Kindermord an Johanna Bohnacker in Ranstadt-Bobenhausen

orakel09 schrieb:Wenn jemand wegen Drogendelikten auffällt, dann werden seine Fingerabdrücke nicht automatisch mit allen jemals passierten Verbrechen abgeglichen. Dafür brauche ich einen Anfangsverdacht!

Ich verstehe nicht, welches Rechtsgut hier geschützt werden soll. Wenn man die Abdrücke eh hat, kann man nicht automatisch einen Abgleich mit allen je einem Verbrechen zugeordneten Fingerabdrücken machen?

Das man ihn bei den jeweiligen Fällen nicht direkt mit Johanna in Zusammenhang gebracht hat, ok.
Aber gibt es nicht so eine Art „Rückwärtssuche“, wenn solche „Cold Cases“ erneut beleuchtet werden?

In der „Verdächtigenliste“ muss er doch recht weit oben gestanden haben. Er kam ja schließlich nicht per Nachbarschaftshilfe an den Jetta.
Seine Karriere ist ja schon recht imposant, oder sind solche Akten verschlossen?

orakel09 schrieb:Jugendstrafen tauchen nur in einem gesonderten Register auf und müssen relativ früh wieder gelöscht werden.
- Grundsätzlich werden nur verurteilte Straftaten gespeichert. Wenn er also damals nur für eine Körperverletzung verurteilt wurde, dann kann niemand sehen, dass auch eine sexuelle Straftat im Raum stand. Von dieser wurde er ja - aus welchen Gründen auch immer - freigesprochen.

@orakel09

Mag sein, dass es so ist, wie Du schreibst. Dann wundert mich allerdings, woher die Presse hat, dass er 1993 wegen Körperverletzung, nicht aber wegen eines Sexualdelikts verurteilt wurde. Diese Strafe wegen Körperverletzung hätte dann auch relativ früh gelöscht werden müssen, da sie eine Jugendstrafe gewesen sein muss. Die sexuelle Belästigung dürfte überhaupt nicht mehr auftauchen.

Aber die von 1995 im Schwimmbad taucht auch wieder auf.

Brisant hat gerade über den tv berichtet.
Er soll vor 6 jahren ein 7jähriges mädchen attackiert haben.
Da zeitgleich wegen drogenbesitz gegen ihn ermittelt wurde, hat man diese körperverletzung nicht weiter verfolgt.
Das drogendelikt wog schwerer.

Das wird ja immer obskurer. Ich blicke langsam nicht mehr durch. Hat jemand Lust und Zeit, das alles mal chronologisch aufzulisten? So für die Übersicht?

Auf Brisant wurde erzählt (von dem Mädchen und der Mutter), dass der TV das Mädchen damals greifen wollte.
Das Kind sei von ihm weg gerannt, über die Straße zu dem Haus, in dem es wohnte.
Das Gartentor war jedoch zu.
Die Mutter hätte ihre Tochter rufen gehört und den TV, der laut rief: Mein Mädchen! Mein Mädchen!
Vor dem Gartentor hätte er ihre Tochter umklammert.
Die Frau konnte ihre Tochter dann befreien und der Mann ist geflüchtet.

Das soll sich ca. 35 km von seinem Wohnort ereignet haben.

Ich hab den Eindruck, dass der TV seinen "Wirkungskreis" in seiner Nachbarschaft hatte.

frauZimt schrieb:Das soll sich ca. 35 km von seinem Wohnort ereignet haben.

Nee, nee, liebe FrauZimt

Der Vorfall Köppern. Das ist ein Stadtteil von Friedrichsdorf. Kann sogar sein, dass er selbst in Köppern wohnt

AveMaria schrieb:Das wird ja immer obskurer. Ich blicke langsam nicht mehr durch. Hat jemand Lust und Zeit, das alles mal chronologisch aufzulisten? So für die Übersicht?

@AveMaria

Ich versuch mich mal. Wenn dann noch etwas dazu kommt, kann man einfach den Block kopieren und ergänzen.

   FrauZimt schrieb:
   Das soll sich ca. 35 km von seinem Wohnort ereignet haben.

JamesRockford schrieb:Nee, nee, liebe FrauZimt

Der Vorfall Köppern. Das ist ein Stadtteil von Friedrichsdorf. Kann sogar sein, dass er selbst in Köppern wohnt

Hab ich das falsch verstanden?

Von 35km war die Rede. 35 km wovon entfernt?
Hast du den Beitrag auch gesehen?

