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Der Fall Tanja Mühlinghaus

5.043 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vermisst, Ungeklärt, Aktenzeichen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Tanja Mühlinghaus

17.12.2021 um 22:42
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Das kann man aber in Tanjas Fall defintiv ausschliessen, dass der oder die Täter Tanjas Schrift gefälscht haben könnten. Da waren Graphologen, Sachverständige des LKA dran und haben das überprüft. Das sind absolute Fachexperten. Es ist auch erwiesen, dass man eine Handschrift nicht wirklich fälschen kann. Das ist quasi eine Art DNA die Handschrift eines Menschen.
Stimmt. Aber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann konnte man Lutz nachweisen, dass die Tötungen bereits stattgefunden hatten und die Postkarten dies eben verschleiern sollten.

Im Fall Tanja weiß man, dass sie die Briefe selbst schrieb, trotzdem denke ich, dass sie den selben Zweck wie die Postkarten hatten.
Theoretisch wäre es nämlich möglich, dass Tanja beide Briefe verfasste, aber schon nachmittags/abends als der erste Brief aufgegeben wurde, tot war. Und genau das denke ich ist leider auch geschehen.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

17.12.2021 um 22:43
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Stimmt. Aber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann konnte man Lutz nachweisen, dass die Tötungen bereits stattgefunden hatten und die Postkarten dies eben verschleiern sollten.
Das weiß man ja leider nicht, eben. Aber die Frage ist, was ergibt das für einen Sinn? Mir fällt dazu nur ein Grund ein. Genügend Zeit Tanjas Leiche verschwinden zu lassen, wenn überhaupt. Ich denke aber, dass Tanja länger festgehalten worden ist. Der oder die Täter hatten nie die Absicht Tanja am Leben zu lassen. Zu keinem Zeitpunkt. Davon gehe ich aus.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

17.12.2021 um 22:48
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Das weiß man ja leider nicht, eben. Aber die Frage ist, was ergibt das für einen Sinn? Mir fehlt dazu nur ein Grund ein. Genügend Zeit Tanjas Leiche verschwinden zu lassen, wenn überhaupt. Ich denke aber, dass Tanja länger festgehalten worden ist.
Spuren beseitigen, Leiche verschwinden lassen, Suchmaßnahmen verzögern, aber vor allem um es der Polizei schwerer zu machen ein falsches oder nicht vorhandenes Alibi glaubhaft zu machen, weil sich ein solches nach mehreren Wochen nicht mehr so einfach widerlegen bzw beweisen lässt.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

17.12.2021 um 22:58
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Spuren beseitigen, Leiche verschwinden lassen, Suchmaßnahmen verzögern, aber vor allem um es der Polizei schwerer zu machen ein falsches oder nicht vorhandenes Alibi glaubhaft zu machen, weil sich ein solches nach mehreren Wochen nicht mehr so einfach widerlegen bzw beweisen lässt.
Möglich sind sicherlich beide Option, sowohl als auch. Ich glaube aber vielmehr, dass man das Mädchen über einen längeren Zeitraum festhielt und es später erst zu einer geplanten Tötung kam, nachdem man sich Wochen oder vielleicht auch Monate an dem Mädchen vergangen hatte. Leider wäre das ja auch kein Einzelfall in Deutschland. Ein reiner Triebtäter macht nicht so einen Aufriss mit dem Briefen. Der vergeht sich an sein Opfer, tötet es und legt es irgendwo ab. In Tanjas Fall sieht das dann doch nach einer anderen Handschrift aus. Da ging jemand sehr planvoll vor und handelte nicht unüberlegt aus der Emotion heraus.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 00:02
@Coldcases

Deine Überlegungen sind ebenso plausibel und wahrscheinlich, aber ich persönlich gehe nicht von einem Triebtäter im herkömmlichen Sinn aus.

