Peggy Knobloch
07.01.2014 um 09:42
Hier noch ein Beitrag von "halbedelstein":
"Peggy Knobloch. 26.09.2013 um 14:44
Hier ein Bericht von Spiegel online hineinkopiert
TV-Interview zum Fall Knobloch: Weg vom Höllental
Wo ist ihr Kind, wer ist verantwortlich für sein Verschwinden? Seit zwölf Jahren fehlt von Peggy Knobloch jede Spur. Ihre Mutter sprach nun in einer Fernsehsendung über ihre grenzenlose Wut auf die Ermittler - und die Vorwürfe, die sie sich selbst macht.
Nach dem Verschwinden ihrer Tochter Peggy kehrt Susanne Knobloch dem oberfränkischen Lichtenberg den Rücken. Sie zieht weg aus dem Tausend-Einwohner-Ort, hoch über dem Höllental, mit seinen verwinkelten Häusern und verschlungenen Trampelpfaden. Verzweifelt versucht sie, ein neues Leben zu beginnen - trotz der Trauer und Ungewissheit, was ihrer neunjährigen Tochter auf dem Heimweg von der Schule wohl zugestoßen sein mag.
ANZEIGE
Es gelingt ihr nicht. Sie erklärt den 7. Mai 2001, als Peggy zuletzt lebend gesehen wurde, zum Todestag ihres Kindes. Obwohl bis heute keine Leiche gefunden wurde. Auf dem Friedhof in Nordhalben lässt sie einen Grabstein errichten mit einem Foto des Mädchens. "Wer nicht an Engel glaubt, der ist dir nie begegnet", ist eingraviert.
Susanne Knobloch hofft, mit diesem Schritt den ersehnten Schlussstrich ziehen zu können. Auch das gelingt ihr nicht. Stattdessen wird sie seit mehr als zwölf Jahren mit immer neuen Spuren, möglichen Hinweisen und aufgewärmten Fährten konfrontiert: dem Wiederaufnahmeantrag im Fall Ulvi K., einem geistig Behinderten, der wegen Mordes an Peggy verurteilt wurde; dem Verdacht gegen Robert E., einem verurteilten Sexualstraftäter und den Grabungen keine hundert Meter weit entfernt von Peggys Zuhause.
Die 41-Jährige sitzt am Mittwochabend in Köln im Studio von "Stern TV" und spricht erstmals über den neuen Tatverdächtigen, gegen den die Staatsanwaltschaft Bayreuth derzeit ermittelt: Holger E. aus Halle an der Saale.
"Warum ist man diesem Verdacht nie nachgegangen?"
Er ist kein Unbekannter für Susanne Knobloch, er ist der Bruder ihres früheren Nachbarn. Der damals 17-Jährige war in jenem Mai zu Besuch in Lichtenberg - und geriet auch in Verdacht. Ein Zettel mit seiner Adresse und Telefonnummer steckte in Peggys rotem Schulheft. Zudem trug er ein Amulett um den Hals mit einem Porträtbild der Neunjährigen. Es existiert auch ein Bild, das Holger E. in inniger Umarmung mit Peggy zeigt. Susanne Knobloch schaut konsterniert. "Das Foto sehe ich eben zum ersten Mal."
"Ich koche", sagt sie mit fester Stimme. "Warum ist man diesem Verdacht nie nachgegangen?" Warum haben sich die Ermittler vielleicht mit oberflächlichen Erklärungen vertrösten lassen? Dass man die Ermittlungen gegen Holger E. damals eingestellt habe, obwohl er anfangs ein falsches Alibi angegeben hatte, macht sie wütend.
Verdrängte Ängste keimen auf. "Hätte ich was merken sollen?", fragt Susanne Knobloch. Im Nachhinein seien ihr viele Ungereimtheiten aufgefallen: Dass sie vom Spätdienst im Altenheim nach Hause kam und Peggy im Wohnzimmer im Dunkeln saß. Wirkte sie gar verängstigt? Dass sie sich weigerte, zu duschen oder zu baden, einmal gar eine Unterhose wegwarf. Waren das versteckte Botschaften, die sie als Mutter falsch interpretierte, gar verkannte?
