@DieGraefin
[zum Fall Jeffrey MacDonald]:
Comtesse schrieb:Aha, na, das war aber ganz schön dumm, von wem hat er denn erwartet, dass das Haar sein würde, von einem Fremden ja wohl kaum, wenn er es selbst war. Komisch, oder? Manchmal frage ich mich, ob er die Morde in einem totalen Wahn begangen hat, dass er sich inzwischen tatsächlich selbst einbildet, dass er es nicht selbst war.
Vielleicht hat er gedacht, dass das ein Haar war, das sich zufällig an Colette befand (so wie man auch femde DNA an sich haben kann, durch Berühren von Türklinken usw). Das Schlafzimmer hatte eine Art Teppich (Flokati), an dessen langen Fasern sehr viel hängenbeiben konnte; die Famiie wohnte in einer Army-Wohnung, die teilweise möbliert war und schon viele Vormieter hatte.
Was den 'Mord im Wahn' angeht: zunächst was es wohl ein Streit, der so heftig eskaliert war, dass er Colette schwer und das ältere Kind durch einen heftigen Schlag auf den Kopf so schwer verletzte, dass es kurz danach in in ein Nahtod-Koma fiel.
MacDonald hatte in den Wochen zuvor Amphetamine zur Gewichstreduktion geschluckt; dieses kann zu aggressiven Ausbrüchen führen.
Nachdem ihm nach den Gewalttaten schlagartig klar wurde, dass ein 'point of no return' für ihn erreicht war, er alles in den Abgrund gerissen hatte: seine künftige Karriere als Arzt, sein Image in der Öffentlichkeit, einfach alles wäre dahin gewesen (MacDonald war extrem ehrgeizig und aufstiegsorientiert), fasste er den Plan, das Ganze als Taten von drogenwahnsinningen Hippies zu darzustellen. (Die Manson-Morde von 1969 waren den Leuten noch lebhaft im Gedächtnis).
Um dieses Szenario "überzeugend" auszuführen, fasste er den diabolischen Entschluss, das jüngere Kind, das noch in seinem Bett schlief, ebenfalls zu töten.
Er wurde deshalb auch wegen des jüngsten Kindes wegen Mordes, wegen der Tötungen der Mutter und des älteren Kindes "nur" wegen Toschlages verurteilt, weil das Gericht von einem Affektausbruch ausging. Verurteiling wegen dreifachen Mordes wäre meiner Meinung nach angebrachter gewesen, da er anschließend in regelrechten Overkillaktionen "dafür sorgte", dass auch seine Ehefrau und das ältere Kind auf keinen Fall überlebten.
Ich denke nicht, dass seine Fähigkeit zu verleugnen, so weit reicht, dass er seine Täterschaft im eigenen Bewusstsein verdrängt hat; seine Fähigkeit zu verleugnen reicht aber auf all Fälle soweit, dass er für die Öffentlichkeit in all den Jahren eine Fassade aufgebaut hat, wo er sich als 'Justizopfer' präsentiert; er hat es auch durch seine manipulativen Fähigkeiten leider immer wieder geschafft, wohlmeinende Menschen für sich einzunehmen, die an seine "Unschuld" glaubten.
Ich habe, bevor ich Allmystery kürzlich entdeckte, viel in amerikanischen Kriminalforen geschrieben; in den USA gibt es ja das 'Freedom of Information Act' (FOIA), welches es möglich macht, viele Prozessakten, Autopsieberichte usw. öffentlich einzusehen, was hier in Deutschland vom Gesetzgeber nicht gestattet wird.
Wer sich intensiver durch Studium der durch FOIA zugänglichen Dokumente, der diversen Laborberichte, der gerichtlichen Anhörungen usw. mit Fall MacDonald beschäftigt, dem fällt es in der Regel wie Schuppen von den Augen: Die Beweismaterial gegen den Angeklagten ist schlichtweg überwältigend gewesen. Er wurde zu Recht verurteilt.