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Aktenzeichen XY ungelöst - Der Fall Lolita Brieger

1.491 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kinder, Missbrauch, Babys ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Aktenzeichen XY ungelöst - Der Fall Lolita Brieger

14.07.2012 um 16:47
Im übrigen kann es nicht Sinn des Strafrechtes sein, riesige Verjährungsfristen festzulegen und damit der Verschleppung von Ermittlungen ungewollt Vorschub zu leisten. Die Opfer und deren Angehörige haben Anspruch auf zeitnahe und zügige Ermittlungen bei Tötungsdelikten. Es kann nicht sinnvoll sein, dass Kapitalverbrechen (Mord oder Totschlag) erst nach 30 oder 40 oder 50 Jahren aufgeklärt werden. Das oll kein Voruf sein, denn der Fall wurde ja jetzut aufgeklärt. Man darf sich dann aber nicht wundern, wenn aufgrund von Unklahrheiten nach so langer Zeit (29 Jahre nach der Tat) nur noch ein Freispruch rauskommen kann, weil Zeugen nicht mehr leben und weil die DNA-Spuren des Täters am Tatwerkzeug (Eisendraht) sich in Luft aufgelöst haben.


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Aktenzeichen XY ungelöst - Der Fall Lolita Brieger

14.07.2012 um 16:58
Korrektur: Das soll kein Vorwuf sein, denn der Fall Lolita Brieger wurde ja jetzt aufgeklärt. Das Urteil in dem Fall hatte sich nach dem Gesetz zu richten. Und dies erlaubte nur einen Freispruch. Wenn man den Angeklagten wegen Totschlags hätte verurteilen wollen, dann hätte man den F all ein paar Jahre früher vor Gericht bringen müssen. Die Mordanklage erfolgte vermutlich nur, weil klar war, dass der Totschlag bereits seit einem Jahr verjährt war und nicht weil man wirklich davon überzeugt war. Selbst ein Ausweichen der Anklage auf schweren Totschlag hätte nichts gebracht, denn das wäre nur eine Notlösung gewesen, wegen der Verjährungsfrist (30 Jahre). Es wäre an den Beweisen gescheitert.


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Aktenzeichen XY ungelöst - Der Fall Lolita Brieger

14.07.2012 um 17:07
Der Fall beweist, dass nur eine zeitnahe und zügige Ermittlungsarbeit sinnvoll ist, um zu vermeiden, dass nach vielen Jahren nichts mehr exakt aufgeklärt werden kann, ganz zu schweigen davon, dass man grundsätzlich immer die Verjährungsfristen beachten sollte.


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14.07.2012 um 17:42
@tayo
Zitat von tayotayo schrieb:@Scipper

muss Dir zustimmen, man hätte diesen Fall vor der Verjährungsfrist des Totschlags in die Medien bringen sollen
Ja, man hätte den Fall früher aufgreifen müssen, nachdem er jahrelang geschlummert hatte. Aber das soll beileibe kein Vorwurf sein. Denn schlussendlich wurde Lolita aufgefunden und das ist wichtig. Ob der Angeklagte zur Recht freigesprochen wurde, wird im Rahmen der Revision vom BGH überprüft.


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14.07.2012 um 17:56
@muscaria

Im Prinzip hast du Recht mit der Meinung, dass es kein richtiger Freispruch war. Es war, wenn man so will, kein Freispruch erster Klasse (wegen erwiesener Unschuld). Es war meines Erachtens auch nicht nur ein Freispruch wegen der Verjährungsfrist, sondern auch ein Freispruch aufgrund von mangelnden Beweisen. Und zwar mangelte es nicht nur am Beweis für einen Mord, sondern auch am Beweis für einen Totschlag. Auch wenn, das gebe ich ja zu, dass Landgericht glaubt, dass der Angeklagte einen Totschlag begangen hat. Der schlüssige Beweis für seine Täterschaft fehlt jedoch. Man kann es nur vermuten, aber man kann es nicht faktisch beweisen. Der Eisendraht bestand nur aus Fragmenten. Eine DNA-Spur des Täters war daran nicht mehr zu finden (nehme ich an). Was aber nicht wundert nach 29 Jahren. Denn nach 29 Jahren im Boden hatten sich die DNA-Spuren vermutlich verflüchtigt.


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14.07.2012 um 18:09
Der Ausgang des Gerichtsverfahrens war vorhersehbar, denn ein Zuschauer, der den Prozess als Beobachter verfolgte, hat im Fernsehen (ZDF) gesagt, dass er mit einem Freispruch rechnet.


