Boho schrieb:Da das Mordmotiv Habgier war und keinerlei Aufarbeitung erfolgt, sehe ich in diesem Fall ein hohes Potential an Wiederholungsgefahr, wenn sich neuerlich ähnliche Umstände ergeben. Sprich, z.B. ihr Mann droht sie zu enterben, sich trennen will o. ä. Umstände. Wenn also wieder die "Gefahr" besteht, dass ihr - ihr nicht per se zustehende finanzielle Mittel - "genommen" werden.
Derzeit ist alles im grünen Bereich, weil ihr Mann zu ihr hält. Wenn sich das ändert und sie neuerlich Angst bekommt, dass sich ihre Lebensumstände finanziell negativ für sie verändern, kann sich das - wie eben beim Entschluss, die Schwiegereltern zu töten - schnell ändern.
Ich bin der Meinung, dass Habgier nicht das alleinige Mordmotiv in diesem Fall war. HS fühlte sich ja insbesondere von der Schwiegermutter abgelehnt und kritisiert; ganz besonders seit dem Eklat auf der Familienfeier, auf der sie ihre eigene Familie beleidigt und herabgesetzt sah, aber eben auch schon vorher, wenn es Kritik an ihrer prasserischen Lebensführung gab.
Insofern spielte dieser Hass, Wut und das Unterlegenheitsgefühl sicher auch eine Rolle. Anders kann ich mir dieses extrem brutale Vorgehen auch nicht erklären. Irgendwie hat man eine soziale Schranke in sich, die es schon schwer macht, einen Menschen, der einem akut nichts getan hat (der einen also nicht bedroht und einen nicht mal provoziert hat) zu schlagen. Aber um sich dazu zu überwinden, mehrfach auf einen Menschen, der im Bett liegt, oder halb blind (weil ohne Brille und mit schwacher Beleuchtung) und schlaftrunken im Schlafanzug vor einem steht, dazu muss man schon einen extremen Tötungswillen haben.
Auf dieser Basis hat sie sich dann für ich eine Rechtfertigung für die Tat zurechtgelegt: die "geizigen", "arroganten" und sie ablehnenden Schwiegereltern, die auf ihrem Geld hocken, während die in einem Auto unter ihrer Würde rumkutschieren muss und nicht weiß, wie sie den nächsten Tauchurlaub bezahlen soll.
Und deshalb würde ich bei dieser Frau auch eine durchaus gegebene Wiederholungsgefahr sehen. Natürlich weiß sei, dass sie den Mord begangen hat, aber sie ist der Meinung, dass sie sich nur genommen hat, was ihr zusteht. Und aus ihrer Sicht ist sie ja durchaus auch damit durchgekommen: BS hat sie offenbar nicht durchschaut, steht zu ihr und ist der Meinung, dass nicht sie die Mörderin seiner Eltern ist (wobei es ihn eh nicht sonderlich zu interessieren scheint, wer denn überhaupt seine Eltern umgebracht hat) und lebt jetzt in dem durch sie ermöglichten Reichtum, den er dann später mit ihr teilen wird und von dem sie auch schon jetzt profitiert (oder von welchen Geld wird der C-Promi-Anwalt bezahlt!?).
Aber man soll sich das mal nicht so einfach vorstellen, wenn so ein Mensch nach 15 (oder hoffentlich mehr Jahren) ins traute Heim zurückkehrt. Egal wie viel und oft die auf "Heimaturlaub" war, da prallen schon Lebenswelten aufeinander. Und sie wird schon einen deutlichen Anspruch auf die Knete haben, denn selbst wenn sie ihm gegenüber so nicht argumentieren kann, aber immerhin ist sie (in ihren Augen) die Geldbeschafferin, die für die Knete ja schließlich auch all die Jahre im Gefängnis gesessen hat. Da kommt dann also jemand daher, der nach 15 oder mehr Jahren ansatzlos weitermachen will wie zuvor: ich sage wo es lang geht und was der kleine B wie zu erledigen und zu machen hat.
Insofern sind Konflikte dort doch vorprogrammiert und sie hat im Kopf, genau wie damals, die Idee, dass die Knete eigentlich ihr zusteht. Und jetzt kommt noch hinzu, dass die anderen doch bitte etwas Rücksicht auf das endlich wieder freie Justizopfer zu nehmen haben. Wenn da nicht widerspruchslos durchregiert werden darf, dann kann da durchaus sehr schnell wieder so ein Motivgemenge hochkochen....