Annemaus schrieb:In diesem Artikel sind zwar sehr viele Spekulationen, aber es könnte ein weiterer Hinweis auf die Zusammenarbeit zwischen RAF und KGB sein.
Könnte auch eher nicht sein. Dennwirklich handfeste Hinweise lassen sich dem Artikel nicht entnehmen, ganz im Gegenteil.
Denn die britische Journalistin Catherine Belton, jahrelang Korrespondentin in Moskau, hat für ihren Bestseller „Putins Netz“ (HarperCollins, 704 S., 26 Euro) auch ein „ehemaliges Mitglied der RAF“ interviewt. Die nicht näher bezeichnete Person (nicht einmal das Geschlecht ist klar, aber die dritte RAF-Generation war ungefähr „quotengerecht“) erklärte gegenüber Belton, Ende der 1980er-Jahre mehrfach persönlich dem als Verbindungsmann zur Stasi nach Dresden abgeordneten KGB-Offizier Wladimir Putin begegnet zu sein.
[...]
Auch Catherine Belton stellt in ihrem Buch klar: „Die Geschichte des ehemaligen RAF-Mitgliedes lässt sich im Grunde nicht verifizieren.“
Quelle:
https://www.welt.de/geschichte/article237659655/KGB-und-Terrorismus-Putin-und-der-Mord-an-Alfred-Herrhausen.htmlDa die Autorin schon selber einräumt/einräumen muß, dass sie letztlich nicht weis, ob ihr Gegenüber authentisch und für RAFler ungewöhnlich redefreudig oder es doch nur eine Märchen erzählende Person war, halte ich das Buch unbesehen für weniger glaubhaft.
„Es muss ein staatlich unterstützter Anschlag gewesen sein“, sagte ein westlicher Geheimdienstexperte zu Catherine Belton. In der Tat könnte man sich ein Motiv für den KGB vorstellen, Herrhausen umbringen zu lassen: Er war als Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl eng in dessen Überlegungen für eine neue Deutschlandpolitik mit dem Ziel einer Wiedervereinigung nach dem Fall der Berliner Mauer eingebunden – nur zwei Tage vor dem Mord hatte Kohl seinen Zehn-Punkte-Plan im Bundestag verkündet.
Quelle:
https://www.welt.de/geschichte/article237659655/KGB-und-Terrorismus-Putin-und-der-Mord-an-Alfred-Herrhausen.htmlDer Mordanschlag auf Dr. Alfred Herrhausen fand am 30.9.89 statt, nur wneige Wochen nach der Öffnung der Mauer. Ob sich in der Kürze der Zeit der KGB oder ein anderer östlicher Geheimdienst auf einen solchen Plan einigen und den dann auch noch umsetzten konnte? Spätestens, wenn der Kohl'sche Zehn-Punkte-Plan als Anlaß für das Attentat gelten soll, erscheint mir das doch arg zweifelhaft.
Eine eventuelle staatliche Unterstützung könnte auch von woanders gekommen sein, siehe
Meurer: Diese Bombe, die damals in Bad Homburg gezündet wurde, warum hat man von Anfang an sich überlegt, kann das tatsächlich RAF-Handschrift sein?
Kraushaar: Ja, es hat von Anfang an tatsächlich starke Zweifel gegeben. Es gibt eigentlich keinen einzigen Experten, der sich gemeldet hätte und der behauptet hätte, dass die RAF dazu in der Lage gewesen wäre, eine solche Attentatstechnik zu verwenden.
Man muss kurz sagen, worin die Besonderheit bestanden hat. Es ist ja eigentlich keine klassische Bombe, sondern eher eine Sprengfalle gewesen, eine Sprengfalle, die erstens durch eine Lichtschranke ausgelöst worden war, und dieser Explosivkörper befand sich auf dem Gepäckträger eines Fahrrades und darin wiederum war eine Kupferplatte, die mit sieben Kilogramm TNT beschichtet gewesen war. Und durch den Explosionsvorgang hat sich diese Kupferplatte zu einem Projektil verformt, das dann dazu in der Lage war, den gepanzerten Mercedes von Alfred Herrhausen zu durchschlagen. Das ist eine absolute Besonderheit, die es erstmalig eine Woche zuvor bei einem Attentat auf den libanesischen Minister oder beziehungsweise Staatspräsidenten Moawad in Anwendung gegeben hatte, und Moawad saß ebenfalls in einem Mercedes-Fahrzeug und ist dabei ums Leben gekommen.
Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/ard-doku-ueber-mordfall-herrhausen-politologe-haelt-100.htmlUnd dennoch haben die Ermittlungen offensichtlich nicht ansatzweise irgendetwas in diese Richtung(en) ergeben, siehe wieder bei Welt:
„Die Konstruktion der Sprengsätze und die hohe Präzision der Tatausführungen stellten uns Ermittler zwangsläufig vor die Frage einer technischen Unterstützung durch Dritte“, erinnert sich Rainer Hofmeyer, ehemals Leiter der Abteilung Terrorismusbekämpfung im Bundeskriminalamt auf Anfrage von WELT: „Gleichwohl gab es keine durch materielle, personelle oder sonstige handfeste Spuren belegbaren Zusammenhänge zu Hinterleuten oder zu ähnlichen Anschlägen.“
Quelle:
https://www.welt.de/geschichte/article237659655/KGB-und-Terrorismus-Putin-und-der-Mord-an-Alfred-Herrhausen.htmlNachweisen lassen werden sich irgendwelche konkrete Verbindungen zwischen Putin und der RAF mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. „Historisch ist allerdings bedeutsam, dass sich die Rote Armee Fraktion ihren Namen aus der Militärmacht der Sowjetunion entwickelt hat. Die RAF hat sich stets als marxistisch-leninistische Avantgarde gesehen“, analysiert der Terror-Experte Rainer Hofmeyer: „Eine instabile innenpolitische Lage in der Bundesrepublik Deutschland wie zu Hochzeiten der RAF lag durchaus im Interesse östlicher Geheimdienste.“
Quelle:
https://www.welt.de/geschichte/article237659655/KGB-und-Terrorismus-Putin-und-der-Mord-an-Alfred-Herrhausen.htmlDer Name RAF entstand Mitte der 70er, siehe
Gebräuchlich ist seit etwa Mitte der 1970er Jahre ihr selbst gewählter, auf die sowjetische Rote Armee bezogener Name „Rote Armee Fraktion“.
Quelle:
Wikipedia: Rote Armee FraktionErst wesentlich später war Putin in der DDR tätig, siehe
Putin war ab 1985 in der DDR in nachgeordneter Funktion tätig, hauptsächlich in der KGB-Residentur in Dresden, einer Villa in der Angelikastraße.
Quelle:
Wikipedia: Wladimir Wladimirowitsch Putin#Dresdner JahreZur angeblichen Zusammenarbeit Putin und damit dem KGB RAF verweise ich mal auf
2012 und 2022 behaupteten zwei Biografinnen in ihren Büchern, Putin sei ein Verbindungsmann zur Unterstützung der 3. Generation der Terrorgruppe RAF gewesen.[17][18] Diese Informationen basierten auf Angaben eines unter anderem wegen Falschaussage mehrfach vorbestraften anonymen Informanten. Überzeugende Belege für Kontakte Putins zur RAF gibt es nicht (Stand 2023).[19]
Quelle:
Wikipedia: Wladimir Wladimirowitsch Putin#Dresdner JahreMein Fazit: was der Welt-Artikel aus 2022 zu Kontakten bzw. einer Koopertation von Dritter Generation der RAF und der Sowjetunion/Putin darstellt, ist gewiss nicht ausgeschlossen. Aber die ersten Zweifel ergeben sich schon aus dem Artikel selber (Buchautorin ist von ihrem Gegenüber und damit dessen Informationen nicht überzeugt). Mit Blick auf Wikipedia gibt es für Kontakte von KGB und RAF nur Hinweise eines einschlägig - wegen Falschaussage - vorbestraften, während überzugende Belege fehlen.