Verdrängte Vorwürfe überkommen sie. "Ich hätte das eher mitkriegen müssen, dass was nicht passt." Hingen Peggys schulische Misserfolge mit traumatisierenden Erlebnissen zusammen? Mit intensiv blauen Augen, die sie ihrer Tochter vermacht hat, starrt Susanne Knobloch ins Leere.
Neben ihr im Studio-Stuhlkreis sitzt Christoph Lemmer. Der Journalist hat mit seiner Kollegin Ina Jung im Mai das Buch "Der Fall Peggy" veröffentlicht - und nach akribischer Aktendurchsicht und fundierter Recherche bereits zu diesem Zeitpunkt Holger E. als Tatverdächtigen präsentiert.
"Er war verschossen in Peggy", sagt Lemmer. Gegenüber der Polizei habe Holger E. im Sommer 2001 behauptet, er und Peggy seien wie Bruder und Schwester gewesen, sie hätten ein außergewöhnliches Verhältnis zueinander gehabt. Den Beamten sei aufgefallen, dass Holger E. regelrecht in das Mädchen "vernarrt" gewesen sei. In seinem Zimmer habe er Fotos der Neunjährigen aufgestellt und ihr Konterfei auf eine CD-Hülle montiert. Auf dieser Diskette hätten die Ermittler kinderpornografisches Material sichergestellt. Die Neigung des Jugendlichen sei auch dessen Familie bekannt gewesen.
"Die Polizisten haben mich unter Druck gesetzt"
Susanne Knobloch sitzt fassungslos daneben. "Ich habe mir nicht wirklich was dabei gedacht, wenn Peggy bei den Nachbarn war", sagt sie und stellt klar: "Holger E. gehörte definitiv nicht zum engsten Familienkreis." Er sei lediglich der Verwandte der Nachbarn gewesen, sie habe ihn vielleicht einmal gesehen. Im Februar dieses Jahres wurde Holger E. zu sechs Jahren Haft verurteilt - er soll seine dreijährige Tochter sexuell missbraucht und sich auch an der Tochter seines Bruders vergangen haben.
ANZEIGE
Lemmer erwähnt noch, wie groß die äußerliche Ähnlichkeit zwischen Holger E. und dem verurteilten Ulvi K. sei: Statur, Größe, Physiognomie seien verblüffend. "Holger E. schaut Ulvi K. wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich", so Lemmer. Ulvi K. ist seit neun Jahren in einer geschlossenen Abteilung im Bezirkskrankenhaus in Bayreuth untergebracht. Der 36-Jährige ist ein tapsiger Typ mit kindlichem Gemüt und einem IQ von 67.
"Ich hab immer und immer wieder gesagt, dass ich sie nicht entführt und umgebracht hab. Aber die Polizisten haben mich unter Druck gesetzt. Sie haben zu mir gesagt, ich soll sagen, ich hab sie missbraucht, entführt und umgebracht", sagt Ulvi K. im Interview mit "Stern TV". Was er sich am meisten wünscht? "Dass man sie lebend findet", sagt er, hält kurz inne. "Und, dass ich rauskomme."
Nach der Verurteilung Ulvi K.s hatte Susanne Knobloch - geleitet von der Sehnsucht nach einem Abschluss - noch getönt: "Das ist gerecht!" Im Fernsehstudio rudert sie nun zurück. "Wenn ich das jetzt sehe, muss da schlampig ermittelt worden sein." Sie hoffe innig, dass "dieser Alptraum endlich ein Ende hat". Doch in ihrem Gesicht macht sich keine Erleichterung breit, als sie das sagt. Weil es seit zwölf Jahren immer wieder neue Spuren gebe. "Die kochen schnell hoch, aber genauso schnell verlaufen sie sich auch.""
Der Beitrag widmet sich den Zusammenhängen, wie sie in der Sendung, Stern TV dargelegt wurden.