Der "Vermisstenfall" Maike Thiel

@siri65
Erzähl, was wurde entschieden?

http://t.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Maike-Thiel-Prozess-Angeklagte-verurteilt

Urteil rechtskräftig
Das Urteil gegen Christine Sch. und ihren Sohn wegen Mordes beziehungsweise Anstiftung ist rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof verwarf jetzt die Revision der Angeklagten. Das heißt, beide müssen eine lebenslange Freiheitsstrafe antreten. Dazu hatte sie die erste große Strafkammer des Landgerichts Neuruppin am 9. Juli vergangenen Jahres nach einem über 14 Monate währenden Prozess verurteilt. Für die Richter stand fest, dass Christine Sch. im Jahr 1997 ihren Sohn Michael und einen Bekannten angestiftet hatte, die damals 17-jährige, mutmaßlich von Michael Sch. schwangere, Maike Thiel umzubringen. Ihre Leiche ist bis heute spurlos verschwunden.

Beide waren doch bisher auf freien Fuß, was ich eh schon für ungewöhnlich halte in einem Mordprozess, ich hoffe man hat sie jetzt direkt festgenommen, sie haben lang genug weiterhin ihr Leben in Freiheit genießen dürfen.

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Wisst ihr, ob die Klärung des Falles in XY berichtet worden ist? Ich meine nämlich schon, dass diese in XY berichtet wurde, aber ich kann die Sendung mit der Klärung des Falles nicht finden. Die Ausstrahlung des Faller erfolgte am 11.01.2012 und am 26./27. November 2012 wurden die zwei Verdächtigen festgenommen.

Das Urteil wurde vom BGH bestätigt und beide sind nun endlich in Haft. Ein Bericht lief am 07.12.15 bei "Hallo Deutschland". Beide sind zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt.

Aber wurde die Klärung des Falles denn jemals in XY erwähnt?

Das ist, wenn es so wäre, wohl nicht mehr ungewöhnlich. Auch andere Auflösungen blieben in letzter Zeit unerwähnt.

Ab Minute 5

Hmm interessanter Aspekt in dem Beitrag von Hallo Deutschland, wurde vorher schon von dem Schmierzettel im Müll der Mutter berichtet, auf dem sie den Krankenhaustermin von Maike T. notiert hatte?

Der war Gegenstand der Verhandlung! Wie sollte man sie sonst zu lebenslanger Haft verurteilen können? So einfach ist das in Deutschland nun mal nicht.

Es gibt neue Entwicklung in diesem Fall, es wird ein Wiederaufnahmeverfahren angestrebt, dazu gibt es auch eine aktuelle Doku in der ARD Crime Time. Hier die Links dazu.

Jahrelang im Ausnahmezustand: Der Vater der ermordeten Maike Thiel kommt nicht zur Ruhe. Nun wird der Mord ohne Leiche nach 27 Jahren neu aufgerollt. So belastend ist das für die Familie.

Quelle: https://www.maz-online.de/lokales/oberhavel/leegebruch/mordfall-maike-thiel-aus-leegebruch-wie-die-familie-bis-heute-leidet-PXOEGWDLEBEJ7BKSGLSCO2IY2U.html

Mörderisches Duo? Eine Schwangere verschwindet spurlos

Im Juli 1997 verschwindet die 17-jährige Maike, sie ist im 8. Monat schwanger. Die Polizei verdächtigt ihren Ex-Freund Michael Schwenke und dessen Mutter, für Maikes Verschwinden verantwortlich zu sein. Doch es gibt keine Leiche, keinen Tatort und keine Geständnisse. 17 Jahre später werden Michael Schwenke und seine Mutter in einem Indizienprozess für den Mord ohne Leiche verurteilt. Doch ihre Anwälte bezweifeln die Rechtmäßigkeit des Urteils und kämpfen für eine Wiederaufnahme. Was passierte wirklich vorm und am Tag von Maikes Verschwinden?

Quelle: https://www.ardmediathek.de/video/ard-crime-time/unter-verdacht-s30-e01/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM1OTMwNV9nYW56ZVNlbmR1bmc

Die Doku empfand ich als sehenswert, da auch Michael Schwenke und seine Mutter zu Wort kommen.

