@fravd Was deiner Theorie leider auch widerspricht, ist die im Gras gefundene Sonnenbrille. Wenn die Langendonks vorher schon gekidnappt worden wären, dann hätte Frau Langendonk doch keine Sonnenbrille mehr aufgehabt. Die Sonnenbrille spricht vielmehr ganz für das von der Polizei angenommene Szenario, nämlich dass das Ehepaar friedlich vor dem Wohnmobil saß, die Abendsonne genoss, als plötzlich das Unheil über sie hereinbrach.
Und das ist ja das wirklich Allermysteriöse an dem Fall: Wie aus dem Nichts, wie ein Waldschrat schien der Täter aus dem Gehölz herauszutreten, und ermordete daraufhin zwei Menschen scheinbar grundlos. Am Ende der Geschichte verschwand er wieder in genau demselben Waldstück und scheint seitdem wie vom Erdboden verschluckt. Die Angelegenheit hat beinahe etwas Mystisches.
Aber nur beinahe, denn eine logische Erklärung MUSS es geben. Ich habe mir noch einmal bei XY die Passage angeschaut, in der es um die Beobachtung vom Flugplatz geht: Die Zeugen sehen das Wohnmobil den ganzen Nachmittag an derselben Stelle stehen, die eine Hecktür steht offen (das wird ausdrücklich erwähnt!), nichts Aufsehenerregendes tut sich. Dann um 18 Uhr hören sie plötzlich einen Schuss, blicken auf, erkennen drei Personen (die Polizei mutmaßt, dass es sich um den Täter und die Langendonks handelt), dann verschwinden alle drei hinter dem Camper. Weitere Schüsse. Wenig später sehen sie nur noch eine Person, einen Mann, der nach einiger Zeit auch verschwindet. Die Zeugen sind etwas beruhigt. Schließlich packen sie ihre Sachen und fahren heim.
Welche Erkenntnisse kann man daraus gewinnen?
1. Auch hier wieder, dass die Langendonks nicht entführt worden sind oder dergleichen. Hätten sich gekidnappte Personen oder gar Leichen im Camper gefunden, hätte der Täter (oder die Täter) sicher nicht die Hecktür sperrangelweit offenstehen lassen.
2. Ein Fahrzeug des Täters stand zumindest nicht in unmittelbarer Nähe des Campers. Das wäre den Zeugen mit Sicherheit aufgefallen.
3. Ich halte es für praktisch ausgeschlossen, dass der Täter zu diesem Zeitpunkt die Leichen in den Camper geschleppt hat. Von dergleichen Aktivitäten hätten die Zeugen etwas mitbekommen, selbst wenn die geöffnete Hecktür manches verdeckt hätte.
4. Dass der Täter den Tatort verlassen hat, haben die Zeugen ebenfalls nicht gesehen, obwohl der Weg am Waldrand vorzüglich einsehbar ist und die Aufmerksamkeit der Zeugen geschärft war. Es bleiben also nur die Möglichkeiten, dass er sich an Ort und Stelle versteckte oder dass er durch den Wald entschwand (und 2 Stunden später zurückkehrte).
5. Es ist nicht klar, ob es ein Täter oder mehrere waren. Die Zeugen konnten Täter und Opfer aus der Entfernung nicht unterscheiden, das wird ausdrücklich gesagt. Nach den Schüssen sahen sie einen einzelnen Mann, aber das heißt ja nicht, dass nicht weitere hinter dem Wohnmobil waren.
Ich glaube mittlerweile jedenfalls nicht mehr an einen Einzeltäter (und damit nicht mehr an reine "Mordlust" als Motiv). Um die Leichen ins Wohnmobil zu ziehen, hätte er sie unter den Achseln greifen müssen. Dabei wäre seine Kleidung mit Sicherheit mit Blut verschmiert worden. Er kann sie hinterher zwar gewechselt haben, aber eine Krawatte hätte er in dieser Hektik sicherlich nicht umgebunden. Außerdem hätte ein solcher Täter keinen Grund gehabt, die Leichen nach Nürnberg zu fahren. Die Willkürlichkeit der Tat hätte keinen Rückschluss auf den Täter erlaubt, der Tatort hätte auch nicht viel hergegeben.