Ich denke eher an einen ganz normalen, etwas älteren Mann, der Tanja, die wie ich finde wirklich sehr attraktiv war, rumkriegen wollte.
Er hoffte zum Zug zu kommen. Vielleicht machte sie ihm irgendwann mal schöne Augen oder er bildete sich das nur ein.
Ich denke eigentlich an ganz banale Dinge.
Hübsche, reife 15 jährige, die einem beispielsweise 30 jährigen Bekannten den Kopf verdreht hat.
Er weiß oder ahnt von ihrer schwierigen Situation zuhause und rechnet sich dadurch noch größere Chancen aus oder versucht es sogar auszunutzen.
Sie steigt ein, weil sie ihn kennt und ihm vertraut, er versucht sie zu küssen und schlagartig ändert sich alles.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist nichts ungewöhnlich, passiert wohl ständig. Das macht ihn noch nicht zum Triebtäter oder Person mit abartigen Neigungen, das macht sie noch nicht zum Opfer.
Wenn er aber Angst hat, dass sein Umfeld das auf schwerste verurteilen könnte, also soziale Faktoren ins Spiel kommen, kann so jemand schon mal durchdrehen und die Situation eskaliert.

Es deutet nichts darauf hin, dass er sie ins Auto zerrte oder es ähnliche Falle in diesem Zeitraum in dieser Gegend gibt. Das muss natürlich nichts bedeuten, ich halte ihn trotzdem für einen einmaligen Täter, der vermutlich heute und auch damals ein völlig normales Leben führte.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 00:15
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Für mich spricht nur die fehlende, seitliche Abrisskante dafür, aber diese Blankohefte kenn ich aus meiner Schulzeit auch noch…für Geometrie in der Unterstufe kamen die bei uns zum Einsatz.
Daher kenne ich sie auch von früher, Blankohefte für Geometrie Zeichnungen. Aber ansonsten wurden bei mir auf dem Gymnasium für kein anderes Fach Blankohefte verwendet. Und sie wurden auch nur in der Unterstufe verwendet, später gar nicht mehr.
Das kann natürlich an anderen Schulen anders gewesen sein. Aber ich gehe eher davon aus, dass Blankohefte allgemein selten in der Schule verwendet wurden.
Aber es kann natürlich sein das Tanja privat solche Blankohefte besaß und benutzt hat. Vielleicht hat sie in ihrer Freizeit gemalt/gezeichnet und hatte ein solches Heft in ihrer Schultasche dabei.
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Ich denke eher an einen ganz normalen, etwas älteren Mann, der Tanja, die wie ich finde wirklich sehr attraktiv war, rumkriegen wollte.
Er hoffte zum Zug zu kommen. Vielleicht machte sie ihm irgendwann mal schöne Augen oder er bildete sich das nur ein.
Ich denke eigentlich an ganz banale Dinge.
Hübsche, reife 15 jährige, die einem beispielsweise 30 jährigen Bekannten den Kopf verdreht hat.
Er weiß oder ahnt von ihrer schwierigen Situation zuhause und rechnet sich dadurch noch größere Chancen aus oder versucht es sogar auszunutzen.
Sie steigt ein, weil sie ihn kennt und ihm vertraut, er versucht sie zu küssen und schlagartig ändert sich alles.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist nichts ungewöhnlich, passiert wohl ständig. Das macht ihn noch nicht zum Triebtäter oder Person mit abartigen Neigungen, das macht sie noch nicht zum Opfer.
Wenn er aber Angst hat, dass sein Umfeld das auf schwerste verurteilen könnte, also soziale Faktoren ins Spiel kommen, kann so jemand schon mal durchdrehen und die Situation eskaliert.

