Hallo zusammen,
ich bin in den letzten Tagen nach Jahrzehnten wieder auf diesen beklemmenden Fall aufmerksam geworden, der für die betroffene Familie eine ganz schlimme Tragödie ist.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es richtig ist über den Fall öffentlich zu spekulieren, glaube aber, dass es im Sinne der Familie sein könnte, dass man an das Opfer auch heute noch denkt und sich über das Verbrechen Gedanken macht.
Ich habe mir die Beiträge größtenteils durchgelesen -vor allem auch die damaligen Zeitungsmeldungen- und versucht mir auf die Sache einen Reim zu machen. Da ich ein Jahzehnt später in Cannstatt gewohnt habe, ist mir das örtliche Umfeld vertraut. Zusätzlich habe ich mich diese Woche mal vor Ort umgesehen.
Aus allen diesen Quellen komme ich zu folgenden Schlüssen:
1. Motiv
Die Motivlage erscheint mir recht einfach: Täter und Opfer haben sich gekannt und die Täter wollten das Opfer verführen oder sich an ihm vergehen. Das wurde zurückgewiesen und dann ist die Situation bis zum bittersten Ende eskaliert. Dass eine Tötung von Beginn an beabsichtigt war glaube ich nicht.
Dazu ist die Örtlichkeit viel zu nahe an umliegenden Häusern, was sich daran zeigt, dass die Schreie sofort die Aufmerksamkeit von mindestens zwei Personen auf sich gezogen haben und nicht viel zu einer unmittelbaren Entdeckung gefehlt hat.
Ich glaube man kann das ganz gut aus diese Aufnahme ermessen, die noch die bereits in Abriss befindliche damalige Bebauung entlang der Schmidener Strasse zeigt:
http://www.fotoagentur-stuttgart.de/images/historisch/alteziegelei_schmidenerstra.jpgZwischen den beiden Häusern an der Schmidener Str. und den ersten Häusern der Siedlung oben sind es maximal 120 m Luftlinie. Der Tatort befindet sich an der einzigen Stelle des Bereichs, an der man -zur Not- ein Verbrechen begehen kann.
2. Der Weg zum Tatort
Das Opfer verlässt am Kursaal erstmals seinen "sicheren Pfad": Dort steigt es nicht in die vorgesehen Strassenbahn ein. Laut folgender Aufnahme
http://www.bahnbilder.de/1024/stuttgart-ssb-sl-2-dot4-609948.jpggabe es vor dem Kursaal 1979 und vielleicht auch noch 1987 eine eche Autostrasse und nicht nur die Schienen.
Wenn das auch noch 1987 so gewesen wäre, könnte der Täter mit Fahrrad, Motorrad oder Auto dort vielleicht sogar zufällig vorbeigekommen sein - oder halt mit der Strassenbahn oder zu Fuss. Ein zumindest erstes Zusammentreffen dort halte ich für sehr wahrscheinlich. Ob nun aber der Weg gemeinsam oder getrennt, mit der Strassenbahn oder dem Auto fortgesetzt wurde, ist gar nicht so wichtig.
Viel wichtiger ist, dass das Opfer mit ziemlicher Sicherheit wenige Minuten später den Verbindungsweg gemeinsam mit den Tätern hochgelaufen ist und es im nahegelegenen Weinberg zur der Tat kam. Sowohl die Zeugenaussagen von Frau MV als auch von dem Passanten an der Einsteinstr., halte ich für glaubwürdig. Da passt alles zusammen. Der Passant ist nach dem Schrei ca. 20 m die Treppr runtergelaufen und war dann vielleicht noch 30m oder 40m vom Tatort entfernt!
3. Unmittelbar nach dem Mord
Dass die Entdeckungsgefahr nach dem Schrei sehr groß war, dürfte den Tätern nicht entgangen sein: Zum einen durch neugierig gewordene Anwohner und spätestens nach 22 Uhr durch die besorgten Eltern, die nach ihrer Tochter suchen. Und genau deshalb glaube ich, dass zunächst das gemacht wurde, was am naheliegensten ist: Man hat die Leiche liegen gelassen oder in ein Gebüsch gezogen und ist dann schnell abgehauen.
Wer hätte denn die Nerven zu diesem Zeitpunkt in aller Ruhe ein metertiefes Grab zu schaufeln für die Frau, die blutüberstömt, ermordet daneben im Gras liegt. Und vor allem, wo soll das notwendige Werkzeug hergekommen sein. Das ist städtisches Gebiet mit berüchtigten Wohnvierteln (z.B. Hallschlag) in der Nähe.
