AnnaKomnene schrieb am 14.01.2020:[...]
Zu den Indizien, dass sie den Moerder vorher schon kannte: Aus weiblicher Sicht waere es sehr ungewoehnlich, mit einem nicht weiter bekannten Mann nachts ausserhalb der Ortschaft durchs Gebuesch zu laufen und sich an einen Fluss zu setzen. Danach sieht es ja aus, wenn man davon ausgeht, dass das ihr Schrei war um ein Uhr nachts. Das Auto stand schon um halb elf da, und sie hat das E nur eine Stunde vor ihrem Tod genommen. [...]
Es gibt es sicher, dass eine junge Frau sich mit einem ansonsten fremden Mann unterhaelt und mit ihm einen Kaffee trinkt oder sich mit ihm an einem oeffentlichen Ort aufhaelt. Seltener ist, dass sie bei ihm ins Auto steigt, aber auch das gibt es. Dann nachts irgendwo in unbekanntem Gebiet anhalten und sich durchs Gebuesch schlagen, dass habe ich allerdings noch nie gehoert. [...]
Wie und wo haette sie denn ein Vertrauensverhaeltnis zu einem Mann aufbauen sollen, wenn man davon ausginge, dass er sie in Fortezza am Bahnhof angesprochen und aufgegabelt haette? [...]
Mir geht es ja ähnlich. Ich finde die Annahme auch höchst ungewöhnlich, dass Ulrike sich mit nem Unbekannten ans Ufer setzt und sich auch noch die Pille einwirft. (betreffend der Überlegung: sie hat sich verfahren und trifft auf einen ihr Unbekannten)
Wir hatten es hier schon x mal. Trotzdem lässt mir das keine Ruhe. Der Gedanke, dass sie sich tatsächlich verfahren hat und in Franzensfeste oder anderem Bahnhof ausgestiegen ist, ist ja zunächst nachvollziehbar, nur nicht die einvernehmliche Situation am Ufer.
Vielleicht kann man es drehen und es wird ein Schuh draus, deshalb hier nochmal ein erdachtes Szenarium:
- sorry ist etwas länger geworden -
Wer das nicht lesen möchte, hier Kurzfassung: Zug verpasst -> falscher Zug -> Ausstieg Franzensfeste oder dergleichen -> dort lange frustrierende Wartezeit, deshalb Pilleneinwurf -> spontane Mitfahrgelegenheit mit ungutem Gefühl --> Ausstieg Kiens -> kurze Weiterfahrt -> Stop mit fluchtartigem Verlassen des Autos -> wird überwältigt -> Täter völlig überfordert mit aus dem Ruder gelaufener Situation, Schock des Täters und Unfähigkeit zu Agieren (deshalb so lange am Tatort)
Langfassung:
sie ist also gestrandet an einem dieser Bahnhöfe und musste feststellen, dass eine Rückfahrt nach Innsbruck nicht möglich ist (z.B. fehlendes Geld, fehlender Bankautomat, kein Zugverbindung mehr um die Uhrzeit...(Annahme: heute fahren die Züge zumindest von Franzensfeste noch ziemlich spät nach Innsbruck)).
sie hängt da ne ganze Weile am Bahnhof herum, versucht per Autostop wegzukommen, aber in dem Kaffe sagen sich anscheinend Hase und Igel Gute Nacht. Sie weiß auch gar nicht, in welche Richtung sie gehen müsste, um an die richtige Straße zu kommen. Also bleibt sie am Bahnhof stehen. Jedenfalls ist die Warterei frustrierend, ermüdend. Müde ist sie sowieso, auch bisschen verzweifelt. Sie weiß nicht, wie es weitergehen soll, also schmeisst sie sich die Pille ein (sagen wir mal ca. um 21:30Uhr) gegen den Frust und die Müdigkeit (?).