Es deutet nichts darauf hin, dass er sie ins Auto zerrte oder es ähnliche Falle in diesem Zeitraum in dieser Gegend gibt. Das muss natürlich nichts bedeuten, ich halte ihn trotzdem für einen einmaligen Täter, der vermutlich heute und auch damals ein völlig normales Leben führte.
Ich denke nicht das die Tat spontan war. Der Täter muss ja einen Ort gehabt haben, an den er Tanja bringen konnte. Das heißt, er muss alleine in einem Haus gewohnt haben, oder Zugang zu einer Gartenlaube/Garage/Keller oder ähnlichem gehabt haben. Denn er musste Tanja dort ja einsperren und unterbringen können, ohne das Nachbarn aufmerksam werden. Er musste sie vielleicht auch fesseln und benötigte dafür Handschellen oder Kabelbinder. Solche Utensilien hat man ja nicht unbedingt zu Hause rumliegen. Und man müsste sie auch dabei haben, oder zu dem Ort bringen an dem man Tanja festhalten will. Das spricht für mich eher für eine Planung.
Es kann natürlich sein das die Tat zwar geplant war, aber das Tanja ein Zufallsopfer war. Vielleicht war der Täter auf der Suche nach einem potenziellen Opfer und traf zufällig auf Tanja.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 00:36
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Deine Überlegungen sind ebenso plausibel und wahrscheinlich, aber ich persönlich gehe nicht von einem Triebtäter im herkömmlichen Sinn aus.

Ich denke eher an einen ganz normalen, etwas älteren Mann, der Tanja, die wie ich finde wirklich sehr attraktiv war, rumkriegen wollte.
Er hoffte zum Zug zu kommen. Vielleicht machte sie ihm irgendwann mal schöne Augen oder er bildete sich das nur ein.
Ich denke eigentlich an ganz banale Dinge.
Hübsche, reife 15 jährige, die einem beispielsweise 30 jährigen Bekannten den Kopf verdreht hat.
Er weiß oder ahnt von ihrer schwierigen Situation zuhause und rechnet sich dadurch noch größere Chancen aus oder versucht es sogar auszunutzen.
Wenn ich deine These richtig interpretiere, gehst du davon aus, dass Tanja ihren Entführer, man muss ja zunächst von einer Entführung ausgehen wenn man die diktierten Briefe hinzuzieht, flüchtig gekannt haben dürfte?

Ich weiß nicht, ob man das allein, weil Tanja ein hübsches Mädchen gewesen ist, zugrunde legen kann, dass es sich um einen Bekannten handelte den Tanja den Kopf verdrehte? Das ist mir etwas zu einfach.

Es kann natürlich so gewesen sein, aber im Umfeld, Freundeskreis hat sich da kein Anhaltspunkt ergeben. Die Kripo hat das ganze Umfeld, inkl. Freundeskreis umgekrempelt, wie der damalige HK durchaus glaubhaft machte. Da hätte sich zumindest aufgrund der Ermittlungen ein Anfangsverdacht gegen eine Person ergeben müssen, eine Beobachtung. Das gab es aber leider nie. Es gab nicht einen Anfangsverdacht oder einen Verdächtigen. Nothing. Du spielst mit Sicherheit auch auf die Beobachtung an, dass zwei Frauen Tanja in Begleitung eines dunkelhaarigen Mannes gesehen haben wollen? Ich bin da skeptisch. Sichtungen soll es ja auch im Kölner Rotlichtmilieu, in Holland gegeben haben. Tanja soll in einem Auto gesehen worden sein, auf der Rücksitzbank zwei Pittbulls, usw. Die Kripo hat dafür keinen Anhaltspunkt gefunden und das überprüft. Die Frau war nicht Tanja hieß es. Zeugenaussagen sind generell immer so eine Sache, die man äußerst skeptisch beurteilen sollte.
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Es deutet nichts darauf hin, dass er sie ins Auto zerrte oder es ähnliche Falle in diesem Zeitraum in dieser Gegend gibt. Das muss natürlich nichts bedeuten, ich halte ihn trotzdem für einen einmaligen Täter, der vermutlich heute und auch damals ein völlig normales Leben führte.
Das halte ich auch für nicht besonders wahrscheinlich. Nicht am hellichten Tag, morgens. Nur ein völlig Irrer geht so ein hohes Risiko ein. Ich denke aber durchaus an einen Lockvogel wie beispielsweise eine Frau, wo ein junges Mädchen keinen Verdacht schöpft, dass man ihr irgendetwas Böses will.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 00:58
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Es kann natürlich sein das die Tat zwar geplant war, aber das Tanja ein Zufallsopfer war. Vielleicht war der Täter auf der Suche nach einem potenziellen Opfer und traf zufällig auf Tanja.
Davon gehe ich aus. Was auch für ein Täterpärchen oder zwei Täter spricht, ist das der Täter die Briefe nicht in Wuppertal eingeworfen hat, sondern weiter weg. Entweder er hat dort gewohnt wo er die Briefe einwarf, oder er ist ganz bewusst weiter gefahren um eine mögliche Rückverfolgung zu vermeiden was auf seine Identität hätte schließen lassen können.