Die Geschirrhütten sind mit Sicherheit gut verschlossen. Wo das Werkzeug herkam ist bis heute nicht bekannt. Es spricht viel dafür, dass die Täter es mitgebracht haben. Aber nicht VOR, sondern NACH der Ermordung. Und nicht sofort, sondern erst nachdem die Luft "rein" war.
4. Die zweite Nachthälfte
Für die zweite Nachthälfte halte ich nun folgendes Szenario für plausibel: Während die Tat von zwei Jugendlichen Anfang 20 begangen wurde, wurde das Vergraben von einer dritten Person durchgeführt oder unterstützt. Diese Person war um einiges älter, nicht direkt durch den Mord belastet und war abgeklärt genug, die Leiche professionell verschwinden zu lassen. Weiterhin hat er die falsche Spur nach Schmiden konzipiert.
Es könnte sich dabei um einen Vater der Täter handeln, der nachdem ihm sein Sohn die Tat offenbart hat, vor die Wahl gestellt war, seinen Sohn der Polizei zu übergeben oder einen Spaten in die Hand zu nehmen.
Zwei Gründe sind für die Rückkehr und das Begraben der Leiche denkbar:
- Man vermutet verräterische Spuren an der Leiche, beispielsweise das Blut eines Täters, der sich beim Gerangel selbst verletzt hat.
- Man befürchtet, dass der Tatort die Aufmerksamkeit auf einen richtet, weil man hier schon oft zugegen war.
Welchen Zeitpunkt wählt man für die Rückkehr zum Tatort? Sicher erst deutlich nach Mitternacht wenn alles schläft und klar ist, dass es keine unmittelbare Suchaktion in der Nacht mehr gibt, sondern die Polizei das erst für den nächsten Vormittag plant.
5. Die Sache mit den Kleiderfetzen
Wenn man nun als Zeitpunkt der Aktion 3 oder 4 Uhr morgens annimmt, dann gibt es möglicherweise ein Problem. Nach dieser Zeit von 5 - 6 Stunden kann bereits eine Totenstarre eingesetzt haben und die könnte das Entkleiden der Leiche so stark erschweren, dass man sich dazu entschließt die Kleider zu zerschneiden.
Ein andere Grund für das Zerschneiden könnte die Entfernung aller blutverschmierten Kleiderteile sein, weil man darauf eigenes Blut vermutet. Das erklärt beispielsweise das Fehlen des Brustteils des Pullovers.
Parallel -denn man ist ja zu dritt- oder nach dem Begraben der Leiche wird dann die falsche Spur bei Schmiden gelegt, mit der man vom eigentlichen Tatort ablenken will.
Fazit
Die Dramaturgie diese Verbrechens kann in zwei Phasen eingeteilt werden:
Zum einen ein aus einer unglücklichen Eskalation enstandener Mord durch Jugendliche, den man nicht geplant hatte und der so hemdsärmlig durchgeführt wurde, dass eine unmittelbare Entdeckung drohte.
Zum anderen eine professionelle Beseitigung der Leiche und etwaiger Spuren, und zusätzlich dem systematischen Legen einer falschen Spur. Beides wurde so gut erledigt, dass es bis heute zu keiner Aufklärung kam.
Zieht man in Betracht, dass für die ganze Sache ungefähr sechs bis sieben Stunden Zeit war, so ist es gut möglich, dass ein Dritter eingeweiht wurde, der dann die Regie übernahm.
Gleichzeitig kann man sich nun gegenseitig ein Alibi verschaffen und sich moralisch aufrichten. Der hinzugezogene Dritte könnte für den Freitagabend selbst ein wasserdichtes Alibi haben.
In den folgenden Tagen kann man sich auf etwaige Befragungen durch die Polizei bestens vorbereiten - und mit einem eigenen Geständnis würde man jeweils zwei andere mit ins Gefängnis bringen.
Soweit meine Schlüsse, dich vor allem darauf Gründe, dass ich die Aussage des Passanten in der Einsteinstrasse für präzise glaubwürdig halte und damit von zwei Jugendlichen Tätern ausgehe, denen man aber das penible Vergraben der Leiche nicht zutrauen würde - es sei denn das erledigt eine weiter Person.
Herzliche Grüße vom Remstäler