theodoraheuss schrieb:Wenn er der Täter war, wieso hätte er dann mit Kreditkarte bezahlen wollen?
Und: hätte er nicht nach Rauch statt nach Schweis riechen müssen?
Ich finde beide Argumente recht nachvollziehbar. Trotzdem müsste man mE abwägen, ob mehr dafür oder dagegen spricht, dass der Taxigast tatsächlich der Täter war. Argumente für beides wurden hier bereits häufig diskutiert, meiner Meinung nach überwiegen die Indizien dafür aber bei weitem das, was gegen die Hypothese Taxigast=Täter spricht.
- Augenzeugen haben drei Personen am Wohnmobil gesehen,
bevor die Schüsse fielen. Da die Ls zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch lebten (es spricht nichts dagegen), ist es legitim anzunehmen, dass zwei der drei Personen die Ls waren. Bleibt
eine dritte, unbekannte Person.
- Taxifahrer 1 bezeugte, dass er
eine Person unweit der Brandstelle des Wohnmobils zum Bahnhof transportiert habe.
- Taxifahrer 2 bezeugte, dass er in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang
eine Person nach Litzwalchen unweit dem später rekonstruierten Tatort und dem letzten bekannten Aufenthaltsort der Ls transportiert habe.
- Die beiden Taxifahrer bezeugen, dass es sich bei beiden Fahrten um
denselben Fahrgast gehandelt habe.
- Beide Fahrten wurden mit ‚Fremdwährungen‘ beglichen, dabei liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei dem Geld um die Urlaubskasse der Ls gehandelt hat. (Nicht allzu unwahrscheinlich erscheint daher, dass der Täter auch eine Geldkarte entwendete, die er zur Zahlung eingesetzt hätte.)
- Die Taxifahrten verbinden exakt
eine (und dabei ein und dieselbe) Person a) mit dem Brandort und b) mit dem Tatort.
Geruchseindrücke sind sehr subjektiv und - vergleichbar mit Geschmack - wenn Kontextinformationen fehlen (wie zB die Optik einer Speise) - sehr trügerisch. Wonach der Taxigast gerochen hat lässt sich daher vermutlich schwer genauer bestimmen. Zumal die Zeugenaussagen sich in diesem Punkt wohl nicht gleichen (?).
Brandgeruch ist jedenfalls nicht zu erwarten, es sei denn, der Brandstifter hätte sich längere Zeit innerhalb des oder wenigstens in unmittelbarer Nähe zum
brennenden Wohnmobil aufgehalten. Beides scheint aus nachvollziehbaren Gründen ziemlich unwahrscheinlich.
Wahrscheinlicher (aber auch nicht notwendig) wäre schon ein Geruch nach Brandbeschleuniger, der sich mE leicht bis zur Unkenntlichkeit mit starkem Körpergeruch verbunden haben könnte. In jedem Fall erscheint das Argument, der Taxigast könne nicht den Brand gelegt haben, weil er nicht nach Rauch sondern nach Schweiß roch, mindestens daher sehr unwahrscheinlich, weil die nächtliche Taxifahrt, die unweit der Brandstelle begann und über einen Zwischenstopp in Litzlwalchen endete, demnach nur rein zufällig mit dem Tatgeschehen korrespondieren würde. Das ist etwas viel des Zufalls!
Oder aber, um dieses Zufallsproblem zu vermeiden, müsste man annehmen, der eigentliche Täter hätte sich einen
Helfer zum Brandort bestellt, der dann - mangels Alternative - mit dem Taxi vom Ort des Verbrechens getürmt wäre, nur um in einem zweiten Schritt, abermals ohne Alternative, mit dem Taxi auch noch zum ursprünglichen Tatort gefahren zu sein, an dem er sich dann, obgleich er ja gar nicht der Täter war, bestens auskannte (Zeugenaussage Taxifahrer 2). Das ist
sehr, sehr unwahrscheinlich und stellte eine derartige, völlig sinnlose und unerklärliche Verkomplizierung des Alternativszenarios dar, dass diese Vorstellung mE getrost ad acta gelegt werden darf.
Der Taxigast war wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dieselbe Person, die zuvor den Brand gelegt und die Ls getötet hat.