Bei einem Einzeltäter wäre die Gefahr sehr groß, sollte Tanja als sie die Briefe schrieb noch am Leben gewesen sein, wovon ich stark ausgehe, aufzufliegen.

Sie hätte sich befreien, durch Hilfeschreie auf sich aufmerksam machen können, wenn der Täter sie unbeaufsichtigt allein gelassen hätte.

Das ist ein enormes Risiko und passt aus meiner Sicht nichts ins Raster, da der Täter/die Täter bei der eigentlichen Tatbegehung zunächst doch sehr planvoll, vorsichtig und rational vorgegangen ist/sind.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 01:47
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Aber ansonsten wurden bei mir auf dem Gymnasium für kein anderes Fach Blankohefte verwendet. Und sie wurden auch nur in der Unterstufe verwendet, später gar nicht mehr.
War bei uns genauso.
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Ich denke nicht das die Tat spontan war. Der Täter muss ja einen Ort gehabt haben, an den er Tanja bringen konnte. Das heißt, er muss alleine in einem Haus gewohnt haben, oder Zugang zu einer Gartenlaube/Garage/Keller oder ähnlichem gehabt haben.
Vielleicht hatte der Täter diesbezüglich einfach Glück? Vielleicht hatte er eben Zugang zu irgendwelchen Räumlichkeiten (Firma, Gartenlaube, Wohnwagen, etc) und musste diese kurzfristig zweckentfremden.
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass das zwangsläufig auf Planung hinweist.
Andersherum gesagt, vielleicht wäre der Fall heute sogar aufgeklärt wenn er eben keine, zufällige Unterbringungsmöglichkeit gehabt hätte?

Wobei ich schon auch finde, dass es Dinge gibt, die für eine Planung sprechen.
Es ist verzwickt…
Ich denke eher, dass der Plan primär darin bestand sie abzufangen und ins Auto zu kriegen.
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Wenn ich deine These richtig interpretiere, gehst du davon aus, dass Tanja ihren Entführer, man muss ja zunächst von einer Entführung ausgehen wenn man die diktierten Briefe hinzuzieht, flüchtig gekannt haben dürfte?
Flüchtig gekannt ist vermutlich eine Sache der Definition. Eine Bekanntschaft die nicht so eng ist als hätte man sich ständig getroffen, aber doch enger als bloß einmal getroffen und halb vergessen.
Was für mich allerdings ausschlaggebender ist, ist dass ich vermute, dass die beiden sehr zeitnahe noch Kontakt zueinander hatten. 1-2 Tage zuvor, da er immerhin von ihrem späteren Schulbeginn an diesem Tag wusste.
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Ich weiß nicht, ob man das allein, weil Tanja ein hübsches Mädchen gewesen ist, zugrunde legen kann, dass es sich um einen Bekannten handelte den Tanja den Kopf verdrehte? Das ist mir etwas zu einfach.
Die meisten Tötungen bzw. die Umstände die dazu führen, sind aber meistens sehr banal und unspektakulär, was es eigentlich umso trauriger macht, dass ein Leben dadurch verloren geht.
Reißerisch, durchgeplant und hochgradig böse, sind eigentlich nur die wenigsten, aber eben die, die durch die Medien gehen.
Grundsätzlich geht man in der Kriminologie davon aus, dass jeder Mensch zum Mörder werden kann, wenn die Umstände „passen“.
Ob das hier so war wissen wir wohl erst, wenn der Fall mal aufgeklärt ist, bis dahin ist aber jede Möglichkeit in Betracht zu ziehen, auch wenn ich diese favorisiere.
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Es kann natürlich so gewesen sein, aber im Umfeld, Freundeskreis hat sich da kein Anhaltspunkt ergeben. Die Kripo hat das ganze Umfeld, inkl. Freundeskreis umgekrempelt, wie der damalige HK durchaus glaubhaft machte. Da hätte sich zumindest aufgrund der Ermittlungen ein Anfangsverdacht gegen eine Person ergeben müssen, eine Beobachtung. Das gab es aber leider nie. Es gab nicht einen Anfangsverdacht oder einen Verdächtigen. Nothing.
Da bin ich anderer Meinung. Wenn man wirklich alles umgekrempelt hat, dann passierte es erst relativ spät. Das ist schade aber auch nachvollziehbar, da anfangs ja vieles auf ein freiwilliges Verschwinden hindeutete und man nicht von einem Verbrechen ausgehen musste.
Ich würde vermuten, dass der Fall erst ansatzweise ins Rollen kam, als Tanja an dem Wochenende, an dem sie angekündigt hatte nach Hause zu kommen, nicht kam.
Da hatte ein etwaiger Täter viel Zeit um sich wieder zu sortieren.