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14.07.2012 um 18:38
Zitat von ScipperScipper schrieb:Der schlüssige Beweis für seine Täterschaft fehlt jedoch. Man kann es nur vermuten, aber man kann es nicht faktisch beweisen.
Wobei ich mich dann frage, wie so manches Mord-Urteil in der Vergangenheit begründet wurde, wo es nicht mal eine Leiche gab (z.B. Hartmut Crantz).


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14.07.2012 um 18:51
@muscaria

Das Landgericht Trier geht sehr gewissenhaft mit seinen Fällen um und verurteilt nicht einfach einen Unschuldigen wegen Mordes. Man vergleiche dazu nur den Fall Rudi Rupp, wo man den Angeklagten Geständnisse in den Mund legte, die sich als falsch erwiesen haben. Rheinland-Pfalz ist nicht Bayern.

Youtube: Im Zweifel gegen die Angeklagten - der Fall Rudi Rupp
Im Zweifel gegen die Angeklagten - der Fall Rudi Rupp
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14.07.2012 um 18:55
@Scipper
und das ist auch gut so, da hast du Recht!!!


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14.07.2012 um 18:57
@Malilule

Sorry, ich wollte nichts gegen Bayern sagen, aber ich denke, dass man in Rheinland-Pfalz sehr genau auf die Gesetze achtet, sicherlich auch in Bayern, aber es ist auch niemand unfehlbar. Der Fall Rudi Rupp ist ein Skandal. Das sind nicht meine Worte, aber das entnahm ich dem Filmbericht. So etwas brauchen wir nicht hierzulande. Denn das untergräbt die Moral und den guten Glauben an den Staat.


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14.07.2012 um 19:06
@Scipper: ich bin aus Rheinland-Pfalz :-) und ich habe es durchaus so gemeint wie ich es schrieb, dass dies zum Glück hier nicht so geschieht. Aber natürlich sehe ich das so wie du, dass deshalb das hoffentlich auch in Bayern ein Ausnahmefall ist.


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14.07.2012 um 19:10
@Malilule

Ich hoffe auch, dass das in Bayern nicht der Normalfall ist. Der Fall Rudi Rupp ist ja zum Glück neu verhandelt worden, so dass insoweit auch in Bayern für Recht und Ordnung gesorgt worden ist.


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14.07.2012 um 19:17
Was ich sehr gut finde. Aber leider ist es eben so, dass es nicht immer Gerechtigkeit gibt. Aber weißt du, ich las, dass du Katholik bist, ich bin von der anderen Seite (evangelisch) :-) Aber ich finde deine Gedanken richtig und gut, die du in den letzten Seiten geschrieben hast. Wirkliche Gerechtigkeit gib es meines Erachtens hier auf der Welt nicht. Weil immer Menschen bestimmen, was Recht und gerecht ist und wie schwer etwas wiegt oder nicht. Und eben wie oder wie nicht Dinge sanktioniert werden sollten. Trotzdem stimmt mich dieser Fall hier traurig und auch ein wenig wütend. Denn auch wenn ich dir bzgl. des Urteils recht gebe so, so ist das wieder so ein Fall, wo die einen (Familie Brieger) vermutlich schon seit Generationen zu den einfachen und hart kämpfenden Menschen gehören und dann auch noch zu allem Elend Pech dazu kommt und die auf der Sonnenseite (Familie K.) sogar aus dieser Sache "gut" rauskamen und der Josef (zumindest so wie ich das las) weiter bis 2011 ein anerkannter, geschätzter Bürger des Ortes war und auch privat sein Glück gefunden hat. Und dann spielt der Familie K. auch noch das Glück und das deutsche Gesetz (welches ich nicht anzweifele) in den Schoß....das finde ich so bitter, dass es so schwer ist von der Verliererseite auf die Sonnenseite zu kommen.


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14.07.2012 um 19:34
@Malilule

Es besteht ein gewisser Unterschied zwischen der Gerechtigkeit und der Rechtsprechung. Das habe ich mal in einem Buch gelesen. Der Unterschied beruht darauf, dass Menschen sich irren können. Wer will beurteilen, was in einem Täter vor rund 29 Jahren vor sich ging, wenn er eisern schweigt? Um einem Menschen einen Mord nachzuweisen, reicht es nicht aus auf die Leiche hinzuweisen und zu sagen: Der Mann hat aus niederen Beweggründen gehandelt. Was ist, wenn es nur Totschlag im Affekt war? Oder wenn das Opfer ausrutschte und mit dem Kopf auf den Boden aufschlug und tot war? Der Angeklagte hat eisern geschwiegen. Soll man ihn deshalb verurteilen? Nein. Denn er hatte nach dem Gesetz das Recht vor Gericht beharrlich zu schweigen. Sein Anwalt hat vor Gericht für ihn gesprochen.


