wichmann denken, der eine Frau vergewaltigt und versucht hatte, sie zu erwürgen. Sie konnte ihn damals überreden, sie freizulassen.
Als er davon in der Zeitung las, ging er selbst zur Polizei, da er mit der Darstellung nicht einverstanden war.

Wenn man das jemandem ohne das Wissen um den wahren Hintergrund erzählen würde, wäre dies ziemlich unwahrscheinlich.

Daher denke ich, man kann nicht ganz ausschließen, dass der Verfasser auch der Täter ist.

Aber wie @Füchschen schreibt
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Es ist bezeichnend, das Wirges nur sagt: "mal nachzufragen". Das Objekt, wer gefragt wird vom Täter, nennt Wirges nicht. Wirges sieht das nur so als eine Möglichkeit, die ein Täter in seinem Geist bewegt, in etwa so: "Am liebsten würde ich direkt mal nachfragen, was die Polizei weiß über mich; aber das lass ich lieber!"
So sehe ich das auch.

Schrieb ja schon eine Weile zuvor, dass ich mir vorstellen kann, dass der Verfasser des Briefes hier im Thread mitliest.
Ich kann mir auch vorstellen, dass hier im Forum allgemein Täter mitlesen. Ich denke, es kommt auf die Tat und die Psyche des Täters an, ob er die Tat für sich verdrängt und für sich damit abgeschlossen hat.

Manche Täter mögen vielleicht auch nach Jahrzehnten noch oder plötzlich nervös werden, da sich neue Möglichkeiten und Vorgehensweisen bezüglich der Ermittlungen ergeben haben.

Interessant finde ich, dass anscheinend zuerst die Cold-Case-Einheit, die sich auch mit dem Fall CW befasste, gebildet wurde und dann der Brief geschrieben wurde.


Dennoch, dass man den Täter als Briefeschreiber nicht ganz ausschließen kann - ok.
Aber wie wahrscheinlich ist es? Logisch gedacht gibt es eben keinen Sinn, dabei bleibe ich. Mögen da noch so viele Gegenargumente aufgeführt worden sein, bisher hat much keins überzeugt.
Die Frage ist nur, ob das, was wir für logisch halten, auch immer zur Rationalität einer anderen Person (z.B. des Täters) passt.

Ich gehe mal einen anderen Denkansatz durch:
Claudia Wilbert wurde anscheinend nicht vergewaltigt.
Was könnte das Motiv des Täters gewesen sein, wenn sie ein Zufallsopfer war, wovon ich persönlich ausgehe?
Macht? Wut? Kontrolle? Alles zusammen?
Wollte er etwas tun, was Schlagzeilen macht, weil er durch irgendetwas in seinem persönlichen Umfeld getriggert worden war?
Dann hatte er dies erreicht.
Noch darüber hinaus hat er es erreicht, nicht erwischt zu werden. Vielleicht hat ihm das Genugtuung gegeben und sein weiteres Leben verlief in geordneten Bahnen? Vielleicht war er erfolgreich im Privat- und Berufsleben und er hatte somit alles erlangt, was er wollte?
Was, wenn er nun wieder getriggert wurde und er nochmals das Gefühl von Kontrolle und Erfolg erreichen wollte und deshalb den Brief schrieb?
Dazu könnte er absichtlich falsche Angaben in den Brief gebaut haben (Automarke, damaliger Wohnort des Täters, erfundene Story drumherum etc.) um das Gefühl zu haben, den Ermittlungen und dem Fall möglichst nahe zu kommen, sich selbst aber gleichzeitig möglichst weit wegzurücken. Im Prinzip ein Katz-und-Maus-Spiel.
Auch das halte ich nicht für sehr wahrscheinlich, möchte es aber trotzdem äußern.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 08:34
Ich möchte noch etwas ergänzen, das mir schon fiel ganze Zeit durch den Kopf geht, ich auch schon mal ansatzweise erwähnt hatte, aber nicht so wirklich auf den Punkt bringen konnte. Vielleicht ist es auch nicht relevant, vielleicht aber eben doch?

Was mag dem Verfasser des Briefes durch den Kopf gegangen sein, dass im Filmfall praktisch seinen Angaben widersprochen wurde?
Die Widersprüche stelle ich jetzt mal einander gegenüber:

• Der mutmaßliche Täter kam aus Bonn. - Das von Zeugen genannte KFZ hatte Euskirchener Kennzeichen.

