@crabbitrabbit Das ist mit Sicherheit so. Allein schon die Tatsache, dass sie einem Fremden mehrere tausend Mark anvertrauen, weil er behauptet, Sonja befände sich in einem Harem im Nahem Osten und er könnte sie befreien, zeigt recht gut, wie wenig rational das Verhalten der Eltern ist, wenn es um das eigene geliebte Kind geht. Ich habe dafür vollstes Verständnis, da ich ebenfalls zwei Töchter habe und mich sehr gut in in diese Situation hinein versetzen kann.
Wir hatten es zwar schon mehrmals angesprochen, aber ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass im Nachhinein ganze normale Dinge plötzlich unnormal erscheinen können, wenn etwas dramatisches passiert. Es gibt Menschen, die auf dem Weg zu ihrem Flug im Stau stehen und diesen verpassen. Wenn sie nur einmal unbewusst daran denken, dass sie in diesem Fall Glück hätten, wenn der Flieger abstürzt, dann käme es ihnen im Falle eines tatsächlichen Absturzes wie eine Eingebung vor. In Wirklichkeit passiert uns dieses unbewusste Denken in jeder Minute, und erst mit der Bestätigung wird daraus eine subjektive Wahrnehmung.
Vielleicht glaubte Sonjas Vater: "Mensch, wieso geht die denn jetzt noch raus? Und warum sind die Mädels nicht dabei?" Aber wäre Sonja am nächsten Morgen wieder da gewesen, wäre es ihm niemals im Nachhinein merkwürdig vorgekommen. Selbst wenn dieses Ausgehen in gewisser Weise etwas Besonderes gewesen war, dann aber auf keinen Fall in dem Maße, dass die Eltern sich schon vorher Sorgen hätten machen müssen.
In dem XY Beitrag ist darüber hinaus zu erfahren, dass Sonja sich stolz ihrer Mutter zeigte und eher eine positive Stimmung ausgestrahlte. Das heißt, dass zumindest die Mutter vollkommen normal und sogar eher unterstützend reagiert hat.
Aber auch ich muss gestehen, dass dieser Abend bei mir niemals so abgelaufen wäre. Spätestens bei den beiden Bekannte hätte ich vor Faulheit und Unlust vor der Kälte alle Hebel in Bewegung gesetzt, meinen Heimweg zu organisieren. Und ganz sicher wäre ich auch vorher auf Toilette gegangen. Aber ich bin nicht Sonja, weswegen mein Gefühl gegenüber den Zeugenaussagen eher zweitrangig bleibt.
Und noch etwas zur Theorie, dass Sonja eventuell sexuell missbraucht worden war und vielleicht im Geheimen litt und einfach den Ausbruch suchte, sich vielleicht einfach davon machte. Ich selbst bin als Kind dahingehend sehr tiefgreifend involviert gewesen und hatte später jede Menge Turbulenzen im Leben. Auch im Geheimen, mit verbotenen Substanzen und sehr dunklen Fantasien. Aber so etwas wäre irgendwann aufgefallen. Sonja war in allem, was wir wissen, vollkommen unbedarft und charakterlich unauffällig. Auch wenn sie auffallend hübsch war, gab es keinerlei Anzeichen für Depressionen, Phobien oder Ähnliches. Ich glaube, solche Vermutungen bringen nichts, wenn nicht augenscheinliche Hinweise dafür existieren.