Der tragische Tod von Tanja Gräff
25.05.2015 um 22:13
Ich kenne den Fall nur von Aktenzeichen. Und von youtube, wo diese ganzen Trierbuffy-Spintisiereien gepostet sind. Auf das Forum bin ich erstmals beim Bögerl-Fall gestoßen.
Das erste, was ich dachte, als ich in der letzten XY-Sendung von dem Auffinden der Leiche gehört hatte, war: wie beim Fall Bögerl! Man sucht wie verrückt, seilt sich irgendwo ab, fliegt mit der Wärmebildkamera durch die Gegend, schickt eine ganze Armada von Suchhunden ins Feld - und findet nichts! Obwohl man in unmittelbarer Nähe des späteren Fundortes bereits mehrfach gesucht hatte! Auch im Fall Bögerl wurde die Leiche genau an jener Stelle gefunden, wo man bereits ausgiebig gesucht hatte. Also, wie so etwas möglich ist, kann ich nicht begreifen. Aber es kommt in der Kriminalgeschichte offenbar immer wieder vor!
Ich habe mir die Sache folgendermaßen zusammengereimt. Bitte seht es mir nach, dass ich jetzt nicht alle 2ooo Seiten des Threads gelesen habe, sodass es also sein kann, dass meine Vermutung schon längst diskuttiert worden ist. Es scheint hier in diesem Forum prinzipiell ein gutes Vertrauen in Zeugenaussagen vorzuherrschen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Zeugenaussagen, insbesondere in Zusammenhängen mit Festen, Feiern, Konzerten, Volksfesten und ähnlichem, wenig verlässlich sind. So erwies es sich bereits mehrfach vor dem hiesigen Amtsgericht als schlichtweg unmöglich, eine einfache Schlägerei unter Jugendlichen, etwa am Rande eines Dorffestes aufzuklären. Auch wenn es 2o Zeugen gab. Denn dann waren es 2o verschiedene Aussagen.
Auch im Fall Gräff war es der Polizei offenbar schleierhaft, wie einmal ein Bauarbeiter an einer Stelle einen Streit mit einer Person beobachtet haben will, "die Tanja ähnlich sah" und andere Leute einen Streit beobachtet haben wollen, der nahezu zeitgleich an einer ganz anderen Stelle stattgefunden haben soll. Mich wundert dies wie gesagt wenig. Da Zeugenaussagen wirklich wenig verlässlich sind, wenn sich der Zeuge nicht gerade an wirklich etwas ganz Gravierendes erinnert.
Und dies war für mich zumindest bei der Zeugenaussage "Kabinenbahn" der Fall. Ein Anwohner will durch den lang anhaltenden panischen Schrei einer Frau aus dem Schlaf gerissen worden sein. Ich reimte mir die Sache also so zusammen: Dieser Schrei gegen 4.3o Uhr bezeichnet den Sturz von Tanja von der Klippe. Ich konnte mir dies so zusammenreimen, weil ich mit den Begebenheiten vor Ort nicht vertraut gewesen bin. So bin ich mir immer noch nicht klar, ob der Zeuge den Schrei an der Kabinenbahn Talstation oder Bergstation vernommen haben will.
Mein Gefühl sagt mir jedenfalls, dass der ungefähre Todeszeitpunkt von Tanja nicht wesentlich von ihrem letzten Handy-Gespräch kurz nach 4 und der letzten Zeugenbegegnung mit einem Freund, also ein verlässlicher Zeuge, der sie wirklich kannte, liegt. Ich glaube also, dass Tanja wahrscheinlich bereits tot war, als diese Zeugenaussagen mit Streitgesprächen gegen 5 Uhr und dem ominösen Unbekannten aus Luxemburg zustandegekommen sind.
Begründung: Warum sollte jemand, der das Fest an der FH verlassen will. Und sich dann um 4.13 Uhr auch noch mit Freunden in der Stadt verabredet, bis um halb sechs morgens sich auf dem Gelände der FH herumtreiben und dort irgendwelche Streitigkeiten abziehen?
Die Frage, die ich allerdings auch nicht beantworten kann, ist die, warum sollte jemand, der das Gelände der Fh verlassen will und sich mit Freunden in der Stadt verabredet hat, nun ausgrechnet in die entgegengesetzte Richtung, in Richtung Wald und Klippe aufbrechen? Ich habe wie gesagt keinerlei Ortskenntnisse. Die einzige logische Antwort wäre: es gibt in dieser Richtung auch noch einen Weg nach unten. Eine weitere Möglichkeit, Tanja trifft jemanden, der sie mit seinem Auto/Zweirad mit in die Stadt nehmen will, diese stehe jedoch auf einem Parkplatz in der Nähe der Absturzstelle. Die Frage wäre also: gibt es dort einen Parkplatz/Waldparkplatz?
Ich glaube nicht daran, dass Tanja gegen ihren Willen dort hingezerrt worden ist. Ich glaube auch nicht daran, dass sie jemand bei - inzwischen hellichtem - Tage auf dem Gelände der FH umgebracht haben könnte, bei hellichtem Tage und noch mehreren tausend anwesenden Zeugen die Leiche in den Kofferraim eines Autos verbracht haben könnte, um mit diesem dann noch eine Fahrt durch den Wald anzutreten, die Leiche über einen Zaun zu hiefen, ohne zu wissen, ob da unten jemand rumsteht oder was da überhaupt ist... Sorry, das ist einfach zu viel des Guten... Die meisten Affekttäter lassen die Leiche einfach liegen, wo sie ist und machen sich schnellstmöglichst bis panikmäßig aus dem Staub...
Ob in Begleitung oder nicht, ich glaube, dass Tanja die Absurzstelle freiwillig aufgesucht hat. Woher dieser Sinnes- bzw. Richtungswandel? Darauf habe ich leider auch keine Erklärung. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Tanja irgend einem Unbekannten mit in den Wald folgt. Wenn sie einen Begleiter hatte, so war ihr der entweder bekannt oder er war vertrauenserweckend oder hatte zumindest eine plausible Erklärung für den Spaziergang (z.B. mein Auto steht da).
Ist der Fussweg in die Stadt eigentlich wirklich so weit, dass man sich da die halbe Nacht im Wald um die Ohren schlagen muss, bis am Morgen der erste Bus fährt? Wann fährt der überhaupt? Was hatte eigentlich Tanja mit ihren Eltern ausgemacht, wie und wann sie wieder nach Hause kommen würde? Tanja wurden nirgends so geschildert, dass ihr das egal sei und dass sie nächtelang in der Gegend herumsaufen würde. Wenn ich bedenke, was wir mit 21 alles getrieben haben, kam mir Tanja doch vergleichsweise züchtig und eher kindlich/jugendlich vor, also jedenfalls nicht versoffen und auf schnelle Männerbekanntschaften inkl. Schäferstündchen im Wald aus...
Manchmal gibt es allerdings auch überhaupt keinen Grund für irgend etwas. Vor Jahren machte auch ich mal einen Spaziergang durch den Wald in einer eher abgelegenen Gegend. Ich kam an der Oberkannte eines Steinbruchs heraus. Diese war durch einen Zaun gesichert. Ich überkletterte ohne überhaupt an irgendwas zu denken den Zaun und machte noch ein paar Schritte auf den Abgrund zu, um einen Blick nach unten zu riskieren. Ich selbst kann nicht einmal sagen, warum ich das tat. Wäre ich abgestürzt, es hätte kein Mensch jemals sagen können, wie dies zustandegekommen sei...