• Das Auto war wahrscheinlich ein Ford (seine "Assoziation"). - Das von Zeugen genannte Fahrzeug glich einem R6. (Anscheinend glich keines dem von ihm genannten Modellen einem R6)

• Claudia Wilbert glich der späteren Frau eines Arbeitskollegen, er hatte dieser nachgestellt. - Es wird berichtet, dass möglicherweise ein anderes Mädchen fast zum Opfer geworden wäre, somit wäre Claudia ein Zufallsopfer. (Wir wissen allerdings nicht, wie das andere Mädchen aussah).

Bei dem fünfseitigen Geschafel gibt es nicht viele wesentliche Inhalte (meine Meinung). Den angeblichen Details (bis auf Fundort der Leiche, welcher recherchierbar war), bleibt da nicht wirklich was an Details und denen wurde eben mMn auch noch widersprochen.


War es seine Absicht, dies anders darzustellen und wusste er somit, was Zeugen damals berichtet hatten? Oder wurde er selbst dadurch "überrascht"?

Oder wollte er sogar, dass diese Zeugenaussagen explizit nochmals in den Fokus gerrückt werden?


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28.02.2025 um 09:02
@Rotkäppchen Deinen letzten Ausführungen stimme ich insofern zu, dass ja eine Fernsehfahndung bei XY prinzipiell nicht im Interesse des Täters ist, wie ja sinngemäß auch @Kielius hier geschrieben hat.

War aus Sicht des Täters anzunehmen oder zu befürchten, dass die TV-Fahndung ohnehin stattfinden würde, dann lag es jedoch im Interesse des Täters, auf die Annahmen der Polizei einzuwirken und solche Fakten möglichst zu erschüttern oder zu verfälschen, die am ehesten zu ihm führen könnten.

Zufallsopfer oder nicht, mag nicht so entscheidend sein, aber den Zulassungsbezirk und den Wagentyp in Zweifel zu ziehen, nochzumal durch Angabe eines gänzlich anderen Fahrzeugtyps (Hersteller, Größe), das kann schon in diese Richtung gehen.

Dein Vergleich mit dem jugendlichen KWW ist dann relevant, wenn das Streben nach Macht und Kontrolle steuernde und bestimmende Persönlichkeltsmerkmale des Täters sein sollten; das finde ich eine sehr gute Überlegung.

Vielleicht denkt die Polizei in eine ähnliche Richtung. Dann hätte sie ihn durch ihr anfängliches Verhalten in Sicherheit gewogen, und später durch die Veröffentlichung des gesamten Briefes deutlich gemacht, dass nun nach dem Verfasser direkt gesucht wird.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 10:50
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:War aus Sicht des Täters anzunehmen oder zu befürchten, dass die TV-Fahndung ohnehin stattfinden würde, dann lag es jedoch im Interesse des Täters, auf die Annahmen der Polizei einzuwirken und solche Fakten möglichst zu erschüttern oder zu verfälschen, die am ehesten zu ihm führen könnten.
Das ist ja zunächst mal plausibel.

Aber es macht den Täter, wenn er denn den Brief geschrieben hat (was ich persönlich ja nicht glaube) auch wieder dümmer als er vermutlich ist: Er kann sich doch eigentlich an fünf Fingern abzählen, dass die Ermittler, wenn sie mehrere (?) Aussagen von Zeugen, die damals offiziell aufgenommen wurden, in den Akten haben, irgendeinem anonymen (!) Brief, der Jahrzehnte später (!) plötzlich ins Haus flattert und in dem jemand eine Story erzählt, die ihm angeblich (!) Jahrzehnte später (!) von einem Sterbenden (!) erzählt wurde, nicht alle bisherigen Aussagen in den Mülleimer werfen und dann plötzlich nach einem ganz anderen Auto suchen.

Mal abgesehen von der Frage, dass das mit dem Auto heute nun auch wieder keine so dolle Spur mehr ist, weil man damit alleine wohl kaum jemanden überführen kann.


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28.02.2025 um 11:53
Zitat von RotkäppchenRotkäppchen schrieb:Ich gehe mal einen anderen Denkansatz durch:
Claudia Wilbert wurde anscheinend nicht vergewaltigt.
Was könnte das Motiv des Täters gewesen sein, wenn sie ein Zufallsopfer war, wovon ich persönlich ausgehe?
Macht? Wut? Kontrolle? Alles zusammen?
Diese Überlegung von @Rotkäppchen
finde ich interessant.