Unerwartet hält tatsächlich endlich ein Auto. Der Fahrer ist nicht das, was sich U erhofft hat. Er weckt kein Vertrauen. Aber nach der so langen Warterei ist es ihr fast egal. Irgendwie muss sie hier ja weg. Der Fahrer scheint auch in die richtige Richtung fahren zu wollen...
Sie steigt ein, aber ein ungutes Gefühl bleibt. Vielleicht ist der Stop an der Gastwirtschaft sogar ihr Impuls, sie müsse nochmal kurz austreten... (oder seiner). Bisschen verloren erscheint sie der Wirtin. Vielleicht kam sich U in dem Moment blöd vor, dort um Hilfe zu bitten. Schließlich kennt sie weder die Leute noch die Gegend. Wie würde der Fahrer darauf dann reagieren. Sie verlässt also das Lokal und steigt also doch wieder in das Auto.
Der Autofahrer hat sich tatsächlich ausgemalt, dass das eine intensivere Begegnung mit der jungen hübschen Frau werden wird. Und das wird nun offensichtlich. Entweder ist er es, der den Stop beschließt oder sie besteht darauf, augenblicklich auszusteigen. Er hält tatsächlich an. Sie rennt raus, lässt die Autotür offen. Sie will aus seinem Blickfeld und weg von der Straße, so dass er ihr nicht mit dem Auto folgen kann. Sie sieht einen Weg und rennt dort hinein. Er folgt ihr.
usw.
Er überrumpelt sie. Sie schreit ihn an. Er fühlt sich beleidigt, provoziert, wütend, was weiß ich... jedenfalls hat er sich nicht im Griff und haut mehrmals zu.
Entgegengesetzt einem zu erwartenden Verhalten, entfernt sich der Täter nicht vom Tatgeschehen. Er steht vielmehr nun total unter Schock, denn das hat er so nicht gewollt. Das darf nicht sein. Er verharrt vielmehr dort so bisschen, als würde er darauf warten, dass Jemand anderes die Situation beendet oder dass er abgeholt wird. Vielleicht heult er, vielleicht ist er auch erschöpft und nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen und hofft, dass er aufwacht und das, was geschehen ist, nicht geschehen ist. Jedenfalls vergeht sehr viel Zeit (22:30-min. 2:15Uhr). Irgendwann realisiert er, dass anscheinend Niemand kommt, dass sich anscheinend nichts ändert. Die Tat bleibt. Der Täter beginnt wieder Gedanken zu ordnen. Jetzt sieht er die Chance, aus der Situation herauszukommen. Er versucht das, was es an Spuren gibt, zu beseitigen. (Vielleicht den Stein abwaschen? Vielleicht ins Wasser werfen?) Nimmt Ulrikes Sachen, setzt sich ins Auto und fährt weg.
In diesem Szenarium habe ich den Schrei ignoriert. Der angebliche Schrei, den Jemand gehört haben will, kann auch von einem Tier stammen. Der Zeuge kann sich in der Uhrzeit geirrt haben. Im Zusammenhang mit Kriminalfällen gibt es häufig Zeugenaussagen, die nicht der Realität entsprechen. So unter dem Motto: "da muss doch was gewesen sein. Ja, wenn ich mich richtig erinnere, es könnte...."
Ein weiterer Schwachpunkt in der Szenerie ist, hätte man Ulrike in der Zwischenzeit 17:24 - 21:30 Uhr nicht irgendwie sehen müssen? Hier wäre sie sogar in Bahnhofsnähe an einem dieser Bahnhöfe geblieben....
Oder war ihr Aufenthalt in Innsbruck doch länger, d.h. sie hat zunächst den Zug nach Graz nicht bekommen, hielt sich dann eine Weile in Innsbruck auf, um dann in den Zug nach Italien zu steigen??? (Dann ist die Wartezeit an einem der Bahnhöfe nicht mehr so lang, weil sie später dort angekommen ist.) Aber warum fährt sie dann überhaupt dorthinunter? War das dann eine Verwechslung oder war das ein dummer Plan, weil sie dachte, von dort aus noch weiterzukommen???