Ich habe aber im Gegensatz zu dir auch das Gefühl, dass der Fall Tanja bei der Polizei schon ein bisschen durchs Raster gefallen ist.
Das ist nicht unbedingt als schwere Kritik an den Ermittlern zu verstehen, aber als eine Meisterleistung würde ich es auch nicht betiteln.
Wenn man mal an den Fall Katrin Konert denkt, dann wird es noch deutlicher.
Ich vergleiche diesbezüglich Fälle zwar nicht gerne, da die Arbeit der Polizei sehr individuell ist und auch sein muss, trotzdem finde ich zeigt es auf, dass im Fall Tanja durchaus mehr drin gewesen wäre.

Dieser Fall wurde meines Wissens nie neu aufgerollt.
Es gibt immerhin Familie und Bekannte die Zweifel an einer lückenlosen Befragung im Umfeld geäußert haben.
Der Kontakt zwischen Ermittlern und Familie scheint praktisch nicht mehr zu bestehen bzw. wurde zuletzt nur mehr sehr verzögert auf Anfragen geantwortet.
Auch scheint die Vermisstenfahndung nicht mehr aktiv zu sein.
Wie hier schon diskutiert, hätte man durchaus eine Überprüfung der Postbeamten bezüglich der DNA Spur auf der Briefmarke durchführen können.

Der Ermittler deutete damals bei XY an, dass man von einem freiwilligen Verschwinden nicht mehr ausgeht, auch wenn alles möglich ist.
Es wäre also nicht falsch diesem Fall noch einmal richtig Aufmerksamkeit zu schenken…
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Du spielst mit Sicherheit auch auf die Beobachtung an, dass zwei Frauen Tanja in Begleitung eines dunkelhaarigen Mannes gesehen haben wollen? Ich bin da skeptisch.
An diese Sichtungen glaube ich auch nicht. Ich denke nicht, dass sie, nachdem sie in das Auto stieg, noch jemals gesehen wurde.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 02:34
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Die meisten Tötungen bzw. die Umstände die dazu führen, sind aber meistens sehr banal und unspektakulär, was es eigentlich umso trauriger macht, dass ein Leben dadurch verloren geht.
Reißerisch, durchgeplant und hochgradig böse, sind eigentlich nur die wenigsten, aber eben die, die durch die Medien gehen.
Grundsätzlich gebe ich dir da Recht. Die meisten Kapitalverbrechen sind Beziehungstaten und nur relativ selten kommt der Zufallstäter bei derartigen Delikten in Betracht und ist weniger die Planung eines Genies geschuldet. Das macht es aber auch oftmals so schwierig einen Täter auch zu überführen.