Mit Informationen über die Frage, ob Claudia Wilbert sexuell missbraucht worden ist, hat sich die Polizei offenbar ziemlich zurückgehalten.

So gab es dazu in einem Bericht des „Express“ im Jahr 2012 keinerlei Angaben. Und auch in einem Fahndungsaufruf des Bundeskriminalamtes aus 2024 wird dazu nichts ausgeführt.

Haben die Ermittler den Aspekt, ob eine Vergewaltigung stattgefunden hat oder nicht, vielleicht lange als Täterwissen behandelt und entsprechend für sich behalten?

Wie @Rotkäppchen gehe auch ich davon aus, dass CW 1979 Zufallsopfer war. Dafür spricht nicht zuletzt, dass der Mörder zunächst eine Schulkameradin in Rheinbach ins Visier genommen hatte. Erst als diese sich in ihr Elternhaus rettete, überfiel er kurze Zeit später Claudia Wilbert.

Dass der Täter es an diesem Abend auf kein bestimmtes, sondern irgendein junges Mädchen abgesehen hatte, deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass er wohl doch sexuelle Interessen verfolgte. Scheitere er damit vielleicht an der starken Gegenwehr des Mädchens?

Bemerkenswert erscheint, dass der Verfasser des anonymen Briefes nun eine völlig andere Geschichte auftischt. Er bringt einen gezielten Angriff auf Claudia Wilbert ins Spiel und verweist darauf, dass sie der Frau des „nahen Verwandten auf dem Sterbebett“ zum Verwechseln ähnlich gesehen habe.

Warum? Warum ignoriert er ausdrücklich die Aussage der Zeugin, die in Rheinbach zunächst vom vermeintlichen Mörder von CW verfolgt wurde?

Hat er eventuell gewusst (wohlgemerkt: weit vor der Ausstrahlung der XY-Sendung), dass Claudia Wilbert nicht vergewaltigt wurde? Hat er auch deswegen versucht, ein neues Motiv zu basteln, indem er eine Beziehungstat in den Raum stellte?


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 11:55
Zitat von RotkäppchenRotkäppchen schrieb:Was wäre, wenn nun z.B. sein Sohn straffällig geworden wäre und er fürchtet vielleicht, dass man mit der Wiederaufnahme des Falles zu neueren Strategien greift und ein verwandschaftliches Verhältnis zwischen dem hypothetisch straffälligen Sohn und Claudia Ws. Mörder feststellt?
Nehmen wir an, das wäre so.
Was würde es dem Mörder von CW nützen zu erfahren, ob die Behörden (seine) Täter-DNA sichern konnten oder nicht und ob er in Gefahr ist, dass man über die DNA seines Angehörigen möglicherweise auch auf ihn kommen könnte (oder nicht).
Der Täter von damals könnte höchstens sein "Informationsbedürfnis" damit befriedigen.
Dass er zu diesem Zweck einen langen Brief an die Behörden entwickelt hat und eine TV-Fahndung verlangt, erscheint mir wie bereits gesagt wenig plausibel.

Man muss sich ja auch klar machen, dass der Mörder von damals sich selbst nach Kenntnis des neuesten Ermittlungsstandes und des DNA-Statuses keineswegs sicher fühlen könnte!
Erst recht nicht nach einer Ausstrahlung des Falls bei Aktenzeichen XY.
Der Täter muss (!) - egal welchen Informationsstand er hat -, und wie es der Kommissar im "Hallo Deutschland"-Beitrag ja auch deutlich gemacht hat, nach wie vor mit der Situation leben, dass die Kripo durch neue Ermittlungsfortschritte jederzeit auch vor seiner Tür stehen könnte.

Da der Täter seit 45 Jahren mit dieser Situation lebt, halte ich es für wahrscheinlicher, dass er schon vor langer Zeit einen Weg gefunden hat, sich mit seiner Tat zu arrangieren. Z.B. indem er "subjektiv" mit der Tat abgeschlossen hat und deshalb "mit sich im Reinen" ist oder indem er die Tat erfolgreich "verdrängt" hat.
Zitat von RotkäppchenRotkäppchen schrieb:Einen möglichen habe ich schon genannt:
z.B. eine Wette zwischen zwei True-Crime-Freaks.
Ok, kann auch einer allein, der dies als Selbstbestätigung braucht.
Oder eine Person, die großes Interesse daran hat, dass Claudia nicht vergessen wird und hofft, dass der Fall so vielleicht doch noch gelöst werden kann.
Keine dieser Möglichkeiten kann man ausschließen.
Dass mehr als eine Person hinter dem Brief steckt, halte ich jedoch für unwahrscheinlich.

