@suburbia Das ist wirklich seltsam. Aber vielleicht war es so: Sonja fuhr, steht im S.Z.-Artikel (wenn ich mich richtig erinnere) ohnehin nicht gern U-Bahn, und vielleicht kam ihr deswegen dann die Idee, die Schwester anzurufen.
Und später, am Platz, war ihre Abneigung gegen das U-Bahn-Fahren vielleicht durch dieses seltsame Gefühl, beim Pipimachen beobachtet worden zu sein, noch größer geworden, so dass sie dann doch versuchen wolle, die Schwester zu erreichen.
Wenn ich versuche, mich in Sonjas Situation hineinzuversetzen, fällt mir eine mögliche Erklärungen ein:
Dieses Gefühl, beobachtet zu werden, ist eigentlich nur Ausdruck eines generellen Unbehagens, U-Bahn zu fahren. Und eine gute Entschuldigung auch vor sich selber, die Schwester doch anzurufen. Denn man gesteht sich Ängste ja doch nicht immer so gern ein.
Dann würde ich an ihrer Stelle aber erst recht nicht auf die Idee kommen, den Daumen rauszuhalten und zu trampen.
Und ich würde aber auch nicht weiter laufen, schon gar nicht mit den hohen Schuhen, die ihre Mutter in einem Interview als sehr hoch und sehr modern schilderte (ich nehme an, es waren Plateau-Stiefel). Denn irgendwann ist es auch mal genug mit Laufen in solchen Stiefeln, und die Füße tun nur noch weh.
Was würde ich, also mein 19-jähriges Ich in so einer Situation tun?
Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich vermute:
1. Jemanden anrufen.
2. Abwarten, bis es hell ist und dann doch mit der U-Bahn fahren.
3. Bei einer Person, die ich für vertrauenswürdig halte, ins Auto steigen. Aber nicht bei einem Fremden.