dualcore schrieb:Zu den 2 gefundenen Haaren: Haare kann man sich schon immer schnell besorgen, sei es in der Bahn, beim Friseur, im Schwimmbad, alles sitzt drin und das ist sozusagen DNA für umsonst. "
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Also folks, das war so nicht. Haare waren 1989 keine ernsthafte DNA-Probe, weil PCR, eine Methode, bei der die DNA immer wieder kopiert und dadurch vermehrt werden kann, noch kaum Einzug in die Analytik gefunden hatte. Man kann HEUTE mit Haaren DNA-technisch was anfangen, muss aber dabei bedenken, dass das Material damals nicht mit Zielrichtung DNA-Spur genommen wurde und auch nicht entsprechend gelagert wurde. Dennoch kann man häufig mit alten DNA-Spuren was werden, wie ja einige spektakulären Fälle der letzten Zeit illustriieren. Aber eine Garantie für sowas gibt es nicht. Dass der Täter DNA-Spuren in Form von Haaren gefaked hat, kann man ausschließen (war ein Mörder, kein Hellseher). Haare haben die Leute interessiert, aber weniger in Hinblick auf DNA als auf Haarstruktur, Farbe etc.
Man muss 3 Sorten von Haaren unterscheiden: Abgeschnittene - das ist sehr sehr schwierig und einigermaßen hoffnungslos; ausgerissene - das ist sehr gut, weil an der Haarwurzel lebende Zellen dranhingen die gut DNA enthalten - und ausgefallene; das ist so lala, weil die Zellen an der Haarwurzel vorher einen programmierten Zelltod durchlaufen, wobei u.a. die DNA zerfällt, und diese Trümmer leider die PCR stören. Diese letzte Sorte von Haar hat man wohl gefunden. Was natürlich zusammen mit der sehr geringen Menge von Material die Sache sehr anspruchsvoll macht.
Man hat wohl irgendeine Form von DNA-Spur, da die Userin Stummelmaus erzählte, man habe 2011 ihre DNA genommen. Das würde implizieren, dass man Referenzproben der infrage kommenden Urheber der Spur genommen hat, um die Familienanehörigen ausschliießen zu können. Daraus und einer Bemerkung von Lucky hab ich dann gefolgert, dass sie wahrscheinlich keine Kern-DNA, sondern mitochondirale DNA haben. Das ist sehr wahrscheinlich, da in jeder Zelle mehr Kopien von Mitochondrien-DNA enthalten sind als von Kern DNA. Gerade in solchen Proben, wo kaum was drin ist, kann das wesentlich eher zum Erfollg führen als bei Kern-DNA. Das hat Lucky damals sinngemäß bestätigt
Mitochondrien-DNA hat zwar nix mit einem normalen "genetischen Fingerabdruck" zu tun, taugt aber bedingt zur Eingrenzung des Täters. Man kann damit einem Verdächtigen Ärger machen. Das möchte ich hier aber aus verschiedenen Gründen nicht näher vertiefen.
Auch muss man natürlich bedenken, dass man 2 Haare hatte. Die aber nicht notwendigerweise vom Täter stammen müssen. Und selbst wenn: Wenn ich mir vorstelle, ich kratze im Fußraum oder aus den Polstern eines PKW eine Menge Dreck zusammen und finde darin 2 Haare, und mach dann eine PCR, dann wird mir anders. Die Möglichkeiten der Kontamination sind einfach sehr groß. Und wenn man die Haare z.B. zur Mikroskopie zu einem Dauerpräparat verarbeitet hat und dieses nach 20 Jahren z.B. in Xylol schmeißt, um an die Haare wieder ranzukommen, ist das auch nicht gerade eine ideale Vorauassetzungen für eine gelungene DNA-Analyse. Solche Situationen spielen sich jedenfalls vor meinem Auge ab, wenn ich an diese beiden Haare denke...