Unabhängig von seiner Motivation gehe ich davon aus, dass jemand ganz allein "im stillen Kämmerlein" den Brief verfasst hat.
Die Art und Weise, wie der Brief geschrieben ist, lassen mich "einen allein Handelnden" vermuten, der seinen offensichtlichen Grips und einige Arbeit und Mühe in den anonymen Brief investiert hat.

Aus meiner Sicht spielt bei der Frage nach dem Verfasser und seiner Motivation auch die Erkenntnis eine Rolle, dass weiß Gott nicht jeder fähig ist, ein Schreiben von dem uns bekannten formalen und inhaltlichen Niveau aufzusetzen.

(Dass auch "Fritzchen Müller" dieses Schreiben "per Knopfdruck" mit Hilfe einer KI-Anwendung generiert haben könnte - wie hier schon gemutmaßt wurde -, halte ich für eine fast schon naive, auf jeden Fall aber für eine irrige Vorstellung.)

Bei jeder Mutmaßung über den Verfasser stelle ich mir deshalb auch die Frage "Wäre die als Verfasser vermutete Person denn überhaupt in der Lage gewesen, hätte sie die Fähigkeiten gehabt, diesen Brief, so wie wir ihn kennen, zu schreiben?".


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 12:18
Zitat von KieliusKielius schrieb:Da der Täter seit 45 Jahren mit dieser Situation lebt, halte ich es für wahrscheinlicher, dass er schon vor langer Zeit einen Weg gefunden hat, sich mit seiner Tat zu arrangieren. Z.B. indem er "subjektiv" mit der Tat abgeschlossen hat und deshalb "mit sich im Reinen" ist oder indem er die Tat erfolgreich "verdrängt" hat.
Das mag sein. Aber macht ihn das davor gefeit, bei einer plötzlichen Neuaufnahme der Ermittlungen (also einer drastischen Veränderung der Lage) nervös zu werden und doch wieder in Angst zu verfallen?

Im Übrigen noch ein ganz anderer Gedanke. Du gehst davon aus, dass der Täter sein 45 Jahren mit dieser Situation lebt und wohl einen Weg gefunden haben könnte, sich mit dem begangenen Verbrechen zu arrangieren.

Könnte es nicht auch so sein, dass der Mörder längst verstorben ist, vielleicht sogar mit seiner Schuld nicht klar kam und Suizid verübte?

Du schließt ja aus, dass der anonyme Brief vom Täter stammt. Also hätte der Mörder ja zum Zeitpunkt, als der Brief abgefasst wurde, nicht mehr zwingend am Leben sein müssen.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 12:36
Zitat von KieliusKielius schrieb:Nehmen wir an, das wäre so.
Was würde es dem Mörder von CW nützen zu erfahren, ob die Behörden (seine) Täter-DNA sichern konnten oder nicht und ob er in Gefahr ist, dass man über die DNA seines Angehörigen möglicherweise auch auf ihn kommen könnte (oder nicht).
Diese Möglichkeit geht mir seid den Post von @Rotkäppchen durch den Kopf .
Wie weit haben die EB in Deutschland die Möglichkeit durch DNA eines Verwandten einen Täter zu ermitteln, oder ist es hierzulande nicht zulässig bzw nicht vor Gericht verwertbar?


