Im Kreis-Anzeiger ist der Artikel noch ausführlicher.
http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/wetteraukreis/ranstadt/fall-johanna-ein-anderes-verbrechen-rueckt-in-den-blickpunkt_18800799.htm (Archiv-Version vom 30.05.2018)Im Abijahrbuch wurde Rick J. bereits der Berufswunsch "Mörder und Vergewaltiger" zugeschrieben. Er muss also damals schon neben der Spur gewesen sein.
Kreis-Anzeiger
Ranstadt29.05.2018
Fall Johanna: Ein anderes Verbrechen rückt in den Blickpunkt
Von Michael Giers
BOBENHAUSEN/GIESSEN - Das Dilemma, knapp 19 Jahre nach der Tat vorm Landgericht Gießen Zeugenbefragungen vorzunehmen, wurde am Dienstag vor der 5. Großen Strafkammer mehr als deutlich. Kaum einer jener Zeitgenossen, die am 2. September 1999 in Bobenhausen wichtige Beobachtungen im Fall Johanna machten, konnte sich jetzt noch an Details erinnern, weil die Länge der Zeitspanne zwangsläufig vom Mantel des Vergessens überlagert wird. So musste die Vorsitzende Richterin Regine Enders-Kunze immer wieder die damals gemachten und im Protokoll festgehaltenen Aussagen vorhalten, um den Zeugen abzuringen, dass dies wohl so gewesen sein müsse.
Wesentlich mehr Erhellendes konnte am fünften Verhandlungstag (13 sind vorgesehen) eine Kriminalhauptkommissarin der neuen Soko des Polizeipräsidiums Mittelhessen einbringen, die den Täter, der für den Tod von Johanna verantwortlich gemacht wird, charakterisierte und ein Bild von ihm zeichnete, das bedrückend, erschreckend und von Abgründen gekennzeichnet war.
Und plötzlich tauchte im Gerichtssaal 207 auch wieder die Frage auf: Gibt es einen weiteren Fall, in den der 42-jährige Mann aus Friedrichsdorf involviert ist? Denn wie die Ermittlerin schilderte, wurde während der Hausdurchsuchung, die mit seiner Verhaftung einherging, ein Zettel gefunden, auf dem der Name "Mellie Franke" stand. Im Juni des Jahres 1999 war ein weiteres Mädchen verschwunden. Es hieß Melanie Frank aus einem Wiesbadener Stadtteil, hatte allein von den Gesichtszügen große Ähnlichkeit mit Johanna. Dieser Vermisstenfall wurde erst nach zehn Jahren als Todesfall registriert. Zu diesem Zeitpunkt wurde in einem Waldstück des Forstamtes Simmern ein Schädel und ein Oberschenkelknochen gefunden, der nach schwierigen DNA-Untersuchungen Melanie Frank zugeordnet werden konnte. Anhand der Skelett-Teile war eine genaue Todesursachen-Feststellung unmöglich, allerdings geht die Polizei von einem Verbrechen aus.
Außerdem, so ist aus den Ermittlungen durchgesickert, wurden in dem Waldstück, nicht bei den Skelett-Teilen, auch Reste von Klebeband gefunden. Klebeband, das bei Johannas Martyrium und in den Sex-Fantasien des Angeklagten eine Rolle spielt. Wie die Kripo-Beamtin mitteilte, konfrontierten die Ermittler den Beschuldigten während der Vernehmung auch mit dem bei ihm gefundenen Zettel mit dem Namen "Mellie Franke", doch dies, so der mutmaßliche Täter im Fall Johanna, sei wohl eine Freundin von irgendeiner Party gewesen.
Konkret antwortete der Friedrichsdorfer auf die Frage, ob er dieses Verbrechen zu verantworten habe, nach Angaben im Vernehmungsprotokoll: "Ich bin davon überzeugt, dass ich es nicht war." Wie die Ermittlerin ausführte, habe der Mann auch im Fall Johanna immer nur das zugegeben, was ihm definitiv nachgewiesen werden konnte. Für alles andere habe er Ausreden angebracht. Die Untersuchungen dauern wohl an.
Zitat aus dem oben verlinkten Artikel (ich bekomme es jetzt am Handy leider nicht korrekt zitiert hin): Mit welch schwerem Kaliber das Landgericht Gießen es ohnehin zu tun hat, diese Rückschlüsse ergaben sich nach den Einlassungen der Kripo-Beamtin, die das Leben des Angeklagten genauestens durchleuchtete. Oft habe er Kinder massiv belästigt bis hin zum Versuch, sie an sich zu reißen. Vergewaltigung sei ihm nicht fremd gewesen, schon früh musste er eine Sexualtherapie absolvieren. Und immer wieder exzessive Übergriffe auf Mädchen. Das hätten im frühen Stadium wohl schon seine Mitschüler erkannt, als er in Frankfurt auf einer Privatschule das Abitur mit der Note 2,2 schaffte. Wie die Frau von der Soko recherchierte, stand bei ihm als Eintrag im Abi-Jahrbuch unter der Rubrik Berufswunsch: Mörder und Vergewaltiger. Dies hatten Klassenkameraden eingetragen, weil er schon damals Mitschülerinnen massiv belästigte. Ansonsten wies die Beamtin bei ihrer Aussage auch darauf hin, dass die Schilderungen des Angeklagten von der Fesselung Johannas mit Klebeband und etliche andere Details von Widersprüchen gekennzeichnet seien. Wenn es eng für ihn geworden sei, habe er sich nicht erinnern können."