@DwarfIch war selber erstaunt...ich bin als Jugendliche eine Zeitlang, um die Nachmittage herumzubekommen, mit dem Bus kreuz und quer durch die Stadt gefahren - ging ja dank Schülermonatskarte zumindest in "meiner" Wuppertal-Ost-Wabe. Ich bin relativ schnell Busfahrern aufgefallen, und sie haben mich angesprochen, gefragt, ob niemand auf mich wartet und so weiter. Mit ein paar von den Busfahrern habe ich mich ein wenig "angefreundet", und daher weiß ich, dass in der Zeit viele Busfahrer ihre "Stammlinien" gefahren sind - gerade im Schülerverkehr. Und dass die echt viel mitbekommen. Daher denke ich eben auch, dass sie an dem Tag GAR NICHT mit dem Bus gefahren ist. In der Ecke, wo sie wohnt, fuhr damals nur ein Bus, und das war eine von den Linien, wo oft dieselben Fahrer im Einsatz waren. Ich weiß, dass gerade in dem Fall auch beim hiesigen Verkehrsunternehmen unter den Busfahrern Befragungen stattgefunden haben. Und ich gehe davon aus, dass eben um eine solche Uhrzeit ein Bus auf der Linie eher leer war. Mich sprachen öfter Busfahrer bei uns an, wenn ich später Schule hatte, und fragten, ob die erste Stunde ausgefallen ist. Daher vermute ich, WENN sie mit dem Bus gefahren wäre, hätte sich der Fahrer daran erinnert - spätestens bei den Befragungen. By the way - bei uns wird auch durch das Verkehrsunternehmen jede Suche nach abgängigen Kindern über Funk an alle Busfahrer weitergegeben...insofern bleibt für mich nur die Möglichkeit, dass sie im unmittelbaren Umfeld der elterlichen Wohnung in ein Auto gestiegen sein könnte. Und das wundert mich eher, dass das in der Siedlung damals keinem aufgefallen sein soll.
Der Fall ist und bleibt ein Rätsel, weil ich Wuppertal eben als eine Stadt kenne, wo Nachbarn eher nicht wegschauen. Wir haben zwar damals auch so an die 400.000 Einwohner gehabt, aber die einzelnen Stadtteile sind schon so strukturiert, dass die eher eine Art "Dorf-Charakter" haben. Da kennt man sich halt untereinander. Und gerade die Ecke Im Hölken war damals wenig bebaut und hatte eher so diese Strukturen: Reihenhäuslein, Mann geht arbeiten, Frau ist Mama und Hausfrau, also vormittags zuhause. Und da ist für mich der Knackpunkt: Da will keiner aus dem Fenster gesehen haben, dass das hübsche Nachbarsmädchen später als gewöhnlich zur Schule fährt, und dann noch eventuell mit einem Fremden? Es ist für mich irgendwie nicht vorstellbar...
Daher vermute ich halt eher, dass ein Treffpunkt in der Nähe vereinbart wurde, an dem das im Gewusel nicht so auffällt. Und da fällt mir eben in Oberbarmen der Berliner Platz ein. Da ist immer Gewusel...da könnte das wirklich sein, dass es nicht auffällt. Da ist die Endhaltestelle der Schwebebahn, auch damals haben dort schon so an die 20 Buslinien gehalten, außerdem ist dort ein Haltepunkt der Deutschen Bahn mit immerhin sechs Gleisen, auf denen S-Bahnen und Regionalzüge halten. Der Platz davor war schon immer sehr belebt - Geschäfte, die Post, Büdchen ...da kann ich mir halt eher vorstellen, dass es nicht so auffällt. Wenn ich dort etwas beobachten würde, würde ich es auch wieder vergessen.
Ich glaube schon daran, dass Tanja zumindest freiwillig mit jemandem mitgegangen ist. Ab wann dann aus "freiwillig" "unfreiwillig" wurde, das bleibt die große Frage...