Was meiner Meinung wieder zu kurz kommt, welche alternativen Tathergänge es denn geben soll, auch die Frage, wo die Mutter seines Kindes ist, scheint MS nicht wirklich zu interessieren. Erinnert an viele andere Fälle, bei denen unschuldige Personen verurteilt wurden.

1cast schrieb:Die Doku empfand ich als sehenswert, da auch Michael Schwenke und seine Mutter zu Wort kommen.

Ja sehr spannend erzählt. Ich find es sehr gut wie sie in der Doku immer die eine Aussage von den beiden Verurteilten mit den Aussagen von Staatsanwaltschaft, Richter und Schöffin gegengestellt haben.
Man hat wirklich sehr gut gesehen wie beide Parteien oft komplett anderer Meinung waren.

Stimmt jetzt wo du es sagst ist es echt komisch das er sich nicht fragt wo sein Kind ist. Also zu trauern um die Mutter seines Kindes und das Kind selber scheint er nicht.

Ja schwieriger Fall.. ich verstehe irgendwie schon das die Anwälte hier das Wiederaufnahmeverfahren anstreben. Auch wenn ich eine klare Meinung habe wer Maike am Ende umgebracht hat, steht das ganze Urteil schon eher auf wackligen Beinen. Das mit dem Tattoo über den ganzen Arm wo eine Narbe sein soll ist aber auch irgendwie wieder so auffällig wo man sich als Zuschauer nur denkt ja ne ist klar.

Ich weiß noch wie ich beim Gerichtsverfahren gelesen hatte wie der dritte angeklagte abgekoppelt wurde vom Verfahren und dann eingestellt. Das ist echt schade das er nicht ausgepackt hat wenn er eh schon sehr zerbrechlich war.

Am Ende tut mir es echt Leid für die Eltern muss unerträglich sein wenn man nie eine Leiche findet.

Wiederaufnahmeverfahren hin oder her die beiden haben jetzt schon 10 Jahre abgesessen d.h. 12 Jahre sitzen die eh bis da irgendwas entschieden ist. Da geht es am Ende dann nur noch bei einem Freispruch um 2-3 Jahre Verkürzung und halt die Haftentschädigung also das Geld. Wenn Michael jetzt schon Freigang hat wie erwähnt in der Doku wird er da nicht länger als 15 Jahre im Gefängnis sitzen.

Ich liebe ARD Crime Time wollte ich nur mal gesagt haben immer gute Unterhaltung.

1cast schrieb:aktuelle Doku in der ARD Crime

Die Doku läuft heute abend im NDR 22.30 - 0.00 h
unter dem Titel "Mörderisches Duo?"

https://programm.ard.de/TV/Programm/Alle-Sender?datum=29.05.2024&hour=22

Danke für die Wiedereröffnung des Threads. Habe die ersten beiden Teile der Doku gesehen und fand sie recht gut gemacht - zumindest kommen verschiedenste Seiten/Stimmen zu Wort. Ich denke der Wiederaufnahmeantrag gestützt auf ein Gutachten zum etwaigen Fehlen einer Narbe hat nur dann überhaupt eine (geringe) Chance, wenn das Gericht bei seinen Ausführungen die Erzählung der Hauptbelastungszeugin zu dem Biss als besonders entscheidend erachtet hat (das Urteil also darauf beruht, was ich mir irgendwie nicht recht vorstellen kann). Weiß jemand, ob das Urteil des LG Neuruppin vom 09.07.2014 (oder wenigstens das die Revision verwerfende BGH Urteil) irgendwo nachlesbar ist? Hat wer das Az.? Wüsste gern die genaue Begründung für die Verurteilung.

Ich hoffe RA Strate veröffentlicht vielleicht das Urteil und seinen Antrag etc auf seiner Webseite, wie er es in anderen Fällen getan hat.

abgelenkt schrieb:Wüsste gern die genaue Begründung für die Verurteilung.

