Fallanalyse und Täterprofil
6.3.3.1 Der planende Sexualmörder (organized murderer) Seite 131
Charakteristika des Tatortes und des TathergangsDer Tatort hinterlässt den Eindruck, dass der unbekannte Mörder vor, während
und nach der Tat geplant und kontrolliert handelte. Das Opfer ist meist eine für
den Täter fremde Person, die jedoch aufgrund bestimmter Merkmale ausgewählt
wurde, wie etwa einem spezifischen Kleidungsstil. Der planende Täter
wendet deshalb oft beträchtliche Zeit und Mühe auf, seinem Schema entsprechende
Opfer zu suchen. Er besitzt soziale Kompetenz und wird sich seinem
Opfer nicht selten unter einem plausiblen Vorwand nähern. Häufig benutzen
planende Täter im Verlauf des Verbrechens das eigene Auto oder das ihres
Opfers. Es ist typisch für ihn, dass er seine Tat an mehreren Plätzen begeht. Der
Ort der Überwältigung des Opfers, der der Misshandlung und der Fundort der
Leiche sind also in aller Regel nicht identisch. Der planende Täter kann auf Vergewaltigung
oder Mord aus sein. Gleichwohl besteht immer die Gefahr der
Tötung des Opfers, denn ein geringer Anlass kann seine Aggressivität abrupt
steigern. Der planende Täter hat meist ausgeprägt sadistische Züge, er genießt
die Angst seines Opfers. Dass Machtausübung ein wesentliches Element ist,
zeigt sich auch in dem Gebrauch von Utensilien, die der Kontrolle über das
Opfer dienen. Oftmals fesselt, knebelt oder verbindet er seinem Opfer die
Augen. Seine zwanghafte gedankliche Beschäftigung mit Macht und Gewalt
spiegelt sich gelegentlich auch darin wider, dass Tatort und Tatvorgang von
Obsessionen und Ritualen geprägt sind. Der planende Täter bringt meist eine
eigene Waffe mit zum Tatort, die er nach dem Verbrechen wieder mit sich
nimmt. Allgemein ist er bemüht, keine Spuren zu hinterlassen. Häufig entfernt
er nach der Tat die Leiche des Opfers vom Tatort.
Charakteristika der Persönlichkeit und des Lebensstils„Planende Straftäter stehen in der Regel hoch im Geburtsrang (Geschwisterreihenfolge)
und sind häufig erstgeborene Söhne. Das Arbeitsverhältnis des
Vaters ist stabil. Der elterliche Erziehungsstil wird als inkonsistent wahrgenommen.
Der planende Straftäter besitzt einen durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen
Intelligenzquotienten, wenngleich das Niveau seiner Jobs
oftmals hinter seinen Fähigkeiten zurückbleibt. Er übt qualifizierte Tätigkeiten
aus, weist aber zugleich eine Arbeitsgeschichte auf, die durch Unbeständigkeit
charakterisiert ist. Vor den Morden sind oft Stressfaktoren im persönlichen Umfeld
zu beobachten, wobei die Stressoren häufig eheliche, finanzielle oder am
Arbeitsplatz auftretende Probleme darstellen. Der planende Täter ist sozial
integriert und lebt gewöhnlich mit einem Partner zusammen. Er berichtet
möglicherweise, dass er sich zur Tatzeit in einem allgemein wütenden Zustand
befand oder sich deprimiert fühlte. Vor dem Mord hat er eventuell Alkohol
konsumiert. Es ist wahrscheinlich, dass der planende Täter ein sich in einem
guten Zustand befindliches Auto besitzt. Sein ausgeprägtes Fantasieleben
spiegelt sich oft darin wider, dass er Souvenirs vom Opfer oder vom Tatort
mitnimmt.151 In seiner Wohnung finden sich häufig Zeitungsausschnitte über
die von ihm verübten Morde, was darauf hinweist, dass er die Berichterstattung
in den Medien verfolgte.“152 Gelegentlich ist zu beobachten, dass der planende
Sexualmörder nach einer Tat sein alltägliches Verhalten ändert und etwa außergewöhnlich
viel Alkohol trinkt oder seinen Wohnort oder Arbeitsplatz wechselt.
QUELLE:
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