Hier ist noch ergänzend ein aktueller Bericht des Kölner Stadtanzeigers mit einigen Informtionen über die Grabungen und zur Person des Tatverdächtigen:
"Suche nach Überresten geht weiter
Von Franz-Albert Heinen, 10.10.11, 17:17h, aktualisiert 10.10.11, 17:32h
Das Grabungsteam stieß am Montag auf eine Illustrierte aus dem Jahr 1972. Wie es hieß, kann die Leiche kaum tiefer liegen. Im Einsatz sind neben einem Bagger inzwischen mehrere Radlader.
DAHLEM-FRAUENKRON - Die Suche nach den sterblichen Überresten der mutmaßlich am 4. November 1982 getöteten 18-jährigen schwangeren Lolita Brieger wurde gestern unvermindert fortgesetzt. Inzwischen werden mehrere Radlader zusätzlich zum Bagger eingesetzt, die Arbeiten gehen dank optimierter Abläufe zügiger voran als anfangs. Ein Teil der ehemaligen Dorfmüllkippe von Frauenkron, in der die Leiche – angeblich in Silofolie zum Paket verschnürt – vergraben worden sein soll, ist bereits bis in die Tiefe abgegraben worden.
Die Kripo unter ihrem Ermittlungschef, Hauptkommissar Wolfgang Schu, ließ an der Stelle so lange in die Tiefe baggern, bis man ziemlich sicher sein konnte, dass der darunter liegende Abfall weitaus älter war als 1982. Ein sicheres Indiz lieferte schließlich der Fund einer Illustrierten: eine „Neue Revue“ von 1972. Tiefer kann die Leiche kaum liegen. Nun kann man aber einen Teil der Erdabdeckung aus der Rekultivierungsmaßnahme in die zuvor ausgehobene Grube baggern, so dass es schneller geht. Bis zum Mittag waren die sterblichen Überreste nicht entdeckt worden. Nach dem Abtragen einer neuen 30-Zentimeter-Schicht schlugen auch die Leichenspürhunde erneut nicht an.
Der gesamte Aushub an Müll wurde penibel von mehreren Beamten mit Gartenharken durchsucht. Dabei wurde mancherlei zutage gefördert, darunter etliche Tierknochen. Was allerdings kaum verwundern kann: Es handelt sich um eine landwirtschaftlich geprägte Region, in der häufig auch Tierkadaver anfallen, die früher vielfach einfach auf der Dorfmüllkippe entsorgt wurden. Besonders sorgsam gingen die Beamten immer dann vor, wenn sie Plastikfolie fanden.
Unter Druck geraten
Ermittler Schu bestätigte indessen, was bereits unmittelbar nach dem Verschwinden der im sechsten Monat schwangeren Lolita im Dorf die Runde machte: Der junge Landwirt aus dem Nachbarort Scheid, mit dem das Mädchen liiert war, sei unter Druck geraten, als der Alt-Landwirt, also der Chef auf dem Hof, erklärt habe, dass er dieses Mädchen nicht auf dem Hof sehen wolle. Unter anderem habe der Alt-Bauer, der nach Erzählungen aus dem Umfeld eine erfolgreiche Stierzucht betrieb, der jungen Frau Geld angeboten, damit sie von seinem Sohn, von dem sie mutmaßlich das Kind erwartete, ablasse. Nach einigem Hin und Her habe der Vater mit der unerwünschten Liebschaft seines Sohnes abends ein Treffen in einer Gaststätte vereinbart, um womöglich doch noch Einigkeit zu erzielen.
Schu: „Dazu kam es nicht.“ Stattdessen, so der Ermittler, sei Lolita Brieger gegen 14 Uhr von einem Zeugen in unmittelbarer Nähe des etwas außerhalb des Ortes liegenden Hofes der Landwirtsfamilie gesehen worden. Da dürfte nach Einschätzung der Ermittler das geschehen sein, was die junge Frau abends daran hinderte, zum Treffen mit dem Vater des Freundes zu kommen.
Schu skizzierte die mögliche Zwangslage des Sohnes so: Unter dem Druck des Vaters könnte sich der Jungbauer zuvor doch zur Trennung entschlossen haben. Als Lolita dann gegen 14 Uhr am Hof erschien, könnte er das als Indiz dafür gewertet haben, dass sie ihn womöglich umstimmen und die Beziehung fortsetzen wollte. Dafür schien auch die Tatsache zu sprechen, dass sie weiterhin das Kind zur Welt bringen wollte.
In Frührente gegangen
In der Zwangssituation (einerseits unter dem Druck des Vaters und Hofbesitzers, der die schnelle finanzielle Lösung wollte, andererseits unter moralischem Druck seitens der Mutter seines künftigen Kindes) könnte es zur Kurzschlussreaktion gekommen sein, die mit Lolitas Tod endete. Zwei Tage später, so sagt es jedenfalls ein Zeuge aus, habe er mit dem Jungbauern zusammen die Leiche zur damals bereits geschlossenen Müllkippe gebracht und vergraben.
Der Jungbauer übernahm später den Hof und baute ihn weiter aus. Zwischenzeitlich scheiterten nach Berichten der Bevölkerung und der Presse zwei Ehen. Bis Anfang des Jahres betrieb er diese Landwirtschaft im Haupterwerb, dann ging er mit 50 Jahren, angeblich nach einem Unfall durch herabgestürzte Heuballen, in Frührente. Anwohner berichten, dass inzwischen der größte Bauer der Region die landwirtschaftlichen Flächen übernommen hat. Derzeit sitzt der 50-Jährige unter Tatverdacht in Untersuchungshaft."
http://www.ksta.de/html/artikel/1318243866512.shtml (Archiv-Version vom 11.10.2011)