Mordfall Karl-Heinz Groß
26.10.2019 um 21:02
Ich beschäftige mich auch schon seit dem Bekanntwerden der Tat mit diesem Fall . Nicht weil ich die Musik der Spatzen toll finde, sondern weil ich es schrecklich fand, wie man so skrupellos und unter Hinterlassen relativ weniger Spuren ein Leben auslöschen kann.
Ausehend von den Verletzungen und den drei Szenarien, die die Ermittler entworfen haben, gehe ich davon aus, dass eigentlich nur eine Variante Sinn macht und der Täter immer noch um Umkreis des Industriegebiet zu suchen ist.
Variante, er hat etwas gesehen, was er nicht sehen sollte, schließe ich aus, weil dann wäre wahrscheinlich nie eine Leiche gefunden worden. Wer dort kriminelle Geschäfte abwickelt, wird auch die Nerven besitzen, in dem Moment die Leiche verschwinden zu lassen. Steckte ein Drogensuechtiger dahinter, der gestört wurde, haette er Herrn Gross getötet, alles wichtige und verwertbare an sich genommenen und wäre verschwunden.
Die Variante, ein Streit eskalierte, er wurde erst fast erschlagen und um die Tat zu vertuschen, wurde der vermeintlich für tot Gehaltene, eingepackt, auf die Straße gelegt und überrollt, um die Tat zu vertuschen, vom Tatort und Täter abzulenken, schließe ich auch aus. Wer noch daran denkt, die Leiche wegzubringen, hätte wahrscheinlich auch daran gedacht, ihn vorsorglich auszurauben, und es hätte dann vielleicht gereicht, in dem Glauben, er ist bereits tot, ihn irgendwo am Strassenrand abzulegen. Und vor allem hatte der Täter ja auch gut eine Stunde Zeit, wenn man davon ausgeht, die (letzte) Tat ist gut 25 Minuten vor dem Auffinden passiert. Selbst wenn der Täter ihn nur irgendwo ablegen wollte und feststellte, oh, er lebt aber noch, hätte es ja auch gereicht, ihn nochmal zu schlagen, statt ihn zu überfahren und dabei vielleicht Spuren am Auto zu verursachen. Ich denke, dass selbst ein Affekttaeter, der aber die Idee hat, die vermeintliche Leiche muss ich wegbringen, damit keine Verbindung zu mir hergestellt werden kann, auch so weit denkt, dass ein ausrauben und irgendwo liegen lassen, mehr auf einen unbekannten Täter hindeutet, als eine Fahrerflucht, die vielleicht die Kontrolle aller Fahrzeuge im Gewerbegebiet nach sich zieht.
Variante, Unfall und anschließend woanders ablegen und dann erst erschlagen, halte ich für die wahrscheinlichste Variante. Herr Gross hat ja um 17.00 Uhr noch versucht, nach Hause anzurufen. Er hatte sich vielleicht auf den Weg Richtung Ende des Industriegebiets gemacht, um von dort ein Taxi zu rufen, das ihn in die Stadt zurück, zu Hotel und später Bahnhof bringen sollte, damit er wie mit seinem Bruder kurz vorher besprochen erst mal mit der Bahn weiter reist. Da es in Strömen regnete, hat er sich vielleicht erst einmal einen geschützten Platz an einem Gebäude gesucht und versucht, den Anruf nach Hause zu tätigen, um wegen der weiteren Planungen Bescheid zu sagen. Die Verbindung kam nicht zu stande, er wollte es vielleicht nochmal versuchen und dabei wurde er von einem Kleinlaster, der vielleicht verspätet zu seiner Firma zurück kehrte, übersehen und gegen die Wand gequetscht. Der Fahrer hat vielleicht nur was ruckeln gespürt, guckte nach und sah das Unfallopfer.
Aus was für Gründen auch immer hat sich der Unfallfahrer eine Plane oder ähnliches, was er vielleicht im Fahrzeug liegen hatte, geschnappt, ihn eingepackt auf die Ladefläche gelegt und erst mal nachgedacht, was nun.
