PEGGY KNOBLOCH
Fall Peggy: Der Mörder, der keiner gewesen sein soll
Im Fall Peggy gibt es bis heute keine Leiche. Dafür einen Täter, der vielleicht unschuldig ist. Nun entscheidet sich, ob der Fall neu aufgerollt wird oder ein neuer Skandal droht.
Dies ist eine Geschichte, die unter die Haut geht. Sie erzählt von Verlust, einem Verbrechen und einem leeren Kindergrab. Von einem Täter und einem Gerichtsurteil. Und davon, dass sich viele Jahre später immer mehr die Erkenntnis durchsetzt: Vielleicht war alles ganz anders.
Über zehn Jahre nach dem Verbrechen wird noch ermittelt
Fängt man diese Geschichte von hinten an, dann ist da die Rede von einem neuen Tatverdächtigen in Sachsen-Anhalt und einer großen Durchsuchungsaktion vergangenen April im Örtchen Lichtenberg im Landkreis Hof. Dort ist 2001 das Mädchen Peggy spurlos verschwunden. Mehr als ein Jahrzehnt später wird immer noch ermittelt. Obwohl längst offiziell Recht gesprochen wurde. Ulvi Kulac, ein geistig behinderter Gastwirtssohn aus Lichtenberg, ist 2004 als Peggys Mörder verurteilt worden.
Vielleicht wird man auch irgendwann sagen: Zum Glück wird wieder ermittelt. Und zum Glück wird nun vielleicht alles neu aufgerollt.
Ist der Verurteilte wirklich Peggys Mörder?
Das Grab von Peggy Knobloch befindet sich in der Marktgemeinde Nordhalben im Kreis Kronach. Auf dem Grabstein steht: „Wer nicht an Engel glaubt, der ist dir nie begegnet.“ Das Grab selbst ist leer. Peggy wurde nie gefunden. Irgendwann hat man ihr Todesdatum festgelegt: auf den 7. Mai 2001. Das ist der Tag, an dem die Neunjährige aus Oberfranken auf dem Weg von der Schule nach Hause verschwand. Was wirklich geschah, ist umstritten. Die Diskussionen ebbten auch nicht ab, als Ulvi Kulac am 30. April 2004 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. War der Sonderling wirklich ein Mörder?
Wiederaufnahme des Verfahrens möglich
Der Frankfurter Rechtsanwalt Michael Euler hat zusammen mit Kulac’ gerichtlich bestelltem Vormund Gudrun Rödel jahrelang mit hohem Aufwand recherchiert. Sie kommen zu dem Ergebnis: Kulac kann es nicht gewesen sein.
Euler hat im April beim Landgericht Bayreuth einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens eingereicht. Spätestens im Januar, so sagt er gestern am Telefon, soll die Entscheidung des Gerichts bekannt gegeben werden. Die Staatsanwaltschaft hat vor knapp drei Wochen signalisiert, sie werde sich einer Wiederaufnahme nicht verschließen. „Dies stimmt mich zuversichtlich, dass mein Antrag Erfolg haben wird“, sagt Euler.
Rechtsanwalt hat neue Zeugen an der Hand
Der Jurist stützt sich unter anderem auf die Aussagen „zweier neuer Zeugen“, wie er sagt. Sie wollen Peggy am Tag ihres Verschwindens an der Seite eines unbekannten Mädchens gesehen haben. Daraus könnten sich neue Anhaltspunkte dafür ergeben, was an jenem Tag wirklich geschah – und welche Rolle Ulvi Kulac dabei spielte, so Euler.
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