Nia777 schrieb:Genau davon gehe ich nicht aus. Ebensowenig davon, dass der Täter schlau war.
Warum? Hätte er sich vorbereitet (klug vorbereitet), hätte er keine gebrauchten Folien verwendet, die Rückschlüsse auf ihn zulassen könnten. Ebenso hätte er eine neutrale Decke verwendet, die niemandem aufgefallen wäre.
Ich gebe bei Deinen Überlegungen zu bedenken, dass es 1995 noch kein alltagstaugliches Internet geschweige denn komplexe Wissensarchitekturen gab. 1994 hatte gerade der erste Internet Provider (MAZ) aus Hamburg den Datenaustausch für private und geschäftliche Zwecke möglich gemacht. Es zirkulierte seinerzeit noch kein kriminaltechnisches und forensisches Wissen in der Öffentlichkeit, so wie man es heute durch unzählige True-Crime Formate kennt. Über spektakuläre Kriminalfälle konnte man allenfalls kurz mal in der Tagespresse oder in Boulevardblättern lesen. Einzig das TV Format Aktenzeichen xy beschäftigte sich ausführlicher damit. Aber das wars auch schon. 1995 kam überhaupt das erste voll SMS fähige Mobilphone Siemens C3 auf dem deutschen Markt, schön oldschool mit Antenne. In den Bibliotheken wurde teilweise noch bis Anfang der 2000er anhand von Signaturen-Registern gesucht, nix mit Online-Katalog.
Was ich damit sagen will:
1. wurden in der Öffentlichkeit viel weniger Informationen über Kriminalfälle verbreitet als heute und es zirkulierte viel weniger Detailwissen darüber.
2. ist das damalige Know-How der kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit nicht mit dem von heute zu vergleichen, entsprechend weniger Methoden zur Überführung von Tätern standen zur Verfügung (Stichwort DNS/DNA-Analyse, Datenbanken, OFA)
3. konnte von potenziellen Tätern entsprechend weniger Wissen zum Zwecke der Verdeckung genutzt bzw. schnell irgendwo recherchiert werden.
Im Rahmen des historischen Kontextes betrachtet, kann man also nicht zwangsläufig sagen, dass der Täter nicht schlau oder schlecht vorbereitet war. Er hat sich unter den damaligen Verhältnissen mangels Wissen gar nicht so viel Mühe a) geben können und b) müssen. Dass die sterblichen Überreste von Sonja 27 Jahre lang unentdeckt blieben, spricht mMn eher für eine gewisse Cleverness des Täters.