@Schatzzugucker und JamesRockford:
dieser Ort ist leider konkret vorhanden und nicht irgend etwas abstraktes, bei dem sich jeder etwas anderes vorstellen kann. Meine Empfindungen an diesem Ort waren Empathie für die Eltern, Trauer um ein junges Menschenleben und memento mori. Diese Empfindungen habe ich auch schon seit Johannas Tod, aber an diesem Ort waren sie für mich besonders intensiv. Es erschreckt mich, dass als erstes niedere Beweggründe für den Besuch des Fundortes angenommen werden und wirkliche Gefühle offenbar nicht vorstellbar sind. Vielleicht ist das aber heutzutage schon Normalität, wenn der deutsche Staat per Gesetz gegen Gaffer und pietätlose Menschen vorgehen muss.
Ich fahre übrigens noch heute regelmäßig zu dem Ort, an dem ein betrunkener Autofahrer anno 1988 meinen damals 15-jährigen Sohn zum Krüppel machte. Dort ist meine Wut gegen den Autofahrer, meine Trauer um die verlorene Gesundheit meines Sohnes und mein Glücksgefühl, dass er den Unfall überlebt hat, am grössten.
@Kielius:
ich glaube schon, dass Rick R. der Mörder von Johanna ist, weil er in summa aller seiner Taten kein Unschuldslamm ist und letztendlich sein Geständnis vorliegt, das er meines Wissens nie widerrufen hat. Die Trilogie von "auf den Spuren eines Kindermörders" habe ich mir mehrfach angesehen und fand sie nicht besonders überzeugend. Schon die Mimik von StA Hauburger, Profiler Hoffmann und Soko-Leiter Fritsch empfand ich als reisserisch, wenn sie zu Beginn ihrer "Aussagen"mit ernster Miene von unten nach oben blickten. Dann die Ungereimtheiten wie der Teil-Fingerabdruck auf dem Klebeband: das PP Mittelhessen und das LKA Wiesbaden konnten keine anatomischen Merkmale feststellen, das BKA aber sehr wohl. Das erweckt bei mir den Eindruck, dass da vielleicht etwas "gedeichselt" wurde. Fälschen lässt sich heutzutage faktisch alles. Möglicherweise hätte der überdurchschnittlich intelligente J. jedoch kein Geständnis abgelegt, wenn die Soko diesen Teil-Fingerabdruck nicht gehabt hätte. Ich fand auch die Nachstellung der Entführung und die Feststellung, dass J. das Klebeband nicht an der Tankstelle gekauft haben konnte als überflüssig und wertlos. Auch hierbei hatte ich das Gefühl, dass die Staatsmacht so etwas dann veranstaltet, wenn sie sonst nichts wirklich beweisrelevantes vorzuweisen hat und den Bürgern äusserst intensive und gewissenhafte Untersuchungen weismachen will. Ich wünschte mir, dass dieses Gefühl völlig falsch wäre und wir wirklich im deutschen Rechtsstaat leben, aber meine persönlichen Erfahrungen mit dem PP Mittelhessen und der Staatsanwaltschaft Giessen beweisen leider etwas völlig anderes.
Unterm Strich bleibt, dass Rick J. der Mörder Johannas ist und es (für mich) keine Rolle spielt, ob es wirklich "nur" ein Unfall war oder ein gezielter Mord. Grundsätzlich bin ich gegen das Talionsprinzip und die Todesstrafe, weil etliche Staaten in der Vergangenheit zahlreiche unschuldige Menschen hingerichtet haben und in Zukunft sicher auch noch hinrichten werden, aber in diesem Falle hätte ich kein Problem damit, wenn auch sein Kopf mit 29 Lagen Klebeband umwickelt würde.