Jeder Fall ist individuell zu betrachten. Konkret in Tanjas Fall ziehe ich aber wie bereits erwähnt eine „planbare Zufallstat“in Betracht mit dem Motiv irgendein junges hübsches Mädchen zu entführen und über einen längeren Zeitraum sexuell zu missbrauchen. Die oder der Täter sind/ ist sicherlich auch kein Genie gewesen, allerdings schon jemand der rational und durchdacht vorging. Das mache ich nicht nur an den geschriebenen Briefen fest, sondern ist u.a. auch dem Umstand geschuldet, dass der Ablageort wo Tanjas Leiche liegen könnte bis Heute gänzlich unbekannt ist. Das ist schon ein Aspekt, dass da jemand genau wusste was er tat und ein derartiges Szenario vorher in seiner Phantasie durchgespielt haben könnte, bevor er dann letztendlich aktiv geworden ist.
Zitat von PotomacRiverPotomacRiver schrieb:Ich habe aber im Gegensatz zu dir auch das Gefühl, dass der Fall Tanja bei der Polizei schon ein bisschen durchs Raster gefallen ist.
Das ist nicht unbedingt als schwere Kritik an den Ermittlern zu verstehen, aber als eine Meisterleistung würde ich es auch nicht betiteln.
Das Angehörige oder Verwandte gern der Polizei den schwarzen Peter zuschieben, wenn ihr Kind verschwindet, ist ja wahrlich nicht unbedingt neu.

Es steht uns allerdings auch nicht zu, wie gut oder schlecht die Polizei in Tanjas Fall damals ermittelt hat, noch haben wir Einsicht in die Ermittlungsakten, um das auch nur ansatzweise beurteilen zu können.

Mir fallen da ganz andere Fälle ein, wo wirklich einiges schief lief bei den geführten Ermittlungen. Da sehe ich wie gesagt in Tanjas Fall überhaupt nicht.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 12:11
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Da waren Graphologen, Sachverständige des LKA dran und haben das überprüft. Das sind absolute Fachexperten. Es ist auch erwiesen, dass man eine Handschrift nicht wirklich fälschen kann. Das ist quasi eine Art DNA die Handschrift eines Menschen. Ein Unterschrift vielleicht, aber nicht ein geschriebener Brief.
Das dachte man bei Kujaus selbstgebastelten Hitler-Tagebüchern auch:
Das LKA Mainz vergleicht die Papiere nur mit echten Hitler-Dokumenten und gibt am 25. Mai auch grünes Licht
https://www.abendblatt.de/kultur-live/article108990488/Chronik.html
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Ich denke nicht das die Tat spontan war. Der Täter muss ja einen Ort gehabt haben, an den er Tanja bringen konnte. Das heißt, er muss alleine in einem Haus gewohnt haben, oder Zugang zu einer Gartenlaube/Garage/Keller oder ähnlichem gehabt haben.
Na entweder er hatte z.B. eine Gartenlaube oder eben nicht. Wenn ja, dann konnte er die auch spontan nutzen. Es war Ende Oktober, da wäre in einer Gartenanlage schon mehr oder weniger tote Hose gewesen.

Ich finde v.a. die Briefe ziemlich tricky. Die Aussage, man solle sich keine Sorgen machen und Tanja nicht suchen, wirken so plakativ, dass es schon fast wieder gegen eine Dritthand spricht. Die abgerissenen Papierfetzen wirken wie ein Liebesbrief, den man in der Schule heimlich jemandem zusteckt. Ein möglicher Täter hätte diese Wirkung natürlich kalkulieren können, dazu hätte er aber wissen müssen, ob es Tanjas Stil entsprach. Sonst wäre es nach hinten losgegangen. Sehr auffällig finde ich die Formulierung: "werde mich nächste Woche noch einmal melden". Was bedeutet: "noch einmal"? Man könnte interpretieren: Noch einmal und dann nie wieder. Für einen Täter wäre das naheliegend.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 12:58
Zitat von FriedrichA.IIIFriedrichA.III schrieb:Das dachte man bei Kujaus selbstgebastelten Hitler-Tagebüchern auch:
Der Vergleich hinkt doch aber gewaltig, wie ich finde. Wann war das? 1983, wenn ich mich recht entsinne. Damals benötigte man beispielsweise einen Fingerhut großen Blutstropfen um eine Fremd DNA feststellen zu können. Heute reicht eine Schweissperle aus.