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28.02.2025 um 13:01
@LadyWhiteRose
Schau mal hier, zum Fall Claudia Ruf:
1.900 Personen sind dazu aufgerufen, ihre Speichelprobe abzugeben

Männer, die 1996 zwischen 14 und 70 Jahren alt waren. Bundesweit wird hier in Hemmerden erstmals eine Methode angewandt, die auch »DNA-Beinahetreffer« bis zum dritten Verwandtschaftsgrad möglich macht. Die gesetzliche Grundlage ist eine Änderung der Strafprozessordnung. Für die Ermittler bedeutet dies einen neuen Ansatz. Für die Menschen in Hemmerden Hoffnung. Und für die Angehörigen von Claudia Ruf?
https://polizei.nrw/artikel/dem-moerder-auf-der-spur-der-fall-claudia-ruf


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 13:18
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Du schließt ja aus, dass der anonyme Brief vom Täter stammt. Also hätte der Mörder ja zum Zeitpunkt, als der Brief abgefasst wurde, nicht mehr zwingend am Leben sein müssen.
Dass der Täter, der den Zeugenbeschreibungen zufolge wohl so zwischen 1950 und 1960 geboren sein müsste, bereits verstorben ist, sehe ich genauso wie du als eine in Betracht zu ziehende Möglichkeit an.
Auch ohne in die Sterbetafeln geschaut zu haben, dürfte klar sein: Ein nicht unerheblicher Anteil dieser Jahrgänge ist bereits verstorben, aber eine Mehrheit der in dieser Zeit Geborenen ist eben auch noch am Leben.
Zu welcher dieser beiden Gruppen der Täter gehören könnte, dafür gibt es wohl keine belastbaren Anhaltspunkte...

Falls der Täter vor 2023 verstorben ist, kann er den Brief natürlich nicht geschrieben haben.
Falls der Täter 2023 noch lebte, halte ich es dennoch für sehr unwahrscheinlich, dass er hinter dem Brief steckt, sondern vermute stark, dass er sich mit der Tat längst arrangiert hat, "sein Leben lebt" und nicht mehr auf "dumme Gedanken" kommt...


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 13:36
@Rotkäppchen

Vielen Dank, finde diese neue Gesetzänderung, dass es Möglichkeiten gibt auch durch Verwandten DNA einen Täter zu ermitteln gut. Mich beschäftigt auch der Fall von dem Mädchen Claudia Ruf sehr und hoffe dass er Dank DNA endlich geklärt wird.

Auch in Claudias Fall würde ich es mir wünschen.

Natürlich verändert diese Info mit der Verwandten DNA etwas meine Sicht, was den Schreiber als Möglichen Täter angeht.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 14:40
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Mit anderen Worten: Die Polizei hat zumindest ernsthaft in Erwägung gezogen, dass es sich beim Briefautor um den Täter handeln könnte.
Ich würde die Äußerung des Kommissars etwas vorsichtiger deuten:
Die Kripo kann es lediglich nicht ausschließen, dass der Mörder den Brief geschrieben hat.
Dass die Kripo Anzeichen hätte oder die Hypothese "Mörder=Briefschreiber" gar für wahrscheinlich halten würde, höre ich aus den Worten des Kommissars jedenfalls nicht heraus.
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Offen ist, ob sie diesen Verdacht erhärten konnte oder ob sie inzwischen von einem anderen Szenario ausgeht.
Selbst wenn uns natürlich keine Interna aus den Ermittlungen bekannt sind, schätze ich persönlich den Ermittlungsstand so ein, dass die Kripo nach wie vor kein Szenario ausschließen kann und alle wesentlichen Varianten, die auch hier diskutiert werden (Brief ist authentisch, Briefschreiber=Mörder, Verfasser aus dem Kreis der Angehörigen des Opfers oder aus dem (ehemaligen) Ermittlerumfeld, "Spinner" oder "Wichtigtuer"), nach wie vor für relevant hält.

Das wird meines Erachtens auch unterstrichen durch die Veröffentlichung des vollständigen Brieftextes Anfang Februar 2025 und die sinngemäße Bitte des Ermittlers an die Öffentlichkeit, sich mit jeglicher Art von Hinweisen oder Assoziationen in Bezug auf den Brief selbst oder dessen möglichen Urheber bei der Polizei zu melden.

Ermittlungsintern wird man die verschiedenen Szenarien sicherlich gründlich bewertet haben und für unterschiedlich wahrscheinlich halten.
Dass man dabei zu wesentlich anderen Einschätzungen gekommen ist als "wir hier", kann ich mir nicht vorstellen.


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28.02.2025 um 14:55
Zitat von KieliusKielius schrieb:Falls der Täter 2023 noch lebte, halte ich es dennoch für sehr unwahrscheinlich, dass er hinter dem Brief steckt, sondern vermute stark, dass er sich mit der Tat längst arrangiert hat, "sein Leben lebt" und nicht mehr auf "dumme Gedanken" kommt...
Also ein abgebrühter, eiskalter Killer, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt?

