@LuminarahDie Täter werden die Leiche wohl eigegraben haben, damit sie niemand so schnell findet. Da gebe ich dir Recht. Durch das Vergraben wollte jemand Zeit gewinnen. Es heißt ja immer, dass bei solchen Mordfällen die ersten Stunden, die ersten zwei Tage ausschalggebend sein sollen. Wenn man innerhalb der ersten Tage eine heiße Spur findet, dann bestehen gute Chancen, den Fall aufzuklären. Und mit dem Vergraben wollte jemand gezielt verhindern, dass die Leiche (als wichtigstes Beweisstück) überhaupt gefunden wurde.
Insgesamt gehe ich genauso wie
@ping meint, von einer zumindest teilweise geplanten Tat aus. Zum einen wäre da der von der Umgebung aus nicht einsehbare Tatort. Das kann eigentlich kein Zufall sein, dass die Tat genau an der dunkelsten Ecke des ohnehin schon dunklen Weges stattfand. Zum anderen sind die zwei Verdächtigen um 21.30 Uhr gezielt zur Straßenbahnhaltestelle geeilt. Vermutlich wusste da jemand Bescheid, welche Bahn Anja üblicherweise genommen hat oder wann sie ungefähr dort ankommen musste. Und noch etwas: Sie mussten wissen, dass Anja an diesem Abend überhaupt unterwegs war. Für mich klingt das so als hätte da jemand die Muckensturm-Siedlung schon vor der Tat beobachtet und sah Anja aus dem Haus gehen. Solange Anja weg war wurde dann im Schutz der Dunkelheit das Grab geschaufelt. Um 21.30 als sie Anja zurückerwarteten gingen die Täter dann zur Bushaltestelle, damit sie sie auch wirklich antreffen würden.
Nach der Tat hat man das Loch schnell zugemacht. Soweit es ums Vergraben geht, denke ich, dass von einer geplanten Tat auszugehen ist. Was allerdings ungeplant erscheint ist die Sache mit der Kleidung. Entweder hat man sich da vorher keine Gedanken drüber gemacht, was man anschließend mit der Kleidung macht. Oder die Täter sind erst am Tatort darauf gekommen, dass man das Opfer anhand der Kleidung identifizieren könnte oder die Kleidung beweisträchtig ist und sie beschlossen, das Opfer spontan zu entkleiden. Nachdem die unbekleidete Leiche gemäß Tatplan eingegraben wurde, stellten die Täter fest, dass da ein Kleiderhaufen übrig blieb, den sie in ihrem Tatplan nicht berücksichtigt hatten. Also bekamen sie Panik. Die Kleidung musste weg vom Tatort (sonst hätte man das Grab zu schnell gefunden), weg von ihnen und das am besten schnell. Deshalb wurde die Kleidung in eine Plus-Tüte verpackt und zunächst mitgenommen. Auf dem Weg nach Hause hielten die Täter dann hier und da kurz mal an, um das Zeug loszuwerden. Aber nicht alles an einem Ablageort und stückweise, weil man sonst zu schnell darauf kommen könnte, dass die Kleidung zu Anja gehört.
Nachdem die Kleiderspur mehr oder weniger aus einer Panikreaktion resultiert und ungeplant wirkt, haben die Täter nicht gemerkt, dass sie die Polizei damit in die Nähe ihres vermutlichen Wohnortes führten. Darüber machten sie sich in ihrer Panik keine Gedanken. Dass das Nachtatverhalten auf wackligen Füßen stand, kann man auch daran festmachen, dass der Mercedes am Schmidener Feld gegen 22.30 Uhr gesehen wurde, die Plustüten-Männer am Ortsausgang von Schmiden aber erst gegen 1 Uhr. Da hatten die Täter in ihrer Panikreaktion wohl doch mal den einen oder anderen halb-rationalen Moment und kamen darauf, dass 22.30 am Freitagabend wohl eher eine schlechte Zeit ist, um auf einer stark befahrenen Landstraße nicht gesehen zu werden. Sie bekamen spontan kalte Füße, wollten aber die Kleidung so schnell wie möglich loswerden. Deshalb machten sie anschließend bis 1 Uhr Pause (wahrscheinlich in Schmiden) und dann erst weiter (ob zu Fuß oder mit Auto sei dahingestellt). Für ein hektisches Vorgehen würde auch sprechen, dass Schnipsel des Verbundpasses etc. schon in der Nähe des Tatortes verloren wurden. Verbundpassfoto, Verbundpass-Schnipsel, das sind alles so kleine Dinger, die man schon mal verlieren kann, wenn es hektisch zugeht. Das spätere Auffinden des Lederstücks vom Schuh spricht doch auch für übereiltes Vorgehen. Da hat jemand das Kleiderbündel (in der Plus-Tüte) schnell ins Auto verladen. Dabei ist der Teil vom Schuh rausgefallen. Gefunden hat der Täter dieses Stück erst wieder als er sein Auto zwei Wochen später gereinigt hat. Dann hat er das Stück halt anschließend vorsichtshalber noch entsorgt.
Dieses hektische und übereilte Vorgehen wäre meiner Meinung nach gerade für junge Täter typisch. Das Vergraben war geplant, aber an die Kleidung hat niemand gedacht. Dass die Kleidung ihren Plan von der schwer zu identifizierenden Leiche durchkreuzen könnte, fiel erst vor Ort auf. Und als nach dem Vergraben ein Kleiderhaufen übrig war, bekamen die Täter Panik, weil ihr Tatplan diesen Punkt unberücksichtigt ließ.
@Giselle-SophieEs ist in der Tat schwer zu glauben, dass einerseits nach Anja gesucht wurde und zeitgleich die Leiche vergraben wurde. Mal angenommen, die Beobachtung mit dem weißen Mercedes um 22.30 Uhr stimmt und gehört zu dem Fall, dann kann man davon ausgehen, dass die Täter um 22.30 Uhr schon nicht mehr am Tatort waren. Umgekehrt wird man vielleicht nicht gleich um 22.00 Uhr nach Anja gesucht haben. Vielleicht ging man davon aus, dass sie nur die eine Bahn verpasst hat oder Bus/Bahn Verspätung haben. Bis 22.15 Uhr (halte einen Bus/Bahn später) wird man schon gewartet haben. Und anschließend fuhr Anjas Mutter den gesamten Nachhauseweg ab – mit dem Auto. Sie kam also nicht durch die Weinberge. Zeitgleich oder kurz darauf wird man zwar auch auf dem Weinbergweg gesucht haben, aber da waren die Täter dann wohl gerade weg. Der Leichenfundort liegt ja auch an einer Seitenabzweigung des Weinbergweges und da auch nicht direkt am Weg. Ob man vom Weg aus was bemerkt hätte, wenn man zu dieser Zeit auf dem Hauptweg gesucht hätte? Du musst überlegen, dass man übereinkam, dass Anja den Weinbergweg nicht benutzen sollte und sie hielt sich wohl auch regelmäßig daran. Ich hätte dort (v.a. in der Seitenabzweigung) wohl erst gesucht, nachdem ich den restlichen Nachhauseweg abgesucht hätte. Und das gibt den Tätern erst einmal wertvolle Zeit. Die andere Komponente ist die Entfernung des Fundortes zu sämtlichen befestigten Wegen im Weinberg. Das wirkt auch schon wieder wie geplant.