Auch die Entwicklung in der Graphologie, um eine Handschrift zu verifizieren, gibt es Heute ganz andere technische Möglichkeiten, bzw. hat diese sich weiterentwickelt. Insofern würde man heute sofort gefälschte Hitlertagebücher erkennen.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 13:04
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Damals benötigte man beispielsweise einen Fingerhut großen Blutstropfen um eine Fremd DNA feststellen zu können. Heute reicht eine Schweissperle aus.
Ja, aber von heute reden wir ja gar nicht. Sondern von 1998.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 13:13
Zitat von FriedrichA.IIIFriedrichA.III schrieb:Ja, aber von heute reden wir ja gar nicht. Sondern von 1998.
Ja, aber auch da wird die Technik schon wesentlich weiter gewesen sein als es 1983 der Fall gewesen sein dürfte.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 13:22
@Coldcases
Möglicherweise. Oder eben auch nicht. Weißt du es? Kennst du die Methoden, mit denen die Mühlinghaus-Briefe analysiert wurden? Mich stört einfach die Absolutheit der Aussage:
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:dass man eine Handschrift nicht wirklich fälschen kann. Das ist quasi eine Art DNA die Handschrift eines Menschen.
Auch bei Kujau waren "absolute Fachexperten" des Landeskriminalamtes am Werk, auch wenn der Fall weiter zurückliegt als der Fall Mühlinghaus.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 13:55
Zitat von FriedrichA.IIIFriedrichA.III schrieb:Auch bei Kujau waren "absolute Fachexperten" des Landeskriminalamtes am Werk, auch wenn der Fall weiter zurückliegt als der Fall Mühlinghaus.
Sie haben es mehrfach bestätigt. Und die Briefe werden im Laufe der Jahre mit Sicherheit mehrfach untersucht worden sein. Ich schließe das absolut aus, dass der Täter ein absolutes Genie ist, der" perfekt" eine Handschrift fälschen kann. Ja, da ging im Kontext jemand planvoll vor, aber ein Genie/Genies war/waren das sicherlich nicht. Die meisten Taten sind auch wenig spektakulär, wo ein Mastermind dahinter stecken könnte. Das zeigt die Praxis immer wieder.


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18.12.2021 um 14:08
Zitat von FriedrichA.IIIFriedrichA.III schrieb:Möglicherweise. Oder eben auch nicht. Weißt du es? Kennst du die Methoden, mit denen die Mühlinghaus-Briefe analysiert wurden? Mich stört einfach die Absolutheit der Aussage:
Geschickte Fälscher machen sich nicht nur mit der Schrift vertraut, sondern auch mit Papier und Tinte“, weiß die Expertin aus 30-jähriger Berufserfahrung. Trotzdem sei die persönliche Handschrift ein Unikat. Beim Schreiben bilde jeder Mensch ein eigenes Bewegungsmuster aus. Und davon weiche er zeit seines Lebens im Grunde auch nicht mehr ab. Der Körper habe das gewissermaßen einprogrammiert, sagt Materna. Buchstaben haben immer den gleichen Schwung und der Stift werde stets an der gleichen Stelle abgesetzt.
Quelle: https://www.maz-online.de/Brandenburg/Eine-Handschrift-verraet-den-Faelscher


Ich denke damit erübrigt sich wohl Vieles. Wie soll also ein Täter in Tanjas Fall in kürzester Zeit ihre Handschrift perfekt fälschen können? Warum sich dazu überhaupt die Mühe machen? Mit welchem Zweck? Sorry, aber ich halte das für absoluten Unsinn. Das ergibt wirklich Null Sinn und ist schlichtweg, wie ich bereits bezogen auf einen Brief unmöglich.