Er ist zu dem Ergebnis gelangt, ihn einfach irgendwo, weiter von seiner Firma weg abzulegen. Das erklärt auch, warum Herr Gross immer noch recht sauber war, von den Schuhen bis zur Kleidung. Der Täter fuhr also ein paar Straßen weiter und legte ihn ab. Dabei hat er vielleicht festgestellt, dass Herr Gross immer noch das Handy in der Hand hielt, in Schockstarre. Der Täter hat dann wahrscheinlich versucht heraus zu finden, ob das Handy vielleicht sogar noch eine Verbindung und hat versucht, es ihm aus der Hand zu nehmen und in die Tasche zu stecken, was vielleicht nicht direkt klappte, so dass er etwas Gewalt anwandte, was zu dem Bruch der Finger führte. Durch diese Handlung ist Herr Gross vielleicht aus seiner Bewusstlosigkeit und Schockstarre erwacht und der Täter hat dann in Panik, sich irgendetwas gegriffen und zugeschlagen. Das kann ein Stein oder eine Latte gewesen sein, die da vielleicht zufällig am Ablageort lagen oder ein Werkzeug, dass er am Körper trug, wie viele Handwerker, zb Dachdecker einen Werkzeuggurt tragen. Die Variante würde auch erklären, warum sehr viel Blut am Auffindeort war, da erst dort die Schlaege gegen den Kopf geführt wurden und Kopfwunden bluten ja nun, ob klein oder groß, recht heftig. Hinzu kam der Regen, der das Blut auch noch weiter aufspuelte.
Ansonsten käme nur noch die für mich relativ unwahrscheinliche, aber auch schon diskutierte Variante in Betracht, Herr Gross traf sich mit jemandem, wurde zuvor erpresst, bedroht oder ähnliches, wollte dies klären und die Lage eskalierte, von gebrochenen Fingern, um ihn zu quälen oder etwas zu erfahren, bis hin zum Erschlagen und Vertuschen durch fingierten Unfall. Dazu würde vielleicht auch passen, dass er alleine zurückblieb ( und dies auch wollte), um sich ungestört zu treffen und daher den Aufstand mit dem Fahrzeug anzettelte. Aber dieser Aufstand, da ist etwas am Radlager nach seiner Ansicht und die Reparaturfirma meint, es sei doch das Getriebe, würde ja auch noch voraussetzen, dass die Firma mit involviert war und ihm mit der Sache Getriebe de facto mehr Zeit verschaffte. Auch bei einem Radlager geht die Reparatur/=Austausch eigentlich recht schnell, wobei das Getriebe viel aufwendiger ist und auch noch Teile besorgt werden mussten. Wenn hätte er grosses Glück gehabt, dass die Werkstatt einen Fehler am Getriebe fand, und dies ihm Zeit für ungestörte Treffen verschaffte.
Wirtschaftlich kann ich bei einem alten Fahrzeug allerdings die Entscheidung für die Reparatur nicht nachvollziehen
Es wurde berichtet, dass Fahrzeug solle ohnehin abgestoßen werden nach wenigen Wochen, dann investiere ich doch nicht noch 10.000 DM, sondern stosse das Fahrzeug vor Ort ab,packe die Merchandise Artikel in einen Leihwagen und fahr los. Und auch wenn das eine grosse Menge an Artikeln war, hätte man auch zu der Zeit dort einen LKW oder ähnliches gefunden. Und Rückgabe im Ausland war ja auch nicht unbedingt nötig, die Spatzen hatten eine deutsche Anschrift, also kein Problem fürs ausleihen und einige grosse Verleihfirmen haben immer schon Abgabe im nächsten Standort zugelassen.
Von daher halte ich dies auch nicht für eine wahrscheinliche Variante, weil dafür nur der Aufstand mit dem Fahrzeug spricht, der aber einfach der Situation geschuldet gewesen sein kann.