Den es überhaupt nicht juckt, wenn plötzlich neue Ermittlungen in seinem Fall durch eine Cold-Case-Spezialeinheit gestartet werden?

Dem es nicht die geringste Sorge bereitet, dass die Polizei dank modernster Technik nun doch noch über verwertbares DNA-Material verfügen könnte?

Und dem es schnuppe ist, dass sich vielleicht doch noch ein Zeuge meldet, der zumindest einen Verdacht auf ihn lenken könnte?

Ich hätte den Täter von damals eher als jungen Mann eingeschätzt, der nicht so recht bei Frauen landen konnte, es dann einmal auf gewaltsame Weise versuchte und dabei (ungeplant?) zum Mörder wurde.

Also kein professioneller Verbrecher, sondern jemand, dem die Tat durchaus zusetzen dürfte. Der aber das Glück hatte, jahrzehntelang nicht erwischt zu werden - und den die neuen Ermittlungen in größte Unruhe versetzt haben könnten.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 15:00
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Könnte es nicht auch so sein, dass der Mörder längst verstorben ist, vielleicht sogar mit seiner Schuld nicht klar kam und Suizid verübte?
Das ist meine bevorzugte "Theorie", auf die meine Gedanken zum Schreiber aufbauen.

Ist nämlich der Täter schon verstorben, hat nur ein Mitwisser, dessen Auto z.B. involviert war, gesteigertes Interesse daran, zu erfahren, ob es DNA gibt.

Weiter könnte noch ein Familienmitglied, das nicht 100% sicher ist, ob Vater/Ehemann/Bruder, der Täter war, das so herauszufinden versuchen.

Da sehe ich den Aufwand aber etwas zu hoch an, es sei denn, es gibt 2 Möglichkeiten für den Verwandten, von denen einer noch lebt.
Also vielleicht Vater und Onkel (des Vaters Bruder), einer lebt nicht mehr, der andere hat sich vielleicht tatsächlich auf irgendeine Art verdächtig gemacht.

Und so vermischt der Schreiber halt vielleicht Wahrheit und Lüge/Phantasie.

Dafür sind mir dann aber die Forderungen an EB und ZDF Redaktion wieder etwas too much.


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28.02.2025 um 15:28
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Also ein abgebrühter, eiskalter Killer, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt?
Keine Ahnung, ob er der Täter seine Tat damals "eiskalt" begangen hat oder ob er "aufgeregt" war. Ich denke, es ist in der Gegenwart nicht entscheidend, was im Jahr 1979 im Täter vorgegangen ist.

Ich vermute dass ein Täter, der nach seiner "Tat vor einem halben Jahrhundert" (fast so lange jedenfalls liegt es mittlerweile zurück) längst einen Weg gefunden hat, mit seiner Tat zu leben. Sie in sein Gewissen zu integrieren oder sie zu verdrängen.
Das halte ich für wahrscheinlich.

Ich halte das auch für nichts Bemerkenswertes.
Eher für eine "natürliche" Entwicklung, die fast zwangsläufig stattgefunden haben muss, wenn man mit einer solchen Tat über mehrere Jahrzehnte weiterleben kann.
(Ich bin geneigt, in diesem Zusammenhang dein Beispiel des Täters im Kölner Karnevalsmord zu bemühen...)
Damit will ich um Gottes Willen nicht die Tat selbst oder die Schuld schmälern.
Aber es geht ja hier darum, sich in den Täter hineinzuversetzen.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 15:45
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Also ein abgebrühter, eiskalter Killer, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt?

Den es überhaupt nicht juckt, wenn plötzlich neue Ermittlungen in seinem Fall durch eine Cold-Case-Spezialeinheit gestartet werden?
Ich kann immer wieder nur daran erinnern, dass es zwar Fälle gibt, wie Dein Lieblingsbeispiel der Karnevals-Mord, in denen die Ermittlungen auch nach Jahrzehnten zum Erfolg führten, dass dem aber sehr viele Fälle gegenüber stehen, in denen nichts dabei herauskam. Also nur weil ein paar Fälle in den Medien rauf und runter genudelt werden, bedeutet das noch lange nicht, dass jeder Verbrecher schon mal die Tasche für den Knast packen muss, nur weil da irgendwo eine Cold-Case-Einheit gegründet wurde und der fünfzigste True-Crime-Podcast erscheint in dem davon berichtet wird.

