seli schrieb:Es gibt einen neuen Filmbeitrag des ZDF
Tja, alles wie gehabt: Die Großeltern von Felix stricken unverändert an ihren eigenen Alternativversionen zum erweiterten Suizid. Sogar die obskure Mordthese klingt nochmal an ("er hat irgendwo im Kofferraum gelegen"), neben der favorisierten Story, dass Felix vor dem Suizid des Vaters an unbekannte Pflegepersonen übergeben wurde, die ihn verschleppten und aufzogen, sich nie meldeten und zu denen seit über 14 Jahren keine Hinweise gefunden werden.
Mich wundert ja etwas, dass Polizeisprecher Schätzle in jeder Aufarbeitung des Falls ein Interview gibt, obwohl es keine neuen Erkenntnisse oder Ermittlungsansätze gibt.
Ansonsten bietet der Beitrag nichts Neues, mit einer Ausnahme:
Der handschriftlich, vermutlich am Ort des Suizids auf die Rückseite einer Führerscheinkopie gekritzelte Brief von Michael Heger an seine Ex-Frau wird in diesem Bericht vollständig gezeigt (ab Min. 9:47).
Liebe Manuela,
eigentlich wollte ich dir ja nichts schreiben, aber jetzt möchte ich dir doch mitteilen: Irgendwie liebe ich dich immer noch, ohne die letzten 3 Jahre ignorieren zu wollen, die von gegenseitigem Hass und Verachtung gekennzeichnet waren. Und es wäre auch genauso weitergegangen.
Hätte ich damals vor Jahren die dicke Knete angeschleppt, dann hätten wir jetzt bestimmt schon 2 oder 3 Kinder. Du fühltest und fühlst dich beleidigt, dass das nicht der Fall war. Ich habe aber wirklich alles gegeben und alles versucht. Aber mein Bestes war leider viel zu schlecht. Erschreckend, wie alles so sehr an wirtschaftlichen Dingen hängt. Ich habe nicht mehr die Kraft, den x-ten Versuch zu starten, einen Job zu finden. PC-Job ist leider nach wie vor nicht möglich und mein Knie macht mir zunehmend zu schaffen, dass ich es nicht wirklich lange belasten kann. Und scheiße, ich liebe Felix leider viel zu sehr. Machs gut!
Für mich ist das im Kontext zweifellos ein Abschiedsbrief. Der Abschiedsbrief eines labilen, depressiven Mannes, der nicht gern die Verantwortung für sich und sein Handeln übernimmt.
Er schreibt einleitend, dass er seiner Ex "eigentlich nichts schreiben wollte", d. h., er setzt sich über ein Vorhaben hinweg und da dieses Vorhaben recht eindeutig mit seinem danach vollzogenen Suizid zusammenhängt, wird auch klar, wie er sich diesen ursprünglich vorgestellt hat: Ohne Worte und ohne Erklärungen an die Hinterbliebenen. Das impliziert wiederum Rachegedanken und passend dazu macht er der Mutter von Felix dann doch noch Vorwürfe.
Meine Meinung zu Felix: Michael Heger traute sich nicht, direkt zu schreiben, was er mit Felix macht/gemacht hat, weil das seiner Art entsprach. Er hat sich wahrscheinlich nie etwas richtig getraut. Entsprechend halbherzig erscheint auch sein Suizid mit ungeeigneten Tabletten und längerem Herumirren im Wald und Erfrierungserscheinungen.
Hätte er Felix erfolgreich woanders untergebracht, hätte er dies angedeutet, denn dann wäre ihm etwas gelungen, was (aus seiner Sicht) nicht reines Versagen und Egoismus darstellt.
Die Idee der Verschleppung ist ohnehin schon an den Haaren herbeigezogen, sie passt m.E. aber auch nicht zum Abschiedsbrief, in dem Worte an seinen Sohn fehlen. MH wusste, dass Felix keine Erklärungen seines Vaters mehr brauchen wird.