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18.12.2021 um 14:26
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Nach der RTL+ Doku im Fall Liebs gab es nach der Sendung Hinweise in Richtung Tanja Mühlinghaus. Man sprach von einem vergleichbaren Fall. Vielleicht ermitteln die Behörden dahingehend auch?
Wurde das eigentlich jemals offiziell seitens der EB kommuniziert, dass die beiden Fälle auf einen Zusammenhang hin überprüft werden bzw worden sind?
Falls ja, hat jmnd eine Quelle dazu?
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Aber es kann natürlich sein das Tanja privat solche Blankohefte besaß und benutzt hat. Vielleicht hat sie in ihrer Freizeit gemalt/gezeichnet und hatte ein solches Heft in ihrer Schultasche dabei.
Finde ich grundsätzlich einen guten Gedankengang, allerdings nehme ich an, dass man zum malen / zeichnen wahrscheinlich eher einen Block als ein Heft verwenden würde, wie Tanja das jedoch gehandhabt hat, wissen wir natürlich nicht bzw wissen wir ja auch nicht, ob sie überhaupt gerne zeichnete / malte.
Personen aus ihrem Umfeld wie z B ihre Eltern, der Freund, die beste Freundin etc pp müssten über solche Gewohnheiten eigentlich etwas wissen / etwas dazu sagen können.
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Es kann natürlich sein das die Tat zwar geplant war, aber das Tanja ein Zufallsopfer war. Vielleicht war der Täter auf der Suche nach einem potenziellen Opfer und traf zufällig auf Tanja.
Finde ich sehr gut vorstellbar.
Wenn es um Tanja speziell gegangen sein sollte, müsste der Täter ja eigentlich aus ihrem persönlichen Umfeld stammen bzw sie schon eine Weile "beobachtet" / gestalked haben und darauf gibt es, soweit uns bzw der Öffentlichkeit bekannt, keine Hinweise im Fall Tanja Mühlinghaus.
Zitat von ColdcasesColdcases schrieb:Sie hätte sich befreien, durch Hilfeschreie auf sich aufmerksam machen können, wenn der Täter sie unbeaufsichtigt allein gelassen hätte.
Käme wohl sehr darauf an, in was für einer Location der Täter Tanja gefangen gehalten / versteckt hätte.
Wenn man z B von einem Einfamilienhaus in Alleinlage ausgeht, wäre es durchaus denkbar und möglich, dass der Täter sie dort auchmal für einen gewissen Zeitraum alleine / unbeabsichtigt gelassen hätte.


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Der Fall Tanja Mühlinghaus

18.12.2021 um 14:29
Zitat von ThoFraThoFra schrieb:Wurde das eigentlich jemals offiziell seitens der EB kommuniziert, dass die beiden Fälle auf einen Zusammenhang hin überprüft werden bzw worden sind?
Falls ja, hat jmnd eine Quelle dazu?
Hier wird das unter anderem erwähnt. Und der Modus Operandi ist ja durchaus ähnlich. Die genaue Presserklärung, deren Wortlaut habe ich jetzt allerdings nicht zur Hand. Sorry.
Laut der Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Paderborn und dem Polizeipräsidium Bielefeld sei auf einen Fall mit ähnlichem Modus Operandi hingewiesen worden.
Quelle: https://www.rtl.de/cms/nach-doku-ueber-frauke-liebs-polizei-bekommt-neue-hinweise-zu-ungeklaertem-toetungsdelikt-4873467.html


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18.12.2021 um 22:41
Zitat von FriedrichA.IIIFriedrichA.III schrieb:Sehr auffällig finde ich die Formulierung: "werde mich nächste Woche noch einmal melden". Was bedeutet: "noch einmal"? Man könnte interpretieren: Noch einmal und dann nie wieder. Für einen Täter wäre das naheliegend.
Das ist auch genau der Grund warum ich denke, dass beide Briefe am selben Tag geschrieben wurden und Tanja schon bald darauf nicht mehr lebte.
Dieses „noch einmal“ hat zwar mehr als nur eine Bedeutung, trotzdem lässt sie aufhorchen.
Hätte man Tanja über einen längeren Zeitraum festgehalten und die Briefe tatsächlich wie datiert geschrieben/abgeschickt, dann wäre es doch auch noch gar nicht absehbar gewesen ob man vielleicht noch einen dritten, vierten oder fünften Brief schreiben würde.


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