Es reicht also für einen möglichen Täter unter Umständen durchaus, sich mal nüchtern mit dem Thema auseinander zu setzen und vielleicht auch mal nachzudenken, welche Spuren und/oder Zeugen es geben kann. Und was die Ermittler dann am Ende damit heute anfangen können.

Und ein Täter, der ach so sehr Angst hat und ach so sehr unter seiner Tat leidet, dass im jeder Bericht ganz furchtbar zu Herzen geht und er vor Angst nicht mehr schlafen kann, der läuft nicht über Jahrzehnte damit herum ohne sich dann doch zu stellen oder sich mal irgendwo zu verplappern.

Ob der nun abgebrüht und eiskalt sein muss, weiß ich nicht. Er hat nur vielleicht einen wie auch immer gearteten Weg gefunden, wie er das verdrängt, sich schönredet oder sich einfach eine solche Sicherheit einredet ("Wie sollen die mich denn heute noch erwischen?") dass ihm das relativ wenig bedeutet.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 15:57
Warum kann es nicht sein, dass der Täter seit der Tatausübung ständig nervös war und jetzt eben besonders?

Ist er hingegen abgebrüht genug, sich damit gut abfinden zu können, glaube ich wiederum nicht, dass er seither brav und angepasst ein solides Leben führt.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 16:07
Zitat von KieliusKielius schrieb:Keine Ahnung, ob er der Täter seine Tat damals "eiskalt" begangen hat oder ob er "aufgeregt" war. Ich denke, es ist in der Gegenwart nicht entscheidend, was im Jahr 1979 im Täter vorgegangen ist.
Ich finde es schon von Bedeutung, wie ein Täter „gestrickt“ ist.

Ob er ein hartgesottener Krimineller ist, der nichts bereut und in stoischer Ruhe mit dem Verbrechen umgehen, also sich damit locker arrangieren kann.

Oder ob es ein eher labiler Typ ist, der in ein solches Tötungsdelikt quasi „hineingerutscht“ ist und der mit diesem Sündenfall schwerlich klarkommt.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ich kann immer wieder nur daran erinnern, dass es zwar Fälle gibt, wie Dein Lieblingsbeispiel der Karnevals-Mord, in denen die Ermittlungen auch nach Jahrzehnten zum Erfolg führten, dass dem aber sehr viele Fälle gegenüber stehen, in denen nichts dabei herauskam. Also nur weil ein paar Fälle in den Medien rauf und runter genudelt werden, bedeutet das noch lange nicht, dass jeder Verbrecher schon mal die Tasche für den Knast packen muss, nur weil da irgendwo eine Cold-Case-Einheit gegründet wurde und der fünfzigste True-Crime-Podcast erscheint in dem davon berichtet wird.
Dem Mörder, der im Kölner
Karneval eine Frau getötet hat, dürften Statistiken hinsichtlich der Erfolge von Cold-Case-Einheiten ziemlich egal sein.


Für ihn ist nicht relevant, dass in vielen anderen Fällen nichts herauskam. Für ihn zählt nur, dass er geschnappt wurde - und er nun im Knast sitzt.

So wie etliche andere Täter ebenfalls neue Ermittlungen und öffentliche Fahndungen fürchten müssen - sie wissen ja nicht, auf welche Seite in ihrem Fall das Pendel ausschlägt.


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Mordfall Claudia Wilbert

28.02.2025 um 16:15
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Dem Mörder, der im Kölner
Karneval eine Frau getötet hat, dürften Statistiken hinsichtlich der Erfolge von Cold-Case-Einheiten ziemlich egal sein.
Ja, und den vielen, vielen die eben nicht im Kölner Straßenkarneval jemanden umgebracht haben und trotz irgendwelcher mit viel Brimborium gestarteter Cold-Case-Ermittlungen nach wie vor draußen herumlaufen ist es völlig egal, was bei Deinem Lieblingsbeispiel passiert ist.

Weil nämlich nicht jeder immer nur auf einem Beispiel herumreitet. Und weil es auch Leute gibt, die sich nicht von irgendwelchen lustigen Podcast-Onkels und Tanten die mit Grabesstimme mehr oder weniger holprig irgendwelche Kriminalfälle nacherzählen, Angst machen lassen.


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