#2Stunden
Ich will noch einmal auf die Zeit zwischen 18-20 Uhr eingehen.
Die Schüsse fielen um 18 Uhr, erst gegen 20 Uhr setzte sich das Wohnmobil am Hölzl in Bewegung. Was tat der Täter dort nur so lange? Das haben wir uns ja schon öfters gefragt.
Ich bin mir sicher, dass er zunächst flüchtete. Was spricht dafür?
- Flucht ist hier die natürliche Reaktion. Die Schüsse, die Schreie der Frau hörte man meilenweit. Der Täter konnte sich noch nicht einmal sicher sein, dass die Tat niemand gesehen hatte (war zwar nicht der Fall, das konnte der Täter aber nicht wissen, da es 180° freies, weites Blickfeld gab). Der Täter musste einfach befürchtet haben, dass jemand die Polizei rufen würde. Laut Zeugenaussagen hatten genau das ja auch einige Personen aus Litzlwalchen in Betracht gezogen. Auch eine denkbare Möglichkeit wäre gewesen, dass Anwohner nach dem Rechten geschaut hätten. Oder dass jemand einfach zufällig vorbeigekommen wäre am hellichten Tag.
- Eine Flucht (und spätere Rückkehr) ist auch fast die einzig plausible Erklärung dafür, was in den 2 Stunden geschah. Däumchen gedreht wird der Täter am Tatort ja wohl kaum haben. Und Spuren beseitigt? Welche Spuren könnten noch problematischer gewesen sein als die Leichen am Tatort? Die wegzuschaffen hätte doch Priorität gehabt.
- Auch die Kehlschnitte ergeben so einen Sinn. Die Langendonks zeigten noch Lebenszeichen, das Magazin war leer, also musste der Täter auf diese Weise dafür sorgen, dass sie keine Zeugenaussage mehr machen konnten, wenn, wie er befürchtete, bald die Polizei kam.
Er flüchtete also.
Spurenbeseitigung betrieb er erst später, wahrscheinlich hauptsächlich erst am nächsten Tag (Einstiegshilfe etc.).
Selbst die Leichen ließ er liegen, denn wenn er die Leichen bereits direkt nach den Schüssen ins Wohnmobil geschleppt hätte, hätte er auch gleich abfahren können, nicht wahr? (Das ist auch insofern interessant, als dass er dann eventuell nicht zwangsläufig zu einem Kleidungswechsel gezwungen war - das Blut an den Leichen war um 20 Uhr schon getrocknet und die Verschmutzungsgefahr geringer).
Bis zu diesem Punkt bin ich mir relativ sicher. Schwerer zu beantworten ist die Frage, wieso er gegen 20 Uhr zum Tatort zurückkehrte:
- Hatte ihn auf der Flucht jemand gesehen?
- Hatte ihn jemand tagsüber mit den Langendonks gemeinsam gesehen?
- Gab es am Wohnmobil Spuren, die zu ihm geführt hätten (DNA, Fingerabdrücke oder noch was viel Größeres?
- Gab es im Hölzl solche Spuren?
- Befand sich im Hölzl etwas, was keinesfalls entdeckt werden durfte?
Das ist mir leider immer noch nicht recht klar.
Aber eine andere Frage könnte man vielleicht noch beantworten:
Der Täter flüchtete also. Aber wie weit? Behielt er den Tatort die ganze Zeit im Auge? Nehmen wir mal an, er verließ den Tatort komplett, behielt ihn also nicht im Blick. Als ihm später in den Sinn kam, zurückzukehren, um verräterische Spuren zu beseitigen, sah er zwar, dass keine Polizei am Tatort war. Aber er konnte sich nicht sicher sein, dass diese nicht jederzeit aufkreuzte. Denn in der Zwischenzeit konnten z.B Spaziergänger die in der Wiese liegenden Leichen gesehen und die Polizei alarmiert haben. Das alles konnte er nicht wissen, da er ja nicht da war. In dieser Situation hätte er vermutlich noch zwei Stunden, bis 22 Uhr, gewartet, den Tatort beobachtet, auf den Einbruch der Dunkelheit gewartet, bis die Luft einigermaßen rein war. Zwei Stunden hin oder her, das hätte auch nicht viel ausgemacht.
Er hat aber nicht so lang gewartet. Das heißt, er war sich einigermaßen sicher, dass die Tat noch keiner entdeckt und gemeldet hat (weil er den Tatort die ganze Zeit beobachtet hatte). Das heißt aber vor allem, dass er von Anfang an vorhatte, gegebenfalls zurückzukehren, um Spuren zu beseitigen.
Und das wiederum heißt, dass er dazu einen verdammt wichtigen Grund hatte. Nicht einmal in Panik (von der er sicherlich erfüllt war) dachte er daran, einfach abzuhauen und das Weite zu suchen.
Und dies könnte durchaus Rückschlüsse auf Motiv und Hintergründe liefern.