Insbesondere dürfte die Würdigung der Zeugenaussagen spannend sein (wie konnten Scheinerinnerungen aufgrund von Zusammenreimen aus Befragungen und Fernseh und Presseberichten) bei den beiden "Geständniszeuginnen" ausgeschlossen werden?
Auch wüsste ich gern, ob (und ggf warum nicht?) Fotos von den Armen des Verurteilten nach dem Verschwinden und vor der großflächigen Tätowierung existieren? Wenn er nach ihrem Verschwinden ne auffällige Wunde oder so hatte, hätte man es dann nicht irgendwie dokumentiert? Oder war er zu lange unverdächtig?

Habe jetzt noch den dritten Teil der ARD Doku gesehen. Besonders spannend fand ich den O-Ton des damaligen Vorsitzenden Richters und der Schöffen. Sie sagte, für sie hätte sich wohl keine andere Entscheidung ergeben, wenn bereits damals festgestellt worden wäre, es gibt keine Narbe. Er sagte sinngemäß, er könne sich schon vorstellen, dass eine Feststellung, es gab nie eine Biss-Wunde, als Wiederaufnahmegrund Erfolg haben kann, da man die Zeugenaussagen - beide Zeuginnen haben von der Wunde/Narbe berichtet - neu würdigen müsste. Für ihn war esalso wohl relevant, bin gespannt zu erfahren was im Urteil dazu steht.

Eine juristische Frage am Rande: Es gibt doch sowas wie Beratungsgeheimnis der Kammer, sind die Angaben des (mittlerweile pensionierten und daher vielleicht unbekümmerteren) Richters und der einen Scgöffin zu ihren Erwägungen da nicht ein bisschen grenzwertig?

Ich habe mir auch alle 3 Teile der ARD Doku angeschaut und mir sind bei den Aussagen der Mutter von Michael S. ein paar Sachen aufgefallen:

Der erste Gedanke, den sie gehabt habe, als sie erfahren habe, dass Maike vermisst sei, war, dass sich diese abgesetzt habe.
Wie käme man bei einer hochschwangeren, so unheimlich jungen Frau, deren Eltern sie ja nun bei ihrer Mutterschaft unterstützen wollten, auf die Idee, ein Absetzen wäre das Naheliegendste?

Als Frau S. von den beiden von den Kriminalbeamten auf ihrem Anwesen zur Untersuchung beschlagnahmten Fahrzeugen spricht, regt sie sich scheinbar am meisten darüber auf, dass sie die Fahrzeuge auf ihre Kosten zurückholen lassen musste.

Am Ende sagt Frau S., auch, wenn sie frei käme, wäre es ja für sie unendlich schwer, sie habe alles verloren, was ihr wichtig war. Ihr kommt offensichtlich nicht in den Sinn, wie diese Anmerkung angesichts der Tatsache, dass Maikes Eltern ihre Tochter verloren haben, wirkt. Ihr Sohn ist noch am Leben.

Ist glaube ich auch wichtig immer dran zu denken wer ein Interesse hat dieses Thema wieder in der Öffentlichkeit zu haben. Die Familie von Maike T. hat daran sicherlich kein Interesse, außer es wird eine Leiche gefunden. Sie reden ja auch nur noch mit der Lokalen Presse :)

Gefühlt brauchen eben auch mögliche Wiederaufnahmeverfahren ein bisschen Presse damit es überhaupt eine Chance hat. Da sind Profi Anwälte am Werk die sich natürlich über so eine Dokumentation auch freuen.

Bin gespannt was draus wird und ob das Gericht in Cottbus wirklich das Urteil neu bewertet und die Zeugenaussage in Frage stellt nur weil keine Narbe am Arm ist. Scheint ja doch sehr klar gewesen zu sein der Fall wenn man der Schöffin glaubt. Sie hatte ja keinen Zweifel auch ohne die Narbe das es die beiden waren.

burner2014 schrieb:Bin gespannt was draus wird und ob das Gericht in Cottbus wirklich das Urteil neu bewertet und die Zeugenaussage in Frage stellt nur weil keine Narbe am Arm ist.

Ich wage jetzt mal die Prognose, dass es nicht zu einer Wiederaufnahme kommen wird.

Jedenfalls nicht, wenn man nicht mehr zu bieten hat, als diese nicht vorhandene Narbe.