Wahrscheinlich 35km vom Tatort Bobenhausen

Chronologie

1993 - Im Jahr 1993 verletzt der Mann aus Friedrichsdorf ein junges Mädchen in Bad Homburg. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen den damals 17-Jährigen auch wegen sexueller Nötigung. Er erhält eine Verurteilung wegen Körperverletzung, aber nicht wegen eines Sexualdelikts.

1995 - Im Jahr 1995 berührt er ein Mädchen in einem Schwimmbad unsittlich.

1999 - Johanna wird entführt und ermordet. Nach der Entführung und Ermordung von Johanna Bohnacker 1999 gerät er aber nicht wegen dieser Vorfälle ins Visier der Ermittler, sondern als einer von rund 600 Haltern eines VW Jetta aus dem Hochtaunuskreis. Ein Zeuge hatte den Wagen in der Nähe des Tatorts in Ranstadt-Bobenhausen gesehen.

2000 - Im Jahr 2000 kommt der Mann wegen Drogendelikten ins Gefängnis. Die Fingerabdrücke zeigen bei einer Datenbank-Suche keine Übereinstimmung zu den im April 2000 gefundenen Fingerabdrücken bei der Leiche Johannas.

2006 - 2006 werden dem Friedrichsdorfer erneut Fingerabdrücke abgenommen – diesmal im Zuge einer Reihenuntersuchung von Jetta-Fahrern im Fall Johanna. Wieder rutscht er durchs Raster.

2011 - Nach Recherchen des Hessischen Rundfunks ist der Mann auch für einen Vorfall aus dem Jahr 2011 in Friedrichsdorf verantwortlich. Er versuchte, ein siebenjähriges Mädchen in Friedrichsdorf-Köppern zu entführen. Ihr Vater und ein Nachbar können das Kind an sich ziehen, der Vater erleidet eine Handverletzung. Ermittelt wird wegen Körperverletzung.

2016 - Nidda-Borsdorf: In dem Feld hatte der Tatverdächtige ein damals 14-jähriges Mädchen mit Klebeband gefesselt, sie auch geknebelt. Zeugen sprachen zunächst von einem Pärchen, zwei Männer hielten den Verdächtigen schließlich fest und verständigten die Polizei in Büdingen.

Quelle: http://www.fnp.de/nachrichten/politik/Fall-Johanna-Polizei-in-der-Kritik;art673,2817580

Gartenbauer schrieb:Ich ging bisher davon aus, dass seine minimalst verwischten Fingerabdrücke aus den 90er Jahren für seinen Durchfall durch das Raster verantwortlich waren. Jedoch wird deutlich, dass sich auch 2006 nichts geändert hat. Waren sie etwa wieder verwischt?

Ja. Wurde auch schon mehrfach  erklärt.
Wer die Pressekonferenz aufmerksam verfolgt hat, weiss, dass dies auf die damals übliche Art der analogen Fingerabdrucknahme zurückzuführen ist. Das Abrollen der seitlichen Handflächen hat nunmal automatisch zur Folge, dass der Abdruck verwischt. Es geht also bei standardmäßiger Abnahme nicht ohne verwischen. Da man nicht wusste um welchen Teil eines Abdrucks es sich handelt,  konnte man keine Übereinstimmung bei analoger Fingerabdrucknahme finden. Es ist also der Methode geschuldet. Es ist nicht so, dass die Abdrücke schlampig genommen wurden. 

wolfpac79 schrieb:Lese ich den Artikel richtig, das auch die neuen Fingerabdrücke wieder nicht gereicht hätten ohne zusätzliche Bearbeitung durch Spezialisten?

Wodurch kann sowas den passieren? Ich war immer der Meinung das die Abgleiche zwar schwierig sind, aber doch eindeutig zu identifizieren seien.

Siehe oben.

M

Lanes schrieb:nicht ohne verwischen. Da man nicht wusste um welchen Teil eines Abdrucks es sich handelt,  konnte man keine Übereinstimmung bei analoger Fingerabdrucknahme finden. Es ist also der Methode geschuldet. Es ist nicht so, dass die Abdrücke schlampig genommen wurden. 

Nein, sie wurden nicht schlampig genommen. Im Wissen um die Fehlerhaftigkeit der Methodik: Warum hat man sie nicht einfach NOCHMAL abgenommen?

