@schluesselbund @mattschwarz Nix für ungut, aber eure Hypothese, der Blonde wollte gezielt eine Spur nach Litzlwalchen legen, ist einfach falsch.
Nicht einmal ein verrückter Täter legt aus freien Stücken eine Spur zum Tatort, weil sich dort immer verräterische Spuren finden. Vielmehr wollte der Blonde durch die weite Fahrt von Tatort ABLENKEN.
Und dass Litzlwalchen der wirkliche Tatort ist, daran besteht kein Zweifel (übrigens auch für die Polizei nicht): Man fand dort Hülsen, Projektile, Anwohner haben die Schüsse gehört, man fand weiter das Tischbein, die Einstiegshilfe (versteckt!), Truus' Sonnenbrille. Wahrscheinlich noch weitere Spuren, die der Öffentlichkeit nicht bekannt sind... Nein, Litzlwalchen war zu 100% der Tatort und der Täter wollte diesen verschleiern.
Dazu kommt, dass der Blonde gar nicht davon ausgehen konnte, dass die Spur nach Litzlwalchen nachvollzogen werden kann. Dazu hat er viel zu wenig Spuren gelegt.
Anscheinend können sich einige nicht vorstellen, wie unwahrscheinlich es überhaupt war, dass man die Taxifahrt rekonstruieren konnte. Am Dorf oder in einer Kleinstadt wäre das vielleicht eher möglich, aber in der Großstadt? Für mich erschien das immer als ein gewisses Wunder...
Denn warum hätte sich überhaupt der ERSTE Taxifahrer bei der Polizei melden sollen. Er transportierte einen etwas merkwürdigen Kauz von der Altenfurter Hauptstraße (nicht etwa vom Fundort!) in die Nürnberger Innenstadt. Na und? Merkwürdige Käuze steigen an Wochenendnächten in der Großstadt häufiger in Taxis ein, ich würde sagen, sie sind sogar eher die Regel als die Ausnahme. Der Fahrgast roch auch nicht nach Benzin oder Rauch, sondern nur nach Schweiß. Warum glaubte der erste Taxifahrer also, sein Fahrgast könnte etwas mit dem Verbrechen im Wald zu tun haben? Zumal Verbrecher sich in der Regel nicht mit dem Taxi vom Tatort wegfahren lassen...
Noch seltsamer erscheint, dass sich auch der zweite Taxifahrer bei der Polizei meldete. Eine Fahrt vom Nürnberger Hauptbahnhof in den Chiemgau scheint nun rein gar nichts mit einem Verbrechen außerhalb des Nürnberger Stadtgebiets zu tun zu haben.
Und selbst wenn sich beide Taxifahrer aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen bei der Polizei gemeldet hätten, wäre das für die Ermittler nur eine schwache Spur unter Tausend anderen gewesen. Vielleicht hätten sie oberflächlich die Gegend bei Litzlwalchen abgesucht - und dabei nichts gefunden. Da waren ja nach zwei Wochen keine riesigen Blutlachen zu entdecken! Die Projektile lagen ein paar hundert Meter von der Ausstiegsstelle entfernt und waren tief im Gras versteckt. Wie konnte sie die Polizei angesichts so vager Hinweise entdeckt haben? Das setzt ja in jedem Fall eine extrem intensive Suche mit Hundertschaften voraus!
Wie gesagt, das war mir immer ein Rätsel. Auch der Blonde wird wohl so ähnlich gedacht haben. Spätestens, als er im zweiten Taxi saß, dachte er wohl aus guten Gründen, er habe das Schlimmste überstanden.
Aber wie kam die Polizei doch auf diese Spur?
So ungefähr muss es abgelaufen sein:
Der Blonde hat sich ja auf seiner Flucht diverser Gegenstände entledigt. Den Geldbeutel der Langendonks warf er z.B. über eine Gartenmauer an der Oelser Straße (=St2401).
Höchstwahrscheinlich wird sich der Besitzer des Gartens, der als Altenfurter von dem Verbrechen an den Niederländern natürlich gehört hat, bei der Polizei gemeldet haben, denn darin waren vermutlich deren Ausweise, zumindest niederländische Gulden. Spätestens nach dieser Meldung fand die Polizei entlang der Oelser Straße weitere Gegenstände. Der Blonde hat also unwillentlich eine Art Spur gelegt.
Was konnten die Ermittler daraus schließen?
1. Der Tatbeteiligte war offensichtlich zu Fuß unterwegs!
2. Er floh zu Fuß Richtung Altenfurt!
Nun fuhren damals um diese Zeit keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr. Die Arbeitshypothese musste also gewesen sein, dass der Tatbeteiligte entweder in der Nähe wohnhaft war oder aber mit einem anderen Verkehrsmittel weiterkommen musste. Für Letzteres sprach, dass die Tat einen überregionalen Bezug hatte, da die Polizei dank des Telefonats mit der Tochter wusste, dass sich die Langendonks kurz zuvor noch 300km entfernt aufgehalten hatten. Da aber keine Öffis mehr verkehrten und der Tatbeteiligte offenbar auch über kein eigenes Fahrzeug in Altenfurt verfügt, lag die Vermutung, dass er früher oder später eine Taxi bestiegen haben könnte, recht nahe.
Und erst nach dieser Erkenntnis wandte sich die Polizei an die Taxifahrer. Einer von denen wusste zu berichten, dass er einen etwas abgerissenen Typen zur fraglichen Zeit zum Hauptbahnhof transportiert hat. Hauptbahnhof klingt UNTER DIESEN UMSTÄNDEN verdächtig, weil sich ein Täter, der von weiter herkommt, wahrscheinlich genau dort hinfahren lassen würde. Ein Phantombild wurde angefertigt und weitere Taxifahrer wurden befragt. Von denen berichtete einer, dass er einen Kerl, der genau so aussah und ebenfalls über kein deutsches Geld verfügte, in den Chiemgau gefahren hat.
Jetzt wurden die Ermittler sehr hellhörig! Hatten sich die Langendonks nicht unmittelbar vor ihrer Ermordung im Chiemgau aufgehalten?? Die Polizei ließ sich die Stelle, an der der komische Fahrgast ausstieg, genau zeigen. Man wusste ja, dass der Fundort des Womos nicht der Tatort war und war auf der Suche nach diesem. Auch Anwohner wurden befragt. Einige berichteten, sie hätten an jenem Abend Schüsse vernommen, die ganz anders klangen als jene von Jägern. Erst jetzt wurde das Gebiet vermutlich genauestens untersucht und irgendwann fand man nach knapp zwei Wochen endlich Spuren des Verbrechens...
So ungefähr muss man den Tatort entdeckt haben ...
Das konnte der Blonde unmöglich so vorausgesehen und geplant haben.