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14.07.2012 um 19:40
Ja das stimmt auf jeden Fall. Aber ich denke, wenn wir nahe Angehörige von ihr wären und genauso überzeugt vom Mord wie das die ihre Familie ist dann würden wir das sicher auch nicht ganz so sachlich betrachten können.
Andere Frage: ich habe den Thread nicht ganz gelesen, wobei den größten Teil. Aber daher hoffe ich, dass ich nicht doppelt frage: stand sein Vater nie in Verdacht? Für mich wäre das auch eine Möglichkeit und, dass er deshalb vor Gericht geschwiegen hat um dessen Andenken nicht zu beschmutzen. Das widerspricht ja nicht dem, dass der Josef das mitbekommen hat (oder dabei war) und dann einen Freund bat, ihm beim Transport der Leiche zu helfen.
Aber sie wurde doch von hinten erdrosselt, oder? Also da schließe ich persönlich mal einen Unfall eher aus... So, jetzt bin ich aber wech....bis morgen! Schönen Abend wünsch ich allen!!!


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14.07.2012 um 20:03
@Malilule

Es ist ein Fehler, diesen Fall als Mord anzusehen, wenn es nur ein Totschlag gewesen sein kann. So wie sich der Fall nach den Berichten darstellt, handelte der Angeklagte aus einem Affekt heraus. Da Totschlag aber verjährt ist, weil der Fall zu lange auf Eis lag, war der Freispruch vorhersehbar.

Man tut den Angehörigen keinen Gefallen, wenn man ständig sagt: Das war Mord. Es war kein Mord, denn dafür fehlt der Beweis. Dass der Totschlag verjährt ist, liegt an den Gesetzten und an der Tatsache, dass man sich 29 Jahre lang Zeit gelassen hat, bevor es zur Anklage kam !!!

Das soll kein Vorwurf sein, aber das ist die Sachlage und damit muss man suiczh abfibnden und sollte sich nicht einreden, dass ein Mord vorlag, weil ein solcher nicht nachweisbar war. Es war Totschlag und der war seit einem Jahr und ein paar Tagen verjährt. Daher war der Angeklagte freizusprechen.


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14.07.2012 um 20:16
Man sollte sich damit abfinden, dass der Gericht den Totschlag zwar annahm, aber dass dieser aufgrund Zeitablaufs verjährt war. Laut Gerichtsurteil lag kein Mord vor. Denn hätte ein Mord vorgelegen, dann wäre es ja nicht zu dem Freispruch gekommen, weil Mord niemals verjährt.


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14.07.2012 um 20:17
Zitat von ScipperScipper schrieb:Denn er hatte nach dem Gesetz das Recht vor Gericht beharrlich zu schweigen.
Ja, das Recht hatte er. Trotzdem irritiert mich der Gedanke, dass Angeklagte zukünftig nur noch schweigen könnten, weil das die größte Chance auf ein mildes Urteil verspricht.

Diese Vorstellung stellt mein Rechtsempfinden auf den Kopf.
In den wenigen Wochen, die ich hier mitlese, ist es schon einige Male ins Wanken geraten.


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Aktenzeichen XY ungelöst - Der Fall Lolita Brieger

14.07.2012 um 20:28
@muscaria

Ich nehme an, dass der Verteidiger dem Angeklagten dazu geraten hat, eisern zu schweigen. Das mag auch dem Naturell des Angeklagten entsprochen haben. Denn er galt von Natur aus als schweigsam. Die bayrischen Ermittler (wie im Fall Rudi Rupp) hätten sich an diesem Mann die Zähne ausgebissen.


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14.07.2012 um 20:37
@muscaria
Zitat von muscariamuscaria schrieb:Ja, das Recht hatte er. Trotzdem irritiert mich der Gedanke, dass Angeklagte zukünftig nur noch schweigen könnten, weil das die größte Chance auf ein mildes Urteil verspricht.
Dieser Fall wird niemals eintreten, denn nicht jeder Angeklagte will eisern schweigen. Das hat an sich nichts mit Verteidigungsstrategie zu tun, sondern einfach nur mit der Mentalität eines Menschen. Der Angeklagte lebte sehr zurückgezogen und hat vermutlich von Natur aus nicht sehr viel geredet.


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