@NumberCruncher
Habe ich doch erklärt. Es ist nicht möglich mit Tinte einen nicht verwischte kompletten seitlichen Abdruck zu nehmen. 
Ist zwar tragisch, dass die frühe Überführung anhand der Abdrücke nicht möglich war, aber leider nicht zu ändern.

@JamesRockford
Danke für die Mühe! 

@frauZimt
Wann war das denn mit dem Mädchen und der Mutter? Das scheint in der von @JamesRockford eingestellten Chronologie noch nicht enthalten zu sein, oder? Bei dem Fall 2011 sind Vater und Nachbar zugegen.

AveMaria schrieb:Wann war das denn mit dem Mädchen und der Mutter? Das scheint in der von @JamesRockford eingestellten Chronologie noch nicht enthalten zu sein, oder? Bei dem Fall 2011 sind Vater und Nachbar zugegen.

Das war der Vorfall 2011. In der Presse wird aber nur der Vater und der Nachbar erwähnt.

Ja dann ist es ja wieder ein wenig klarer. :-)  Ich dachte schon, es wären zwei unterschiedliche Übergriffe gewesen.

AveMaria schrieb:@frauZimt
Wann war das denn mit dem Mädchen und der Mutter? Das scheint in der von @JamesRockford eingestellten Chronologie noch nicht enthalten zu sein, oder? Bei dem Fall 2011 sind Vater und Nachbar zugegen.

Doch, das war 2011. Vor 6 Jahten.

Ich habe in dem Brisant-Bericht nichts über den Vater gehört. (bin mir sicher, es war nur von Mutter, Tochter Bruder die Rede. Aber der Bericht war nur kurz-und vielleicht hab ich´s überhört)

Die Mutter und das Mädchen gaben ein Interview.
Und der Bruder des Mädchens hat den Mann auch gesehen, sagte er.
Er hätte weit aufgerissene Augen gehabt.

Die Leute müssen einen Schock bekommen haben, als sich nun heraustellte, wer sich ihr Kind /Schwester greifen wollte.

Es wurde gesagt, dass man die Angelegenheit nicht weiter verfolgt hat, weil das Drogendelikt, das er begangen hatte schwerer wog, als die Körperverletzung.
Ich dachte, dass sich das Mädchen dabei verletzt hatte.

Bei James Rockford steht, dass der Vater  im Gerangel um seine Tochter eine Verletzung an der Hand davontrug.

Dieser Typ hat nicht alle Kerzen auf der Torte.
Vielleicht hatten noch andere Mädchen üble Erlebnisse mit ihm.

Dass so ein Ereignis einfach unter den Tisch fällt?
Kaum zu glauben, besonders bei diesem Missbrauchsfall/Mord in der Nähe.

@Lanes

Lanes schrieb:Ja. Wurde auch schon mehrfach  erklärt.Wer die Pressekonferenz aufmerksam verfolgt hat, weiss, dass dies auf die damals übliche Art der analogen Fingerabdrucknahme zurückzuführen ist. Das Abrollen der seitlichen Handflächen hat nunmal automatisch zur Folge, dass der Abdruck verwischt. Es geht also bei standardmäßiger Abnahme nicht ohne verwischen. Da man nicht wusste um welchen Teil eines Abdrucks es sich handelt,  konnte man keine Übereinstimmung bei analoger Fingerabdrucknahme finden. Es ist also der Methode geschuldet. Es ist nicht so, dass die Abdrücke schlampig genommen wurden.

Das war aber nicht der auslösende Punkt, warum der Vergleich zwischen den Fingerabdrücken des TV und den Täter-Spuren am Klebeband von Johannas Leichnam fehlschlug. Wer die letzten Presseartikel aufmerksam verfolgt hat, (ich habe mich nochmal reingelesen), wird bemerkt haben, dass ein Vergleich, auch ein digitaler (!), nie eine Übereinstimmung gezeigt hätte!

Der Abdruck des linken Daumens des TV am Klebeband war einfach eine schlicht sehr schlechte Spur, die wohl durch ihre schlechte Qualität keine Übereinstimmung aufzeigen konnte.

[2016] Ein erster Vergleich der Fingerabdrücke brachte wieder keinen Erfolg. Der Verdacht aber blieb bestehen, weil das Profil des Verdächtigen ins Raster passte. Die Ermittler wendeten sich an das Bundeskriminalamt, welches die Abdrücke mit modernsten Mitteln untersuchte. Und genug Übereinstimmungen fand.

Es war also keine 100% Übereinstimmung, weshalb diese Spur den Täter vor Gericht wahrscheinlich nicht hätte überführen können. Denn man hätte nicht ausschließen können, dass ein anderer Mann auch diese Übereinstimmungen aufweisen kann. Deshalb auch wohl die monatelangen verdeckten Ermittlungen, wodurch weitere Beweise wie die Fasern am Klebeband gesammelt werden konnten.

Es war also mitnichten so, dass der Vergleich 2016/2017 auf einmal eine Übereinstimmung anzeigen konnte, so wie es die Medien am Anfang suggerierten.

http://www.fnp.de/nachrichten/politik/Fall-Johanna-Polizei-in-der-Kritik;art673,2817580

Update Chronologie

1993 - Im Jahr 1993 verletzt der Mann aus Friedrichsdorf ein junges Mädchen in Bad Homburg. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen den damals 17-Jährigen auch wegen sexueller Nötigung. Er erhält eine Verurteilung wegen Körperverletzung, aber nicht wegen eines Sexualdelikts.

1995 - Im Jahr 1995 berührt er ein Mädchen in einem Schwimmbad unsittlich.

1999 - Johanna wird entführt und ermordet. Nach der Entführung und Ermordung von Johanna Bohnacker 1999 gerät er aber nicht wegen dieser Vorfälle ins Visier der Ermittler, sondern als einer von rund 600 Haltern eines VW Jetta aus dem Hochtaunuskreis. Ein Zeuge hatte den Wagen in der Nähe des Tatorts in Ranstadt-Bobenhausen gesehen.

2000 - Im Jahr 2000 kommt der Mann wegen Drogendelikten ins Gefängnis. Die Fingerabdrücke zeigen bei einer Datenbank-Suche keine Übereinstimmung zu den im April 2000 gefundenen Fingerabdrücken bei der Leiche Johannas.

2006 - 2006 werden dem Friedrichsdorfer erneut Fingerabdrücke abgenommen – diesmal im Zuge einer Reihenuntersuchung von Jetta-Fahrern im Fall Johanna. Wieder rutscht er durchs Raster.

2011 - Nach Recherchen des Hessischen Rundfunks ist der Mann auch für einen Vorfall aus dem Jahr 2011 in Friedrichsdorf verantwortlich. Er versuchte, ein siebenjähriges Mädchen in Friedrichsdorf-Köppern zu entführen. Ihr Vater und ein Nachbar können das Kind an sich ziehen, der Vater erleidet eine Handverletzung. Ermittelt wird wegen Körperverletzung. (In dem Videobeitrag von Maintower wird die Mutter mit Tochter und Sohn gezeigt. Dies könnte daran liegen, dass die Eltern geschieden sind. [Anmerkung von mir])

2011 - 2011 lief ein Ermittlungsverfahren wegen Haschischbesitzes. Daher habe die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen Körperverletzung (Hand des Vaters des 7-jährigen Mädchens gebrochen) eingestellt Der Grund: Weil der Mann wegen des Drogenbesitzes zu einer vergleichsweise hohen Strafe verurteilt werden sollte, wäre eine weitere Strafe wegen Körperverletzung kaum ins Gewicht gefallen. Tatsächlich sei der Täter zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt worden.

2016 - Nidda-Borsdorf: In dem Feld hatte der Tatverdächtige ein damals 14-jähriges Mädchen mit Klebeband gefesselt, sie auch geknebelt. Zeugen sprachen zunächst von einem Pärchen, zwei Männer hielten den Verdächtigen schließlich fest und verständigten die Polizei in Büdingen.

Quellen:
http://www.fnp.de/nachrichten/politik/Fall-Johanna-Polizei-in-der-Kritik;art673,2817580
http://www.wetterauer-zeitung.de/regional/hessen/art189,341635

Gartenbauer schrieb:Das war aber nicht der auslösende Punkt, warum der Vergleich zwischen den Fingerabdrücken des TV und den Täter-Spuren am Klebeband von Johannas Leichnam fehlschlug. Wer die letzten Presseartikel aufmerksam verfolgt hat, (ich habe mich nochmal reingelesen), wird bemerkt haben, dass ein Vergleich, auch ein digitaler (!), nie eine Übereinstimmung gezeigt hätte!

@Gartenbauer
Ok. Danke für die umfassende(re) Darstellung. Deine eingängliche Frage lässt sich aber mit der unzureichenden früher genutzten analogen Methode beantworten. Die letzten Pressemitteilungen habe ich nicht verfolgt.